Das Harfenmädchen von Theodor Storm

Das war noch im Vaterstädtchen;
Da warst du gar zierlich und jung,
Ein süß schwarzäugiges Dirnlein,
Zur Liebe verständig genung.
 
Und wenn dir die Mutter zu singen
Und Harfe zu spielen gebot,
So scheutest du dich vor den Leuten
Und klagtest mir heimlich die Not.
 
»Wann treff ich dich wieder und wo doch?«
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»Am Schlosse, wenn's dunkel ist.«
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Und abends bin ich gekommen
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Und habe dich fröhlich geküßt.
 
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Sind sieben Jahr vergangen,
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Daß ich dich nicht gesehn;
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Wie bleich doch sind deine Wangen,
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Und waren so blühend und schön!
 
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Wie greifst du so keck in die Saiten
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Und schaust und äugelst umher!
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Das sind die kindlich scheuen,
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Die leuchtenden Augen nicht mehr.
 
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Doch kann ich den Blick nicht wenden,
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Du einst so reizende Maid;
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Mir ist, als schaut ich hinüber
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Tief, tief in vergangene Zeit.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Das Harfenmädchen“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
135
Entstehungsjahr
1817 - 1888
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht trägt den Titel „Das Harfenmädchen“ und wurde von Theodor Storm verfasst, einem deutschen Dichter aus dem 19. Jahrhundert, der von 1817 bis 1888 lebte. Er gehört zur literarischen Strömung des Realismus.

Das Gedicht wirkt auf den ersten Blick nostalgisch und wehmütig. Es scheint von verlorenen Zeiten und verschwundener Jugend zu sprechen, mit starkem Fokus auf Veränderung und Verlust.

Der Inhalt des Gedichts lässt sich wie folgt zusammenfassen: Das lyrische Ich erinnert sich an ein Mädchen, das es in der Jugend in seiner Heimatstadt kannte. Sie war damals jung, attraktiv und intelligent genug, um Liebe zu verstehen. Sie sang und spielte Harfe, obwohl sie sich dabei vor den Menschen scheute. Sie trafen sich heimlich am Schloss im Dunkeln, wo das lyrische Ich sie fröhlich küsste. Sieben Jahre sind seitdem vergangen und das lyrische Ich hat sie seitdem nicht wieder gesehen. Sie ist nicht mehr so blühend und schön wie in der Jugend. Sie spielt nun selbstbewusst Harfe und hat nicht mehr den kindlich scheuen Blick. Aber das lyrische Ich ist immer noch von ihr fasziniert und fühlt sich in die Vergangenheit zurückversetzt.

Der Sprecher des Gedichts scheint eine melancholische Sehnsucht nach der Vergangenheit, und insbesondere nach der Zeit, die er mit dem Mädchen verbracht hat, zu empfinden. Die Worte drücken eine tiefe Bitterkeit über den unerbittlichen Lauf der Zeit und die Veränderungen, die sie mit sich bringt, aus. Es ist auch eine spürbare Trauer über das Vergehen der Jugend und dessen Unvermeidlichkeit zu verspüren.

Bezüglich der Form und Sprache des Gedichts lässt sich feststellen, dass es in sechs Strophen mit je vier Versen unterteilt ist. Die Sprache ist klar und nachvollziehbar, aber dennoch bildreich und emotional. Die Verse reimen sich, was dem Gedicht eine musikalische Qualität verleiht und den melancholischen Ton unterstreicht.

Das Gedicht ist in einem eindringlichen und persönlichen Stil geschrieben, der es leicht macht, sich in das lyrische Ich und seine Gefühle hineinzuversetzen. Es gibt ein starkes Gefühl der Nostalgie und der Sehnsucht, die durch die besonders lebendigen und detailreichen Beschreibungen des Mädchens und ihrer Veränderungen verstärkt wird.

Insgesamt ist „Das Harfenmädchen“ ein tief bewegendes Gedicht, das die vergehrende Zeit, Veränderungen und das Erwachsenwerden thematisiert. Es legt den Fokus auf den schmerzhaften Verlust der Jugend und die damit verbundenen Veränderungen, sowohl physisch als auch emotional.

Weitere Informationen

Theodor Storm ist der Autor des Gedichtes „Das Harfenmädchen“. 1817 wurde Storm in Husum geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1833 und 1888. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Storm handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 135 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Theodor Storm ist auch der Autor für Gedichte wie „Knecht Ruprecht“, „Käuzlein“ und „Loose“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Harfenmädchen“ weitere 131 Gedichte vor.

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