Auf eigenen Füßen - Donnerwetter! von Frank Wedekind

In der Jugend frühster Pracht
Tritt sie einher - Donnerwetter!
Nur von Eitelkeit erfüllt,
Das Herz noch leer - Donnerwetter!
 
Ganz mit frühlingsfrischen Reizen
Angetan - Donnerwetter!
Und erblickt in allen Männern
Nur den Mann - Donnerwetter!
 
Donnerwetter, zeigt der Gang,
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Donnerwetter, Überschwang!
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Donnerwetter, diese Glieder,
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Donnerwetter, welch ein Fang!
 
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Donnerwetter, erst im Traum,
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Donnerwetter, gibt sie kaum
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Ihrer Neigung hin und wieder
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Etwas Raum - Donnerwetter!
 
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Donnerwetter, aber plötzlich
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Drängt die Leidenschaft zum Ziel,
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Donnerwetter, hochergötzlich,
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Donnerwetter, wird das Spiel!
 
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Donnerwetter, sinkt zurück,
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Donnerwetter, voller Glück
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Sie zum ersten Male nieder,
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Welch ein Blick - Donnerwetter!
 
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Juchhei, Hallo,
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Wie fühlt die Maid sich froh!
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Hallo, Juchhei,
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In ihres Lebens Mai!
 
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Wenn auch der Mai mit Sturm begann,
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Lustig geht's fortan:
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Heute mit den Fürstenkindern,
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Morgen mit den Bürstenbindern.
 
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Wild saust sie durchs Leben dann,
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Donnerwetter, unter Jubel und Geschrei
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Juchhei!
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Wie klug sie's ersann,
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Wie klug sie's gewann,
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Voller Grauen erzählt's so mancher Mann
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Donnerwetter!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Auf eigenen Füßen - Donnerwetter!“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
39
Anzahl Wörter
156
Entstehungsjahr
1864 - 1918
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf eigenen Füßen - Donnerwetter!“ ist von Frank Wedekind, einem deutschen Schriftsteller und Dramatiker, der von 1864 bis 1918 lebte. Dieses Gedicht lässt sich wohl am ehesten dem späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert zuordnen, eine Zeit, die auch als Fin de Siècle bekannt ist und in der stark über die Rolle der Frau in der Gesellschaft diskutiert wurde.

Bei einem ersten Lesen fällt vor allem die wiederholte Verwendung des Ausdrucks „Donnerwetter!“ auf, der im Deutschen eine Mischung aus Überraschung, Bewunderung und möglicherweise auch Missbilligung ausdrückt. Es scheint das zentrale emotionale Motiv des Gedichts zu sein.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht das Heranwachsen und das eigenständige Leben einer jungen Frau, die ihre Jugend und Schönheit genießt. Sie macht erste Erfahrungen mit Männern und genießt ihre Unabhängigkeit, ist dabei aber auch von Eitelkeit geprägt. Das lyrische Ich, vermutlich ein männlicher Beobachter, scheint von ihrer Art und ihrem Lebensstil sowohl fasziniert als auch schockiert zu sein.

In formaler Hinsicht besteht das Gedicht aus sieben vierzeiligen und einer siebenzeiligen Strophe. Es nutzt eine Mischform aus freien und gereimten Versen, wobei besonders der ständige Wechsel und die Wiederholung des „Donnerwetters“ auffällt.

Die Sprache des Gedichts ist lebhaft und expressiv und verwendet umgangssprachliche Ausdrücke und Interjektionen („Juchhei“, „Hallo“), was die scheinbare Lebensfreude und Unabhängigkeit der Frau verstärkt. Gleichzeitig wird durch den Gebrauch von Metaphern („sinkt zurück“, „voller Glück“) eine erotische Dimension hinzugefügt, die den anscheinend skandalösen Charakter ihres Lebensstils unterstreicht.

Insgesamt stellt das Gedicht eine scharfe Beobachtung der gesellschaftlichen Normen und Erwartungen an Frauen zu Wedekinds Zeit dar. Es scheint sowohl Bewunderung als auch Kritik für die selbstbestimmte, unabhängige Lebensweise der jungen Frau auszudrücken. Daher kann es als Kommentar auf die damaligen Geschlechterrollen und die Emanzipation der Frau gesehen werden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Auf eigenen Füßen - Donnerwetter!“ ist Frank Wedekind. Im Jahr 1864 wurde Wedekind in Hannover geboren. In der Zeit von 1880 bis 1918 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 156 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 39 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Die Gedichte „An Bruno“, „An Elka“ und „An Francisca de Warens“ sind weitere Werke des Autors Frank Wedekind. Zum Autor des Gedichtes „Auf eigenen Füßen - Donnerwetter!“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.

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