Lebensmotto von Louise Franziska Aston

Fromme Seelen, fromme Herzen,
Himmelssehnend, lebenssatt;
Euch ist rings ein Thal der Schmerzen,
Eine finst're Schädelstatt!
Mag in schreckenden Gesichten
Bang vor mir das Schicksal steh'n;
Nie soll mich der Schmerz vernichten,
Nie zerknirscht und reuig seh'n!
Freiem Leben, freiem Lieben,
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Bin ich immer treu geblieben!
 
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Leben - Meer, das endlos rauschend
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Mich auf weiten Fluten trägt:
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Deinen Tiefen freudig lauschend
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Steh' ich sinnend, stummbewegt.
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Stürzt Gewittersturm, der wilde,
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Jauchzend sich in's Meer hinein,
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Schau' ich in dem Flammenbilde
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Meines Lebens Wiederschein.
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Freiem Leben, freiem Lieben,
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Bin ich immer treu geblieben!
 
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Liebe - von der Welt geächtet,
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Von dem blinden Wahn verkannt,
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Oft gemartert, oft geknechtet,
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Ohne Recht und Vaterland;
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Fester Bund von stolzen Seelen
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Den des Lebens Glut gebar,
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Freier Herzen freies Wählen
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Vor der Schöpfung Hochaltar!
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Freiem Leben, freiem Lieben,
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Bin ich immer treu geblieben!
 
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Und so lang' die Pulse beben,
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Bis zum letzten Athemzug,
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Weih' der Liebe ich dies Leben,
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Ihrem Segen, ihrem Fluch!
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Schöne Welt, du blühend Eden,
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Deiner Freuden reicher Schatz
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Giebt für alle Schicksals Fehden
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Vollen, köstlichen Ersatz!
39 
Freiem Lieben, freiem Leben,
40 
Hab' ich ewig mich ergeben!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Lebensmotto“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
183
Entstehungsjahr
1814 - 1871
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lebensmotto“ wurde von Louise Franziska Aston verfasst, einer Schriftstellerin und Frauenrechtlerin aus Deutschland im 19. Jahrhundert. Im Kontext der Epoche kann Aston als Vorläuferin der Frauenbewegung verstanden werden und das Gedicht reflektiert, wie viele ihrer Werke, diese rebellischen Denkweisen und ihren Aufruf zur persönlichen und sozialen Freiheit.

Im ersten Eindruck erscheint das Gedicht energisch und bestimmt. Es handelt von der uneingeschränkten Auslebung von Liebe und Leben, ihrem „Lebensmotto“, welches sie trotz aller umgebenden Schmerzen und schwierigen Umstände stets beibehält. Sie weigert sich, durch Leid zerbrochen oder reuig zu werden und bekräftigt ihre Treue zu einem freien Leben und einer freien Liebe. Das Leben wird als Ozean dargestellt, in den sich Aston mit Begeisterung und ohne Angst hinein stürzt. Sie spricht auch von der oft verkannten und unterdrückten Liebe, aber bleibt trotzdem bei ihrer Überzeugung von freier Wahl und Betonung der Liebe als essentiellem Lebensbestandteil. Schließlich betont sie ihre endlose Hingabe zu diesem Motto der Freiheit, das ihr trotz aller Schwierigkeiten volle Freude und Erfüllung bringt.

Formal besteht das Gedicht aus vier gleichen Strophen mit jeweils zehn Versen, die ein konstanter Rhythmus und Reim durchziehen, was Stabilität und Beständigkeit suggeriert und zum Inhalt des Gedichts passt. Die Sprache ist sehr bildhaft und reich an Metaphern, der Gebrauch von Naturbildern wie dem Meer und dem Eden, lässt emotionale und spirituelle Aspekte des menschlichen Lebens anklingen. Der wiederholte Ausruf „Freiem Leben, freiem Lieben, Bin ich immer treu geblieben!“ betont Astons Überzeugung und Einsatz für Unabhängigkeit und Selbstermächtigung.

Insgesamt lässt sich in Astons Gedicht eine starke Ausdruckskraft und Leidenschaft entdecken, die ihre progressive und rebellische Haltung widerspiegelt und eine ständige Herausforderung an die gesellschaftlichen Normen und Einschränkungen ihrer Zeit darstellt.

Weitere Informationen

Louise Franziska Aston ist die Autorin des Gedichtes „Lebensmotto“. Geboren wurde Aston im Jahr 1814 in Gröningen. In der Zeit von 1830 bis 1871 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 183 Worte. Louise Franziska Aston ist auch die Autorin für das Gedicht „Die Türkin“, „Lied einer schlesischen Weberin“ und „In Potsdam“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Lebensmotto“ weitere 23 Gedichte vor.

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