Versöhnung von Karoline Marie Luise Brachmann

Die gekränkte Liebe
Weint im Kämmerlein
Sich die Augen trübe,
Schluchzt in sich hinein.
 
Und der wilde Knappe
Pocht an ihre Tür:
Draußen steht mein Rappe,
Reich die Handschuh mir!
 
Zaudernd mit dem Schritte,
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Reicht sie abgewandt
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Handschuh ihm zum Ritte;
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Doch er faßt die Hand,
 
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Zieht die Heißgeliebte
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An die Lippen schnell,
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Küßt ihr das getrübte
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Auge wieder hell.
 
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Und sein Rappe stampfet
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Wohl die ganze Nacht,
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Bis der Morgen dampfet
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Und die Aue lacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Versöhnung“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
76
Entstehungsjahr
1777 - 1822
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Karoline Marie Luise Brachmann, einer deutschen Schriftstellerin und Dichterin, die vom 9. Februar 1777 bis zum 17. September 1822 gelebt hat. Daher liegt die zeitliche Einordnung im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert, innerhalb der literarischen Epoche der Romantik.

Beim ersten Eindruck nimmt man einen emotionalen Konflikt wahr, der durch das Gefühl von Kränkung und die darauffolgende Versöhnung gekennzeichnet ist. Das Gedicht erzählt dabei die kurze Geschichte einer gekränkten Liebenden, von ihrem Kummer, der Begegnung mit ihrem liebenden Partner und der finalen Versöhnung.

In den ersten vier Versen wird die Szene mit der weinenden, gekränkten Liebenden eingeführt. Das lyrische Ich drückt hier Kummer und Einsamkeit aus. Mit dem Erscheinen des „wilden Knappen“ in den darauffolgenden Versen bahnt sich eine Wende im Gedicht an. Sein Auftauchen und die Handlung, die Handschuhe der Liebenden zu erfragen, sind Symbole seiner Entschlossenheit, die Beziehung zu heilen und der verschmähten Liebe entgegenzutreten. Im weiteren Verlauf wird diese Initiative mit dem Ritual des gemeinsamen Ausritts fortgesetzt, welcher symbolisch für die Wiedervereinigung und Wiedergutmachung steht. Das Gedicht endet mit einer friedlichen Morgenstimmung, welche die gelöste Spannung und die Versöhnung zwischen den beiden Liebenden darstellt.

Hinsichtlich der Form folgt das Gedicht dem Muster eines Vierzeilers, was für Klarheit und einfachen Verlauf sorgt. Die Reime sind kreuzweise gereimt, wodurch die Verse harmonisch verbunden werden. Im Hinblick auf die Sprache bedient sich die Dichterin einer bildreichen, sinnlichen Sprache, um den Gefühlszustand der Figuren und die stimmungsvollen Szenen zu beschreiben. Die gewählten Metaphern und Symbole, wie etwa das „trübe Auge“ oder der „dampfende Morgen“, verstärken die emotionalen Konnotationen und fördern die Identifikation des Lesers mit den Protagonisten. Ihr poetischer Stil ist einfach und dennoch tiefgründig. Sie vermittelt mit wenigen Worten ein komplexes Bild von Leid, Liebe und Versöhnung.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Versöhnung“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Karoline Marie Luise Brachmann. 1777 wurde Brachmann in Rochlitz geboren. In der Zeit von 1793 bis 1822 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 76 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Dichterin Karoline Marie Luise Brachmann ist auch die Autorin für Gedichte wie „Treue Liebe“, „Meine Wahl“ und „Columbus“. Zur Autorin des Gedichtes „Versöhnung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 20 Gedichte vor.

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