Ahndung der Genesung von Friederike Brun

Wölbender Aether,
Schimmerndes Blau,
Grünende Fluren,
Perlender Thau!
Kühlende Lüfte,
Wehende Düfte,
Hallende Töne,
Wallende Schöne,
Hebet den Busen mir, strömet durch's Herz,
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Mit der Erinn'rung tiefwogendem Schmerz!
 
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Rieselnde Quellen,
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Spiegelt den hellen,
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Liebend erröthenden Himmel zurück,
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Spiegelt den dankvoll bethräneten Blick!
 
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Ist mir entnommen der brennende Schmerz?
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Schlägt ungefesselt und fröhlich mein Herz?
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Grüß' ich nicht weinend das steigende Licht?
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Funkelt in Thränen der Abendstern nicht?
 
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Bin ich dieselbe?
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Fühlend der Freude,
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Theilend dem Leide?
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Hoffend und wähnend,
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Lächelnd und sehnend?
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Tochter des Haines,
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Schwester der Flur,
26 
Deine Geliebte,
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Mutter Natur!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Ahndung der Genesung“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
92
Entstehungsjahr
1765 - 1835
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Friederike Brun verfasst. Sie lebte von 1765 bis 1835 und zählte damit zu der literarischen Epoche der Romantik, welche von etwa 1795 bis 1848 angesiedelt ist.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sehr naturverbunden und introspektiv. Es gibt einen starken Fokus auf Naturimagery und Selbstbeobachtung, der für die Romantik typisch ist.

Inhaltlich geht es um die Genesung des lyrischen Ichs, vermutlich von einer körperlichen oder psychischen Krankheit. Die ersten beiden Strophen preisen die Schönheit und Fülle der Natur, die das lyrische Ich umgibt und dessen Heilungsprozess begünstigt. In der dritten und vierten Strophe gibt das lyrische Ich Ausdruck darüber, dass es wieder fühlt und staunt, fragt es sich doch, ob es wieder empfänglich für Freude und Hoffnung ist. Die Natur scheint eine zentrale Rolle in dem Genesungsprozess des lyrischen Ichs zu spielen, das sich als „Tochter des Haines“ und „Schwester der Flur“ bezeichnet.

Formal gesehen, handelt es sich um eine Abfolge von vier Strophen mit unterschiedlicher Anzahl an Versen. Es besteht kein gleichbleibendes Reimschema, was typisch für die freie Form der Romantik ist.

Die Sprachwahl des Gedichts ist besonders durch die Vielzahl an bildhaften Metaphern und die intensive Naturbeschreibung hervorzuheben. Mit Begriffen wie „wölbender Aether“, „grünende Fluren“ und „perlender Thau“ malt die Dichterin ein detailliertes, fast sinnliches Bild der Natur, das die Glückseligkeit und Erleichterung des lyrischen Ichs in seiner Genesung unterstreicht. Die Erhebung von der Natur zur „Mutter“ und der Sprecherin zur „Tochter“ und „Schwester“ zeigt die tiefe Verbundenheit zwischen dem lyrischen Ich und der naturlichen Welt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Ahndung der Genesung“ ein hervorragendes Beispiel für die Naturverbundenheit und das Interesse an Innenwelten, die die Romantik prägen, ist. Es bietet einen intensiven Einblick in den Heilungsprozess und die Selbsterkenntnis des lyrischen Ichs.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ahndung der Genesung“ der Autorin Friederike Brun. Im Jahr 1765 wurde Brun in Gräfentonna geboren. Zwischen den Jahren 1781 und 1835 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 92 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „An meinen Mann auf der Reise“, „Bey Henriettens Grabe“ und „Bey Münters Grabe“ sind weitere Werke der Autorin Friederike Brun. Zur Autorin des Gedichtes „Ahndung der Genesung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 58 Gedichte vor.

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