Eine Nacht von Ada Christen

Ich hab' einen schönen Traum geträumt
In einer langen Nacht;
Da warst du gut und freundlich mit mir,
Doch hat's mich traurig gemacht.
 
Du hieltest mich an die Brust gedrückt,
Unser Athem hat sich vereint;
Ich habe dir leise die Hände geküßt
Und leise dabei geweint.
 
Du legtest die Hände mir auf's Haupt
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Und sahst mich forschend an;
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Ich aber weinte immer fort:
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Du hast mir Leides gethan.
 
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»Und hab' ich dir auch Leides gethan,
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Vergiß es nur geschwind
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Und weine nicht« - so sagtest du,
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»Mein armes verlorenes Kind!«
 
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»Du sollst nicht mehr verlassen sein,
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Ich will dich hegen und pflegen,
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Und weil du bald stirbst, so will ich
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Dich selber zur Ruhe legen.«
 
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Ich aber weinte immer fort
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In der langen bangen Nacht
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Und bin wieder einsam, verlassen
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Am Morgen aufgewacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Eine Nacht“

Autor
Ada Christen
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
133
Entstehungsjahr
1839 - 1901
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

„Gedichte“ ist ein lyrisches Werk von Ada Christen, einer österreichischen Dichterin des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht zeigt die Stilrichtung des Biedermeier, gekennzeichnet durch eine poetische, oft melancholische Darstellung privater Gefühle und individueller Konflikte, die im Kontext gesellschaftlicher Umbrüche und politischer Restauration gesehen werden können.

Auf den ersten Blick vermittelt das Gedicht einen intensiven Einblick in eine emotional aufgeladene Traumszene, in der das lyrische Ich mit einem anderen, nicht deutlich gekennzeichneten, Charakter interagiert. Es wird eine Stimmung von Angst, Trauer und Sehnsucht erzeugt.

Das Gedicht erzählt von einer Nacht, in der das lyrische Ich träumt, eng verbunden mit einer anderen Person zu sein. Diese Intimität und Freundlichkeit, die zwischen den beiden Figuren besteht, löst jedoch Traurigkeit und Weinen im lyrischen Ich aus. Während die andere Person versucht, das lyrische Ich zu beruhigen und ihm Trost zu bieten, kann das lyrische Ich seine Tränen und seine Trauer nicht stoppen. Im letzten Teil des Gedichts wacht das lyrische Ich wieder alleine auf, immer noch in Trauer und emotional verletzt.

Die Form des Gedichts besteht aus vierzeiligen Strophen, die jeweils ein Endreim- und ein Kreuzreimschema aufweisen, was zur Flüssigkeit und Melodie des Gedichts beiträgt. Das lyrische Ich verwendet eine einfache und zugleich bewegende Sprache, um seine Emotionen und Zustände zu beschreiben, was ein starkes Gefühl der Empathie beim Leser hervorrufen könnte. Worte wie „weinen“, „traurig“, „einsam“ und „verlassen“ häufen sich und stehen im Kontrast zu den wenigen positiven Ausdrücken wie „gut“, „freundlich“ und „schön“, wodurch die traurige und ängstliche Stimmung noch verstärkt wird.

Durch die Sprache des Gedichts wird das Leiden des lyrischen Ichs sowohl durch physische Erlebnisse als auch durch seine Gefühle und Gedanken unterstrichen. Es drückt eine beinahe ausweglose Verzweiflung aus und weint trotz der tröstenden Worte der anderen Person unaufhörlich. Die wiederholte Erwähnung des Weinen zeigt, dass das lyrische Ich von seinen Gefühlen überwältigt ist und damit die Einsamkeit und Leere, die in seiner Realität besteht, unterstreicht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Eine Nacht“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Ada Christen. Im Jahr 1839 wurde Christen in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1855 und 1901. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 133 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Dichterin Ada Christen ist auch die Autorin für Gedichte wie „Alte Feinde“, „Altes Lied“ und „Am Teich“. Zur Autorin des Gedichtes „Eine Nacht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 81 Gedichte vor.

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