Nach Jahren von Ada Christen

1	Wie seltsam! Unser feiger Muth
2	Läßt alle Schmerzen uns tragen;
3	O hätten wir doch den rechten Muth,
4	Das lösende Wort zu sagen.
5	Wir laufen neben einander her
6	Und werden müder und müder;
7	Ich werde blässer und kränker stets
8	Und du wirst kälter und rüder.
9	O raffe dich auf und fasse Muth
10	Und sei zum letzten Mal ein Mann.
11	Brich du mit einem Wort entzwei,
12	Was ich nicht länger tragen kann!

Details zum Gedicht „Nach Jahren“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nach Jahren“ wurde von Ada Christen geschrieben, die von 1839 bis 1901 lebte. Daher datiert das Gedicht wahrscheinlich in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, in die Zeit des Realismus und Naturalismus.

Beim ersten Lesen hinterlässt das Gedicht einen Eindruck der Resignation und emotionalem Leiden. Die anhaltende Zwiespältigkeit und der Wunsch nach einem Ende, erkennbar durch den wiederkehrenden Wunsch nach „Muth“ und das „lösende Wort“, nehmen eine zentrale Stelle ein.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das lyrische Ich, wahrscheinlich eine Frau, die das fehlende Gespräch, die fehlende Konfrontation mit einer unglücklichen Beziehung oder einer problematischen Situation bedauert. Sie fühlt sich müde und krank, während sie wahrnimmt, dass der andere (wahrscheinlich ein Mann) immer kälter und gleichgültiger wird. Sie wünscht sich, dass er den Mut aufbringt, das Ende der Beziehung oder einer bestimmten Situation auszusprechen, weil sie es selbst nicht mehr ertragen oder aussprechen kann.

Das Gedicht hat eine klare, gut strukturierte Form: Es besteht aus drei Strophen mit je vier Versen. Die Sprache ist einfach und ohne aufwendige Metaphern oder Bilder. Dies spiegelt den Realismus des 19. Jahrhunderts wider, der eine klare, direkte Darstellung der Wirklichkeit favorisierte. Das Gedicht nutzt eine direkte Anrede und appelliert an die Emotionen des Lesers, was eine intensive Stimmung erzeugt und die Botschaft eindringlich macht. Die Wiederholung bestimmter Bereiche, vor allem des Wunsches nach „Muth“ oder Courage, unterstützt diese intensive Wirkung und unterstreicht die Verzweiflung und Sehnsucht des lyrischen Ichs.

Weitere Informationen

Ada Christen ist die Autorin des Gedichtes „Nach Jahren“. Die Autorin Ada Christen wurde 1839 in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1855 und 1901. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 70 Worte. Die Dichterin Ada Christen ist auch die Autorin für Gedichte wie „Asche“, „Auf Ruinen“ und „Auf dem Meere“. Zur Autorin des Gedichtes „Nach Jahren“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 81 Gedichte vor.

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