Das Bild der Sehnsucht von Friederike Brun
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Süsses Bild, das mir mit leisem Sehnen |
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Herz und Sinn, und Geist und Auge füllt! |
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Reine Quelle meiner stillen Thränen, |
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Nie vergessnes, immer nahes Bild! |
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Lächelnd schwebst du auf des Abends Golde, |
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Neugeboren unter’m Morgenhain; |
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Und mit Wonneglanz füllt deine Holde |
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Gegenwart selbst Trauerphantasei’n! |
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In der Andacht hohem Sternenfluge, |
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Schwebst du winkend meinem Geiste vor; |
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Weilst mit mir am ernsten Aschenkruge, |
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Hebest tröstend mir der Zukunft Flor; |
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Zeigst mir der Vollendung Sonnenauen, |
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Und die Ruh’ der jede Klage schweigt; |
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Stützest sanft das sinkende Vertrauen; |
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Flüsterst: „Muth! Bald ist das Ziel erreicht! |
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„Wiederfinden heisst des Zieles Krone, |
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„Ungetrennt dann wandeln Einen Pfad. |
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„Sieh! Es reift dem himmelvollen Lohne |
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„Jede stille ungeseh’ne That!„ |
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Fern getrennt, und doch für mich geboren? |
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Dunkles Schicksal, das mein Leben lenkt! |
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Schnell erkannt, und schneller noch verloren, |
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Bessres Ich, in das mein Geist sich senkt, |
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Sah’ ich dich, und fühlte höhres Leben |
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Schöpferisch durch jede Nerve glühn – |
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Hörte dich, empfand mit tiefem Beben |
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Feste Bande uns zusammenziehn! |
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Licht und Kraft und reine Seelenwürde, |
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Stille Freude, heitre Geistesruh’, |
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Muth für jede, auch die schwerste Bürde, |
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Lächelte mir sanft dein Auge zu. |
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Nie gefühltes inniges Vereinen, |
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Schmiegte Herz an Herz, und Geist an Geist. |
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Ach! Um dich, um dich sollt ich nicht weinen, |
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Bis des Lebens harter Faden reisst? |
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Ferne! Du vermagst uns nicht zu trennen! |
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Seelen trennt nicht Berg, nicht Land und Meer. |
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Ewig werden wir uns wieder kennen: |
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Banges Herz! Was trauerst du so sehr? |
Details zum Gedicht „Das Bild der Sehnsucht“
Friederike Brun
10
40
241
1795
Klassik
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist Friederike Brun, eine dänische Schriftstellerin, die von 1765 bis 1835 lebte. Das Gedicht wurde im Rahmen der Spätromantik verfasst.
Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck einer intensiven Sehnsucht und emotionalen Bindung, die das lyrische Ich empfindet. Es geht um eine tiefe Zuneigung, die vom lyrischen Ich auf eine andere Person gerichtet ist, welche als „Bild der Sehnsucht“ tituliert wird.
Das lyrische Ich spricht direkt zu diesem Bild der Sehnsucht und beschreibt seine tiefen Gefühle und die Wirkung, die dieses Bild auf das lyrische Ich hat. Es vermittelt die Nähe und die Präsenz des Bildes, sogar trotz räumlicher Trennung. Es soll Hoffnung und Mut geben und versichert, dass Entfernungen für Seelen keine Rolle spielen. Darüber hinaus beschreibt es die beidseitige Verbundenheit und das tiefe Verständnis füreinander. Die Emotionen schwanken zwischen Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit und Hoffnung, was deutlich die intensiven Empfindungen und den inneren Aufruhr zeigt.
Das Gedicht besteht aus zehn Strophen mit jeweils vier Versen. Durch den regelmäßigen Rhythmus und den Reim wirkt das Gedicht flüssig und liedhaft, was typisch für die Romantik ist. In Bezug auf die Sprache verwendet die Autorin eine sehr bildhafte und emotive Sprache. Sie benutzt viele Metaphern und Symbole, um die Sehnsucht und Emotionen des lyrischen Ichs zu verdeutlichen, wie zum Beispiel das Bild, das Sehnsucht darstellt, die Tränen und die Himmelsvolle Belohnung.
Insgesamt ist das Gedicht ein leidenschaftlicher Ausdruck von Sehnsucht und Verbundenheit. Die sprachliche Ausgestaltung und die Struktur des Gedichts tragen zu seiner emotionalen Intensität bei und machen es zu einer eindrucksvollen Darstellung von universellen menschlichen Gefühlen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Das Bild der Sehnsucht“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Friederike Brun. Geboren wurde Brun im Jahr 1765 in Gräfentonna. Das Gedicht ist im Jahr 1795 entstanden. Der Erscheinungsort ist Zürich. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her der Epoche Klassik zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 241 Worte. Weitere Werke der Dichterin Friederike Brun sind „An Augusta“, „An Schulz und Voß“ und „An Selma Gerstenberg“. Zur Autorin des Gedichtes „Das Bild der Sehnsucht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 58 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Friederike Brun sind auf abi-pur.de 58 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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