Das Bergmannspiel von Joachim Ringelnatz
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Unter dem Bett ist der Schacht. |
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Der wird entweder mit Bettdecken dunkel gemacht, |
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Oder ihr spielt das Spiel bei der Nacht. |
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In den Schacht schüttet ihr erst recht viel Kohlen. |
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Die muß der Bergmann auf dem Bauche herausholen. |
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Ein Licht oder Spirituskocher und zum Graben |
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Eine Schaufel muß jeder Bergmann haben. |
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Außerdem muß er vor allen Dingen sich hinten |
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Ein Stück Leder aus Schuh oder Ranzen anbinden. |
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Dann baut ihr aus Tisch und Stuhl und Fußbank drei Stufen, |
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Dort, wo der Eingang sein soll. |
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Jeder, der runterkriecht, muß erst „Glückauf“ rufen |
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Und schaufelt eine Zigarrenkiste voll Kohlen voll. |
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Jeder, der rauskriecht, muß dann ganz dreckig sein. |
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Und jedesmal müssen alle Glückauf schrein. |
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Geben euch eure Eltern was hinten drauf, |
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Dann habt ihr doch hinten das Leder und ruft nur: „Glückauf“. |
Details zum Gedicht „Das Bergmannspiel“
Joachim Ringelnatz
1
17
130
1924
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Das Bergmannspiel“ stammt von Joachim Ringelnatz, geboren am 7. August 1883 und gestorben am 17. November 1934. Er zählt zur Epoche der Neuen Sachlichkeit und des Expressionismus. Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht leicht humorvoll und spielerisch. Gleichzeitig ist es aufgrund der detaillierten Spielanleitung auch praxisorientiert.
Inhaltlich handelt das Gedicht vom Spiel der Kinder, die den Alltag eines Bergmannes nachahmen. Sie nehmen dafür Position unter dem Bett ein, dass als Schacht dient, und holen von dort Kohlen hervor. Zusätzlich tragen sie ein Stück Leder auf dem Rücken, quasi als Schutz, bauen sich Stufen aus Möbeln und müssen beim Eintritt in den „Schacht“ den bergmännischen Gruß „Glückauf“ aussprechen. Witzig und ein bisschen frech wird es zum Schluss: Sollten die Kinder von ihren Eltern wegen des schmutzigen Spiels einen Klaps bekommen, dient das Leder auch als Polster und sie antworten nur mit „Glückauf“.
Dem lyrischen Ich geht es wohl darum, die Unbekümmertheit und Kreativität der Kinder darzustellen, die in der Lage sind, aus Alltagsgegenständen eine spannende Spielwelt zu erschaffen. Zugleich zeigt das Gedicht auf humorvolle Weise das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern und deren unterschiedliche Perspektiven: Was für die Kinder ein spannendes Spiel ist, kann für die Eltern wegen des entstehenden Schmutzes ein Ärgernis sein.
„Das Bergmannspiel“ ist in freien Versen geschrieben, es folgt kein festes Reimschema. Der Rhythmus ist ebenso wenig festgelegt, was auf den prosaischen Charakter des Gedichtes hinweist. Die Sprache von Ringelnatz ist einfach, klar und direkt. Er verwendet Alltagssprache, was nahelegt, dass er eine möglichst hohe Verständlichkeit anstrebt. Mit „Glückauf“ benutzt er allerdings auch bergmännischen Jargon, was zum Realismus des Spiels beiträgt und zeigt, dass er möglicherweise selbst Erfahrung mit der Arbeit unter Tage hat. Abschließend ist zu sagen, dass das Gedicht bestens die Phantasie und Spielfreude von Kindern, ihren kreativen Umgang mit Alltagsgegenständen und ihren Eigensinn gegenüber „erwachsenen“ Anforderungen und Grenzen widerspiegelt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Bergmannspiel“ des Autors Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1924 zurück. Erschienen ist der Text in Potsdam. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 17 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 130 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Zum Autor des Gedichtes „Das Bergmannspiel“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.
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