Childe Harold von Heinrich Heine

Eine starke, schwarze Barke
Segelt trauervoll dahin.
Die vermummten und verstummten
Leichenhüter sitzen drin.
 
Toter Dichter, stille liegt er,
Mit entblößtem Angesicht;
Seine blauen Augen schauen
Immer noch zum Himmelslicht.
 
Aus der Tiefe klingt's, als riefe
10 
Eine kranke Nixenbraut,
11 
Und die Wellen, sie zerschellen
12 
An dem Kahn, wie Klagelaut.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Childe Harold“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
49
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

„Childe Harold“ ist ein Gedicht des deutschen Dichters Heinrich Heine (1797 - 1856), welcher zu den bedeutendsten Lyrikern der deutschen Romantik und des „Jungen Deutschlands“ gehört. Damit kann das Gedicht zwischen die späte Romantik und die Epoche des „Jungen Deutschlands“, also in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, eingeordnet werden.

Beim ersten Lesen fällt der traurige, düstere Grundton des Gedichts ins Auge. Die düstere Stimmung und der Tod sind zentrale Themen, was auch durch viele Worte wie „schwarz“, „trauervoll“, „vermummt“, „verstummt“, „Leichenhüter“, „tote Dichter“, „entblößt“, „kranke Nixenbraut“ und „Klagelaut“ verstärkt wird.

Das Gedicht erzählt von einer trauervollen Schiffsreise. An Bord des schwarzgezeichneten Schiffes befindet sich die Leiche eines Dichters, deren blaue Augen noch zum Himmel schauen. Es scheint, als ob der Tote noch immer nicht seine letzte Ruhe gefunden hätte. Aus der Meerestiefe hört man das Rufen einer kranken Nixe, die Klagen lassen wiederum an die Klagen des toten Dichters denken.

Das lyrische Ich erzählt dies in einer sehr bildhaften und metaphorischen Sprache. Das Schiff symbolisiert möglicherweise die letzte Reise oder das Überqueren des Styx in der griechischen Mythologie, der Fluss, der die Welt der Lebenden von der Welt der Toten trennt. Der Dichter könnte für den Künstler im Allgemeinen stehen, der nach seinem Tode noch immer durch sein hinterlassenes Werk „lebt“ und gesehen wird. Die Nixe könnte gleichzeitig die Schönheit und die Gefahr des künstlerischen und dichterischen Lebens symbolisieren - sie ist verführerisch, aber auch tödlich.

Heines Sprache ist klar und unverblümt, wie es typisch für ihn ist und auch zur Epoche des „Jungen Deutschlands“ passt. Formal handelt es sich bei dem Gedicht um drei vierzeilige Strophen, was eine klare, einfache Struktur verleiht. Die Verse sind im Kreuzreim verfasst, was einen relativ flüssigen Lesefluss ermöglicht und die Bedeutung des Textes unterstützt. Das Metrum ist nicht durchgehend, was zur träumerischen, teils verstörenden Atmosphäre des Gedichts beiträgt. Diese formale Struktur und die präzise, aber metaphorische Sprache lassen Heines Dichtung zu einem bedeutenden Werk der deutschen Romantik und des „Jungen Deutschlands“ werden.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Childe Harold“. Geboren wurde Heine im Jahr 1797 in Düsseldorf. In der Zeit von 1813 bis 1856 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 49 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Heine sind „Ach, die Augen sind es wieder“, „Ach, ich sehne mich nach Thränen“ und „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Childe Harold“ weitere 535 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Heinrich Heine

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Heinrich Heine und seinem Gedicht „Childe Harold“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Heinrich Heine (Infos zum Autor)

Zum Autor Heinrich Heine sind auf abi-pur.de 535 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.