Ali Bei von Heinrich Heine
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Ali Bei, der Held des Glaubens, |
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Liegt beglückt in Mädchenarmen. |
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Vorgeschmack des Paradieses |
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Gönnt ihm Allah schon auf Erden. |
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Odalisken, schön wie Huris, |
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Und geschmeidig wie Gazellen |
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Kräuselt ihm den Bart die eine, |
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Glättet seine Stirn die andre. |
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Und die dritte schlägt die Laute, |
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Singt und tanzt, und küßt ihn lachend |
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Auf das Herz, worin die Flammen |
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Aller Seligkeiten lodern. |
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Aber draußen plötzlich schmettern |
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Die Trompeten, Schwerter rasseln, |
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Waffenruf und Flintenschüsse |
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»Herr, die Franken sind im Anmarsch!« |
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Und der Held besteigt sein Schlachtroß, |
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Fliegt zum Kampf, doch wie im Traume; |
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Denn ihm ist zu Sinn, als läg er |
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Immer noch in Mädchenarmen. |
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Während er die Frankenköpfe |
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Dutzendweis' heruntersäbelt, |
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Lächelt er wie ein Verliebter, |
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Ja, er lächelt sanft und zärtlich. |
Details zum Gedicht „Ali Bei“
Heinrich Heine
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119
1797 - 1856
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ali Bei“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts. Das Werk entstand also vermutlich in der Epoche der Romantik oder des Biedermeier.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht die sinnliche Welt eines orientalischen Kriegers zu beschreiben. Es erweckt idyllische Bilder von Wohlleben und Erotik, bevor es abrupt in die Realität des Krieges übergeht.
Das lyrische Ich erzählt die Geschichte von Ali Bei, einem „Helden des Glaubens“, der zunächst in der sorglosen Umarmung von Mädchen liegt. Die Mädchen (Odalisken) werden als wunderschön und geschmeidig beschrieben - sie pflegen ihn und füllen seine Umgebung mit Musik, Tanz und Freude. Es ist eine Welt voller Wohlgefühl und Genuss; eine gewissermaßen irdische Vorwegnahme des Paradieses – symbolisiert durch Allahs Gnade im ersten Vers.
Plötzlich jedoch wird Ali Bei in die Realität des Krieges gerissen - die Trompeten und Schwerter rasseln, die Franken greifen an. Der Heldenmut von Ali Bei ist unerschütterlich, er reitet in den Kampf, doch in seinem Geist bleibt er in der sorglosen Umarmung seiner Liebhaberinnen. Selbst während er dutzendweise feindliche Köpfe abschlägt, lächelt er sanft und zärtlich, als ob er immer noch inmitten der sinnlichen Freuden seines Harems wäre.
Beim genaueren Betrachten fällt auf, dass Heine einen deutlichen Kontrast zwischen der sensiblen Welt der Sinnlichkeit und Liebe gegen die brutale, grausame Welt des Krieges einzeichnet. Es ist eine Ironie - die ruhige Gelassenheit von Ali Bei ist in starke Interaktion mit der Gewalt und dem Blutbad des Krieges gebracht.
Sprachlich ist das Gedicht in einem sehr konventionellen, melodischen Stil gehalten. Es folgt einem vierzeiligen Strophenmuster mit einem regelmäßig gereimten A-B-A-B-Schema. Heine bedient sich starker, anschaulicher Bilder und hält seine Sprache eher einfach und klar, womit er zugleich aber sehr eindringlich wirkt.
Insgesamt lässt sich sagen, dass „Ali Bei“ eine beeindruckende Darstellung des Konflikts zwischen Erotik und Gewalt ist. Heine setzt die zwei scheinbar gegensätzliche Welten in eine ironische Spannung zueinander und zeigt auf diese Weise die Absurdität eines Lebens, in dem Genuss und Tod unmittelbar nebeneinander existieren.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Ali Bei“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. In der Zeit von 1813 bis 1856 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 119 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Heine sind „Almansor“, „Als ich, auf der Reise, zufällig“ und „Alte Rose“. Zum Autor des Gedichtes „Ali Bei“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.
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