Maultiertum von Heinrich Heine
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Dein Vater, wie ein jeder weiß, |
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Ein Esel leider war der Gute; |
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Doch deine Mutter, hochgesinnt, |
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War eine edle Vollblutstute. |
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Tatsache ist dein Maultiertum, |
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Wie sehr du dessen dich erwehrest; |
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Doch sagen darfst du guten Fugs, |
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Daß du den Pferden angehörest |
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Daß du abstammst vom Bucephal, |
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Dem stolzen Gaul, daß deine Ahnen |
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Geharnischt nach dem Heil'gen Grab |
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Gefolgt den frommen Kreuzzugfahnen |
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Daß du zu deiner Sippschaft zählst |
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Den hohen Schimmel, den geritten |
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Herr Gottfried von Bouillon, am Tag, |
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Wo er die Gottesstatt erstritten; |
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Kannst sagen auch, daß Roß-Bayard |
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Dein Vetter war, daß deine Tante |
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Den Ritter Don Quixote trug, |
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Die heldenmüt'ge Rosinante. |
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Freilich, daß Sanchos Grauchen auch |
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Mit dir verwandt, mußt du nicht sagen; |
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Verleugne gar das Eselein, |
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Das unsern Heiland einst getragen. |
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Auch ist nicht nötig, daß du just |
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Ein Langohr in dein Wappen setzest. |
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Sei deines eignen Werts Wardein |
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Du giltst so hoch, wie du dich schätzest. |
Details zum Gedicht „Maultiertum“
Heinrich Heine
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149
1797 - 1856
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts „Maultiertum“ ist Heinrich Heine, ein deutscher Lyriker und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Er gehört zur Epoche der Romantik, jedoch ist dieses Gedicht eher von seiner späteren, kritisch-ironischen Schaffensphase.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht humorvoll und sarkastisch. Es handelt von einer Person, die sowohl stolze als auch bescheidene Abstammung hat, vergleichbar mit einem Maultier, das Eltern aus unterschiedlichen sozialen Rängen hat.
Inhaltlich vermittelt das Gedicht, dass der Hauptcharakter ein Mischlingskind ist, vergleichbar mit einem Maultier, das von einem Esel (der Vater) und einem Pferd (die Mutter) abstammt. Das lyrische Ich betont den edleren Teil der Herkunft und ermutigt den Adressaten dazu, das niedrigere Erbe zu verbergen. Dabei wird kritisch die Wichtigkeit von Rang und Herkunft in der Gesellschaft beleuchtet und schließlich die Botschaft vermittelt: Der eigene Wert hängt davon ab, wie die Person sich selbst einschätzt, und nicht davon, woher sie kommt.
Die Form des Gedichts ist einheitlich. Jede Strophe besteht aus vier Versen, was eine klare Struktur gibt. Dabei verwendet der Autor eine einfache, verständliche Sprache und erzeugt eine humoristische und beißende Atmosphäre mit einer Mischung von ehrwürdigen Vergleichen (wie Bucephal oder Gottfried von Bouillon) und trivialen (wie Don Quixote oder unser Heiland).
Insgesamt nutzt Heine in diesem Gedicht Humor und Ironie, um eine sozialkritische Botschaft zu vermitteln. Es ist weniger die Herkunft, die den Wert einer Person bestimmt, sondern wie sie sich selbst sieht und bewertet. Dabei bricht er mit traditionellen Vorstellungen von Ehre und Würde und stellt den individuellen Wert über den gesellschaftlich zugewiesenen.
Weitere Informationen
Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Maultiertum“. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Zwischen den Jahren 1813 und 1856 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 149 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Die Gedichte „Ach, die Augen sind es wieder“, „Ach, ich sehne mich nach Thränen“ und „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Maultiertum“ weitere 535 Gedichte vor.
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