Die Engel von Heinrich Heine

Freilich, ein ungläub'ger Thomas,
Glaub ich an den Himmel nicht,
Den die Kirchenlehre Romas
Und Jerusalems verspricht.
 
Doch die Existenz der Engel,
Die bezweifelte ich nie;
Lichtgeschöpfe sonder Mängel,
Hier auf Erden wandeln sie.
 
Nur, genäd'ge Frau, die Flügel
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Sprech ich jenen Wesen ab;
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Engel gibt es ohne Flügel,
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Wie ich selbst gesehen hab.
 
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Lieblich mit den weißen Händen,
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Lieblich mit dem schönen Blick
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Schützen sie den Menschen, wenden
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Von ihm ab das Mißgeschick.
 
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Ihre Huld und ihre Gnaden
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Trösten jeden, doch zumeist
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Ihn, der doppelt qualbeladen,
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Ihn, den man den Dichter heißt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Die Engel“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Engel“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem der bekanntesten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Obwohl er aus einer jüdischen Familie stammte, spielt die katholische Kirche und ihre Lehre in vielen seiner Werke eine Rolle. Dieses spezielle Gedicht wurde wahrscheinlich im mittleren bis späten Lebensabschnitt Heines geschrieben.

Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass Heine die realistische und metaphysische Welt verbindet, um das Konzept „Engel“ zu untersuchen. Er stellt sich Engel nicht als himmlische Wesen vor, sondern eher als positive Kräfte oder Personen in unserem täglichen Leben.

Heine beginnt das Gedicht mit dem Eingeständnis, dass er kein Gläubiger ist und nicht an den von der Kirche versprochenen Himmel glaubt. Trotz seiner Skepsis gegenüber der institutionalisierten Religion zugibt er jedoch, dass er an die Existenz von Engeln glaubt. Diese Engel sind nach seiner Ansicht heilige, fehlerfreie Wesen, die auf der Erde wandern. Interessanterweise verwehrt er ihnen ihre Flügel, was eine direkte Kritik an der herkömmlichen Darstellung von Engeln sein könnte. Anstatt als himmlische Wesen mit Flügeln, stellt er sich Engel als Menschen dar, die anderen helfen und sie vor Unglück schützen.

Das lyrische Ich, wahrscheinlich Heine selbst, scheint hier die Rolle der Engel auf Erden hervorzuheben. Er sieht sie als heilende Kraft, insbesondere für die leidenden Dichter. In seinen Augen sind Engel darum, Menschen zu trösten und zu schützen, insbesondere die „doppelt beladenen“ Dichter, die mit dem Leiden der Welt und den Qualen ihrer Kreativität zu kämpfen haben.

Das Gedicht folgt einer strengen formalen Struktur mit fünf Strophen, von denen jede aus vier Versen besteht. Der Reim ist ein regelmäßiges Kreuzreim-Muster (ABAB). Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, oft mit starken, aussagekräftigen Worten. Die Metapher des Engels wird geschickt als Mittel genutzt, um die Botschaft von Hilfe und Trost zu vermitteln.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Die Engel“ ein tiefgründiges und nachdenkliches Gedicht ist, in dem Heine die Rolle des Glaubens, der Religion und der Menschlichkeit untersucht. Es ist auch ein Aufruf an uns alle, in unserem Alltag Engelsarbeit zu leisten - Menschen zu helfen und sie vor Leid zu bewahren.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Engel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1813 bis 1856 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 93 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „Altes Lied“, „Am Golfe von Biskaya“ und „Am Kreuzweg wird begraben“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Die Engel“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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