Heinrich von Heinrich Heine
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Auf dem Schloßhof zu Canossa |
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Steht der deutsche Kaiser Heinrich, |
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Barfuß und im Büßerhemde, |
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Und die Nacht ist kalt und regnicht. |
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Droben aus dem Fenster lugen |
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Zwo Gestalten, und der Mondschein |
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Überflimmert Gregors Kahlkopf |
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Und die Brüste der Mathildis. |
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Heinrich, mit den blassen Lippen, |
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Murmelt fromme Paternoster; |
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Doch im tiefen Kaiserherzen |
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Heimlich knirscht er, heimlich spricht er: |
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»Fern in meinen deutschen Landen |
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Heben sich die starken Berge, |
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Und im stillen Bergesschachte |
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Wächst das Eisen für die Streitaxt. |
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Fern in meinen deutschen Landen |
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Heben sich die Eichenwälder, |
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Und im Stamm der höchsten Eiche |
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Wächst der Holzstiel für die Streitaxt. |
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Du, mein liebes treues Deutschland, |
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Du wirst auch den Mann gebären, |
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Der die Schlange meiner Qualen |
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Niederschmettert mit der Streitaxt.« |
Details zum Gedicht „Heinrich“
Heinrich Heine
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118
1797 - 1856
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Heinrich“ stammt von Heinrich Heine, einem bedeutenden deutschen Dichter der Romantik, der von 1797 bis 1856 lebte.
Auf den ersten Blick erzählt das Gedicht eine Szene aus der historischen Begebenheit des „Gang nach Canossa“ des deutschen Kaisers Heinrich IV, ein Ereignis, das sich im Jahr 1077 zugetragen hat.
Im Inhalt des Gedichtes beschreibt das lyrische Ich Kaiser Heinrich, der barfuß und im Büßerhemd – Zeichen der Unterwerfung und Buße – in der Kälte auf dem Schlosshof von Canossa steht. Zwei Figuren, Papst Gregor und die Herzogin Mathilde, beobachten ihn aus dem Fenster. Obwohl Heinrich fromme Gebete murmelt, knirscht er heimlich innerlich vor Wut und Rebellion. Er denkt an seine Heimat Deutschland – an seine starken Berge und Eichenwälder – und schwört Rache: Sie liefern das Material für die Streitaxt, mit der er eines Tages diejenigen niederstrecken will, die ihn gedemütigt haben.
In der Aussage des lyrischen Ichs kann eine politische Botschaft gesehen werden: Trotz der momentanen Demütigung liegt die Macht und Stärke Deutschlands in seiner reichen Natur und seinem Volk, das künftige Helden hervorbringen wird. Diese könnten das Land von der geistlichen Oberherrschaft des Papsttums befreien.
Das Gedicht besteht aus sechs vierzeiligen Strophen in einem strengen jambischen Versmaß. Es weist keinen erkennbaren Reimschema auf. Die Sprache ist klar, bildhaft und erzählend. Die Metaphorik von Heinrich's innerlichen Gedanken, die Streitaxt und der starken deutschen Natur, verleihen dem Gedicht eine besondere Ausdruckskraft. Somit ist das Gedicht typisch für Heines Gesellschaftskritik und seine Verehrung der romantischen Heimatliebe gepaart mit dem Wunsch nach Anerkennung Deutschlands.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Heinrich“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. In der Zeit von 1813 bis 1856 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 118 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Ach, ich sehne mich nach Thränen“, „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“ und „Ahnung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Heinrich“ weitere 535 Gedichte vor.
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