Das Kind von Heinrich Heine
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Den Frommen schenkt's der Herr im Traum, |
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Weißt nicht, wie dir geschah! |
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Du kriegst ein Kind und merkst es kaum, |
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Jungfrau Germania. |
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Es windet sich ein Bübelein |
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Von deiner Nabelschnur, |
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Es wird ein hübscher Schütze sein, |
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Als wie der Gott Amour. |
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Trifft einst in höchster Luft den Aar, |
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Und flög er noch so stolz, |
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Den doppelköpfigen sogar |
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Erreicht sein guter Bolz. |
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Doch nicht wie jener blinde Heid', |
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Nicht wie der Liebesgott, |
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Soll er sich ohne Hos' und Kleid |
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Zeigen als Sansculott'. |
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Bei uns zu Land die Witterung, |
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Moral und Polizei |
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Gebieten streng, daß alt und jung |
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Leiblich bekleidet sei. |
Details zum Gedicht „Das Kind“
Heinrich Heine
5
20
99
1797 - 1856
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Das Kind“ stammt von Heinrich Heine, der von 1797 bis 1856 lebte. Damit gehört er zur Epoche der Romantik und des Vormärz, wenngleich sein Werk verschiedene stilistische Besonderheiten aufweist.
Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck eines humorvollen und zugleich aufklärerischen Gedichtes. Es scheint, als würde Heine auf eine metaphorische Art und Weise die damalige politische und gesellschaftliche Situation kommentieren.
Inhaltlich könnte „Das Kind“ als aufblühende deutsche Nation interpretiert werden, die im Traum der „Jungfrau Germania“ hervorkommt. Durch das vermeintlich einfache Erwachen einer Nation spricht Heine den spontanen, dynamischen Charakter der deutschen politischen Entwicklung an. Das lyrische Ich stellt dieses Kind als einen zukünftigen Schützen dar, der stark genug ist, stolze und mächtige Feinde - wie den doppelköpfigen Adler, ein Symbol für doppelköpfige Herrschaft und Tyrannei - zu besiegen.
Gleichzeitig warnt Heine jedoch vor Überheblichkeit und Nacktheit, womit er möglicherweise eine Aufruf zur Zurückhaltung und zum Respekt gegenüber bestehenden moralischen und gesellschaftlichen Normen formuliert. Dies könnte eine Kritik an der aufkommenden sozialen Revolution der Zeit sein.
Formell gesehen besteht das Gedicht aus fünf vierzeiligen Strophen mit einem klaren, nämlich unkombinierten, Reimschema (aabb). Heine verwendet eine schlichte, verständliche Sprache, die dennoch durch Bilder und Metaphern starke Aussagen schafft.
Abschließend lässt sich sagen, dass Heinrich Heines Gedicht „Das Kind“ möglicherweise als eine scharfe und humorvolle Gesellschaftskritik zu interpretieren ist. Durch die Kombination von figurativer Sprache und einfacher Darstellung liefert er eine zugängliche, aber tiefsinnige Analyse der deutschen sozialen und politischen Landschaft seiner Zeit. Insgesamt ist das Gedicht eine Aufforderung, sowohl Hoffnung als auch Vorsicht im Angesicht gesellschaftlicher Veränderungen zu walten.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Das Kind“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. In der Zeit von 1813 bis 1856 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 99 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Heine sind „Ahnung“, „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“ und „Almansor“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Kind“ weitere 535 Gedichte vor.
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