Verkehrte Welt von Heinrich Heine

Das ist ja die verkehrte Welt,
Wir gehen auf den Köpfen!
Die Jäger werden dutzendweis'
Erschossen von den Schnepfen.
 
Die Kälber braten jetzt den Koch,
Auf Menschen reiten die Gäule;
Für Lehrfreiheit und Rechte des Lichts
Kämpft die katholische Eule.
 
Der Häring wird ein Sansculott',
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Die Wahrheit sagt uns Bettine,
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Und ein gestiefelter Kater bringt
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Den Sophokles auf die Bühne.
 
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Ein Affe läßt ein Pantheon
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Erbauen für deutsche Helden.
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Der Maßmann hat sich jüngst gekämmt,
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Wie deutsche Blätter melden.
 
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Germanische Bären glauben nicht mehr
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Und werden Atheisten;
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Jedoch die französischen Papagei'n,
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Die werden gute Christen.
 
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Im uckermärk'schen Moniteur,
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Da hat man's am tollsten getrieben:
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Ein Toter hat dem Lebenden dort
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Die schnödeste Grabschrift geschrieben.
 
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Laßt uns nicht schwimmen gegen den Strom,
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Ihr Brüder! Es hilft uns wenig!
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Laßt uns besteigen den Templower Berg
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Und rufen: »Es lebe der König!«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Verkehrte Welt“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
139
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Verkehrte Welt“ wurde von Heinrich Heine geschrieben, einem bedeutenden deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt in der Epoche der Romantik und des Vormärz.

Das Gedicht hinterlässt auf den ersten Eindruck einen humorvollen und zugleich absurd wirkenden Eindruck. Es scheint auf den ersten Blick um eine Verkehrung der Gegebenheiten und Erwartungen zu gehen, in der das Gewöhnliche auf den Kopf gestellt wird – Keiler braten Köche, Menschen reiten auf Pferden und Jäger werden von ihren Beutetieren erlegt.

Grob zusammengefasst handelt das Gedicht davon, wie alle bekannten Regeln und Rollen auf den Kopf gestellt werden. Das lyrische Ich schildert dabei eine Reihe absurder Ereignisse, in denen das Unmögliche möglich geworden ist. Es scheint dadurch das Chaos und die Unordnung der damaligen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse darzustellen und zu kritisieren.

Inhaltlich wird die Kritik auf verschiedenen Ebenen zum Ausdruck gebracht. Die „verkehrte Welt“ ist symbolisch für das damalige politische und kulturelle Chaos und die Umwälzungen dieser Zeit. Themen wie Bildung (z.B. in Vers 8 „Für Lehrfreiheit und Rechte des Lichts kämpft die katholische Eule“), Glauben (z.B. in Versen 17 bis 20) und Politik (z.B. in Vers 28 „Und rufen: »Es lebe der König!«“) werden aufgegriffen und mit Ironie und Spott behandelt.

Die sprachliche Gestaltung des Gedichts ist pointiert und besitzt Biss, dabei wird Sprache als Mittel der Satire eingesetzt. Jede Strophe verfügt über vier Verse, wodurch eine strukturierte, geordnete Form entsteht, die im Kontrast zur dargestellten chaotischen „verkehrten Welt“ steht. Heine verwendet hier eine einfache, gut verständliche Sprache, was den satirischen Charakter des Gedichts unterstreicht.

Zusammengefasst stellt Heinrich Heines „Verkehrte Welt“ eine humorvolle, absurde und satirische Darstellung gesellschaftlicher und politischer Zustände seiner Zeit dar. Mit Biss und Ironie zeigt er auf, wie Regeln und Rollen auf den Kopf gestellt wurden und kritisiert so das vorherrschende Chaos und die damit verbundenen Auswirkungen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Verkehrte Welt“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. Geboren wurde Heine im Jahr 1797 in Düsseldorf. Das Gedicht ist in der Zeit von 1813 bis 1856 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 139 Worte. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Altes Lied“, „Am Golfe von Biskaya“ und „Am Kreuzweg wird begraben“. Zum Autor des Gedichtes „Verkehrte Welt“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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