Schnapphahn und Schnapphenne von Heinrich Heine

Derweilen auf dem Lotterbette
Mich Lauras Arm umschlang - der Fuchs,
Ihr Herr Gemahl, aus meiner Buchs'
Stibitzt er mir die Bankbillette.
 
Da steh ich nun mit leeren Taschen!
War Lauras Kuß gleichfalls nur Lug?
Ach! Was ist Wahrheit? Also frug
Pilat und tät die Händ' sich waschen.
 
Die böse Welt, die so verdorben,
10 
Verlaß ich bald, die böse Welt.
11 
Ich merke: hat der Mensch kein Geld,
12 
So ist der Mensch schon halb gestorben.
 
13 
Nach euch, ihr ehrlich reinen Seelen,
14 
Die ihr bewohnt das Reich des Lichts,
15 
Sehnt sich mein Herz. Dort braucht ihr nichts,
16 
Und braucht deshalb auch nicht zu stehlen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Schnapphahn und Schnapphenne“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Schnapphahn und Schnapphenne“ stammt von dem deutschen Dichter Heinrich Heine, der vom 13. Dezember 1797 bis zum 17. Februar 1856 lebte. Dies platziert das Gedicht in eine Zeit, die als Biedermeier und Vormärz bezeichnet wird, in der ein Klima der politischen Unterdrückung und sozialen Veränderung herrschte.

Der erste Eindruck des Gedichts ist humorvoll und ironisch. Der Inhalt dreht sich um einen Mann, der in einem unvorteilhaften Zwischenfall betrogen wurde. Die Hauptfigur, das lyrische Ich, teilt uns seine Erfahrung mit, wie er von einem Paar, der „Schnapphahn“ und die „Schnapphenne“ betrogen wurde - während er mit „Laura“ auf einem „Lotterbette“ liegend abgelenkt war, hat ihr Mann ihm das Geld aus der Tasche gestohlen.

Das lyrische Ich hinterfragt die Glaubwürdigkeit von Lauras Verführung („War Lauras Kuß gleichfalls nur Lug?“) und zieht eine bittere Schlussfolgerung über Wahrheit, Moral und das Funktionieren der Welt („Ach! Was ist Wahrheit?„; „So ist der Mensch schon halb gestorben.“). Das Gedicht endet mit dem Ausdruck von Sehnsucht nach Reinheit und Ehrlichkeit und einer Welt, in der es nicht notwendig ist, zu stehlen.

In Bezug auf Form und Sprache besitzt das Gedicht eine klare Struktur aus vier Strophen mit je vier Versen. Heines Sprache ist direkt und unkompliziert, aber nicht ohne eine Art von Sarkasmus und Ironie. Er verwendet Alltagssprache, mischt sie jedoch mit biblischen und kulturellen Anspielungen (zum Beispiel „Pilat und tät die Händ' sich waschen.“ ist ein Verweis auf Pontius Pilatus, der Jesus Christus zum Tode verurteilte und symbolisch seine Hände in Unschuld wusch).

Offensichtlich kritisiert Heine auf ironische Weise den Materialismus seiner Zeit und das moralische Fehlverhalten mancher Menschen. Darüber hinaus betont er die Schwierigkeiten eines Lebens ohne Geld in einer solch materialistischen Gesellschaft. Diese Interpretation spiegelt die damalige soziale Realität und Heines Unzufriedenheit mit ihr wider.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Schnapphahn und Schnapphenne“ des Autors Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. Zwischen den Jahren 1813 und 1856 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 102 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“, „Ahnung“ und „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“. Zum Autor des Gedichtes „Schnapphahn und Schnapphenne“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Heinrich Heine

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Heinrich Heine und seinem Gedicht „Schnapphahn und Schnapphenne“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Heinrich Heine (Infos zum Autor)

Zum Autor Heinrich Heine sind auf abi-pur.de 535 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.