Einem Abtrünnigen von Heinrich Heine

O des heil'gen Jugendmutes!
Oh, wie schnell bist du gebändigt!
Und du hast dich, kühlern Blutes,
Mit den lieben Herrn verständigt.
 
Und du bist zu Kreuz gekrochen,
Zu dem Kreuz, das du verachtest,
Das du noch vor wenig Wochen
In den Staub zu treten dachtest!
 
Oh, das tut das viele Lesen
10 
Jener Schlegel, Haller, Burke
11 
Gestern noch ein Held gewesen,
12 
Ist man heute schon ein Schurke.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Einem Abtrünnigen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Einem Abtrünnigen“ stammt von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Dieses Gedicht kann in die Zeit des Biedermeier eingereiht werden, einer Epoche, die etwa von 1815 bis 1848 dauerte und in der sich die Literatur durch eine Rückkehr zu innerlichen, häuslichen und privaten Motiven auszeichnete.

Schon beim ersten Lesen des Gedichts verbreitet der Ton der Worte einen Gefühl von Verurteilung und Enttäuschung. Es scheint, als würde das lyrische Ich eine Person beschuldigen, ihre ursprünglichen Ideale verraten zu haben.

Das Gedicht setzt sich aus drei Strophen mit je vier Versen zusammen und handelt vom Vorwurf des lyrischen Ichs an eine Person, die für ihre Ideale nicht eingestanden ist. In der ersten Strophe werden der 'heil'ge Jugendmut' und die schnelle Veränderung dieser Einstellung beklagt. Die zweite Strophe bereichert das Image des Abtrünnigen, der zu dem Kreuz gekrochen ist, das er vorher verachtet und vernichtet hat. Im dritten Abschnitt wird dieser Wandel der Überzeugung teilweise auf den Einfluss bestimmter Lektüren zurückgeführt.

Heine nutzt im Gedicht eine direkte und herablassende Sprache, die die starke Missbilligung des lyrischen Ichs gegenüber dem abtrünnigen Individuum verdeutlicht. Der direkte Vergleich des früheren Helden mit dem heutigen Schurken im letzten Vers fördert das Negativbild des Adressaten. Darüber hinaus sind die gereimten Vierzeiler (Kreuzreime) und die verwendete Jambus als Metrum charakteristisch für Heines Dichtung; sie sollen dem Gedicht Struktur und Rhythmus verleihen.

Insgesamt kritisiert Heine mit diesem Gedicht die Erscheinung der Renegaten, Menschen, die ihre früheren Überzeugungen und Werte verleugnen und aus opportunistischen Gründen zu denjenigen wechseln, die sie vorher bekämpft haben, ein Phänomen, das zur damaligen politischen Landschaft passen könnte.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Einem Abtrünnigen“ des Autors Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. Im Zeitraum zwischen 1813 und 1856 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 66 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“, „Ahnung“ und „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Einem Abtrünnigen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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