Deutschland von Heinrich Heine
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Deutschland ist noch ein kleines Kind, |
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Doch die Sonne ist seine Amme; |
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Sie säugt es nicht mit stiller Milch, |
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Sie säugt es mit wilder Flamme. |
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Bei solcher Nahrung wächst man schnell |
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Und kocht das Blut in den Adern. |
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Ihr Nachbarskinder, hütet euch, |
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Mit dem jungen Burschen zu hadern! |
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Es ist ein täppisches Rieselein, |
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Reißt aus dem Boden die Eiche, |
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Und schlägt euch damit den Rücken wund |
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Und die Köpfe windelweiche. |
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Dem Siegfried gleicht er, dem edlen Fant, |
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Von dem wir singen und sagen; |
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Der hat, nachdem er geschmiedet sein Schwert, |
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Den Amboß entzweigeschlagen! |
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Ja, du wirst einst wie Siegfried sein |
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Und töten den häßlichen Drachen, |
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Heisa! wie freudig vom Himmel herab |
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Wird deine Frau Amme lachen! |
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Du wirst ihn töten, und seinen Hort, |
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Die Reichskleinodien, besitzen. |
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Heisa! wie wird auf deinem Haupt |
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Die goldne Krone blitzen! |
Details zum Gedicht „Deutschland“
Heinrich Heine
6
24
136
1840
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht mit dem Titel „Deutschland“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem deutschen Dichter und Journalisten, der von 1797 bis 1856 lebte. Der Text kann in dem Zeitraum des Bildungsbürgertums und dem Beginn der Industrialisierung um die Mitte des 19. Jahrhunderts eingeordnet werden.
Dem ersten Eindruck nach ist das Gedicht von jugendhafter Energie und Stolz getragen und wird durch das Bild des Heranwachsens eines jungen „Burschen“, dem symbolischen Deutschland, vorangetrieben.
Das lyrische Ich stellt Deutschland als ein junges, erstarkendes Wesen dar. Es suggeriert, dass Deutschland sich im Prozess des Reifens befindet, wobei Heine die Sonne als Metapher für das Aufblühen und die erhebliche Dynamik des Landes nutzt. Das Gedicht warnt die „Nachbarskinder“, also potenziell die umliegenden Länder, vor dem zunehmenden und impulsiven Temperament Deutschlands.
Die Form des Gedichts ist geordnet, mit jeweils vier Versen in sechs Strophen. Die Sprache ist stark und bildreich, und Heine nutzt personifizierte Metaphern, um Deutschland zu charakterisieren. Er vergleicht Deutschland mit Siegfried, einer Figur aus der germanischen Mythologie, bekannt für seine Stärke und seinen Mut.
Inhaltlich ist das Gedicht als Prophezeiung Deutschlands Aufstieg zur Macht zu verstehen. Es deutet an, dass Deutschland sowohl intern als auch extern Herausforderungen erfolgreich bewältigen wird („den häßlichen Drachen töten“) und letztendlich zur dominanten Macht („die goldne Krone blitzen“) aufsteigen wird.
Insgesamt könnte dies daher als eine Art nationale Hymne oder als patriotische Prognose interpretiert werden. Daher lassen sich aus dem Gedicht auch historische Parallelen ziehen, insbesondere zur Zeit der deutschen Einigungsbewegungen im 19. Jahrhundert.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Deutschland“ ist Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1840 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 136 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Heine sind „Abenddämmerung“, „Ach, die Augen sind es wieder“ und „Ach, ich sehne mich nach Thränen“. Zum Autor des Gedichtes „Deutschland“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.
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