Die Schlösser von Georg Heym

Alt von Blute, und manches im toten Munde
Kauen sie Dunkel - Wo große Schwerter geblitzt.
Trübe Gelage zur Nacht in der Könige Runde
Draußen die Sonne die späten Pfeile noch spritzt.
 
Wir auch gingen herum. Und kamen durch Stiegen
und Gänge.
Mancher Vorhang tat sich auf und fiel zu.
Viele Schatten auf bleichen Dielen in Länge
Kamen um unseren Fuß wie Hunde in Ruh.
 
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Über den Höfen, den dunklen voll ?Trauer?, begannen
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Windfahnen oben das knarrende Abendlied.
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Und hoch in dem Licht der Götter große Gespanne
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Schnelle rollten dahin in den festlichen Süd.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Die Schlösser“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
1887 - 1912
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Georg Heym ist ein bekannter deutscher Expressionist, der zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert gelebt hat, wodurch das Gedicht „Die Schlösser“ in diese Epoche einzuordnen ist.

Beim ersten Lesen hinterlässt das Gedicht einen eher bedrückenden und mystischen Eindruck. Es lässt eine Atmosphäre von Vergänglichkeit, Alter und Schwermut spüren und erzeugt Bilder von alten, schattigen Schlössern, die von einer dunklen, traurigen Vergangenheit erzählen.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Besuch in einem alten Schloss, das einst der Schauplatz von Königen und Helden war. Das lyrische Ich und seine Begleiter durchstreifen das Schloss, erfahren seine dunkle und melancholische Atmosphäre. Sie sehen die alten Rüstungen, die blasse Leere und spüren die Trägheit von vergangenen Tagen, die noch in den Wänden des Schlosses haftet. Es geht darum, wie sich Geschichte und Vergänglichkeit anfühlen und wie die Gegenwart immer noch von der Aura der Vergangenheit geprägt ist. Man könnte auch sagen, das lyrische Ich sehnt sich nach einer Verbindung zur glorreichen Vergangenheit, während es gleichzeitig die Unausweichlichkeit von Zeit und Verfall erkennt.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in freien Versen verfasst und weist eine eher dunkle und ernste Tonlage auf. Die Sprache ist bildhaft und metaphorisch, was zur atmosphärischen Dichte des Gedichts beiträgt. Es sind auch Anzeichen von Jambus zu erkennen, allerdings nicht durchgängig, was der Freiheit expressionistischer Dichtkunst entspricht. Der Gebrauch von Symbolen wie dem Schloss, Schwertern und dunklen Korridoren transportiert Konzepte wie Alter, Zeit, Geschichte und Tod, kommuniziert aber gleichzeitig tiefe Emotionen und Gedanken des lyrischen Ichs.

Insgesamt thematisiert das Gedicht die Vergänglichkeit und die unausweichliche Präsenz der Vergangenheit im Hier und Jetzt. Es ist eine Reflexion über die Zeit, den Lauf der Geschichte und den unaufhaltsamen Schwung des Todes und Verfalls.

Weitere Informationen

Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Die Schlösser“. 1887 wurde Heym in Hirschberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1903 und 1912. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Heym ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 94 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Berlin I“, „Berlin II“ und „Berlin III“ sind weitere Werke des Autors Georg Heym. Zum Autor des Gedichtes „Die Schlösser“ haben wir auf abi-pur.de weitere 79 Gedichte veröffentlicht.

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