Die Höfe luden uns ein von Georg Heym

Die Höfe luden uns ein, mit den Armen schmächtig,
Faßten unserer Seelchen zipfeliges Kleid.
Und wir entglitten durch Tore nächtig
In toter Gärten verwunschene Zeit.
 
Von Regenrohren fiel Wasser bleiern,
Ewig, Wolken flogen so trübe.
Und über der Starre der frostigen Weiher
Rosen hingen in Dürre vom Triebe.
 
Und wir gingen auf herbstlichen Pfaden, geringern,
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Gläserne Kugeln zerrissen unser Gesicht,
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Jemand hielt sie uns vor auf den spitzigen Fingern.
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Unsere Qualen machten uns Feuer-licht.
 
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Und wir schwanden so schwach in die gläsernen
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Räume.
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Riefen voll Wehmut, da dünne das Glas zerbrach.
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Wir sitzen nun ewig, in weißlichen Wolken, zu
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träumen
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?Spärlichem? Fluge der Falter im Abend?rot? nach.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Die Höfe luden uns ein“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
1887 - 1912
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Höfe luden uns ein“ stammt von Georg Heym, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der dem Expressionismus zugeordnet wird. Er lebte von 1887 bis zu seinem tragischen Unfalltod im Jahr 1912. Daher lässt sich das Gedicht zeitlich in die frühe Phase des Expressionismus einordnen, die von etwa 1905 bis 1920 währte.

Bereits beim ersten Lesen fällt der melancholische und düstere Unterton des Gedichts auf. Das lyrische Ich und seine Begleitung werden von den „Höfen“ angelockt und geraten in eine unheimliche, fast märchenhaft-geisterhafte Umgebung „toter Gärten“. Es werden Bilder von Regenrohren, Wolken, frostigen Weihern und dürrer Vegetation evokiert.

In einfachen Worten geht es in dem Gedicht um das Eindringen in eine unwirtliche, fremde Welt, welche das lyrische Ich und seine Begleiter emotional stark belastet. Die Gläsernen Kugeln könnten als Metapher für die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens interpretiert werden. Letztendlich bleibt das lyrische Ich mit seinen Begleitern verloren in dieser fremden Welt zurück und wird von Traurigkeit und vielleicht Sehnsucht nach dem Unbekannten oder Verlorenen gequält.

Das Gedicht hat eine sehr bildhafte, teils geheimnisvolle Sprache. Es findet eine durchgängige, treffende Metaphorik statt, die die düstere und rätselhafte Stimmung weiter verstärkt. Die Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch Strophen unterschiedlicher Länge und unregelmäßigen Versmaßen, was typisch für den Expressionismus ist. Die uneinheitliche Länge der Verse sorgt dabei für einen unausgeglichenen, unruhigen Lesefluss, was die Unbehaglichkeit und Verwirrung des lyrischen Ichs widerspiegeln könnte. Die Sprache ist dabei eher schlicht und ungeschmückt, lässt jedoch durch den Gebrauch von starken Metaphern und Symbolen viel Raum für Interpretationen.

Alles in allem ist Georg Heyms „Die Höfe luden uns ein“ ein typisches Beispiel für die expressionistische Lyrik. In seinen Versen spiegelt sich die damalige Zeitwahrnehmung wider: eine Welt im Umbruch, konfrontiert mit der Vergänglichkeit und der Suche nach dem Sinn und Platz des Menschen in dieser neuen, unwirtlichen Welt.

Weitere Informationen

Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Die Höfe luden uns ein“. 1887 wurde Heym in Hirschberg geboren. Zwischen den Jahren 1903 und 1912 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 108 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Weitere Werke des Dichters Georg Heym sind „Der Blinde“, „Der Fliegende Holländer“ und „Der Gott der Stadt“. Zum Autor des Gedichtes „Die Höfe luden uns ein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 79 Gedichte veröffentlicht.

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