Hymne von Georg Heym

Unendliche Wasser rollen über die Berge,
Unendliche Meere kränzen die währende Erde,
Unendliche Nächte kommen wie dunkele Heere
Mit Stürmen herauf, die oberen Wolken zu stören.
 
Unendliche Orgeln brausen in tausend Röhren,
Alle Engel schreien in ihren Pfeifen,
Über die Türme hinaus, die gewaltig schweifen
In ewiger Räume verblauende Leere.
 
Aber die Herzen, im unteren Leben verzehret,
10 
Bei dem schmetternden Schallen verzweifelter Flöten
11 
Hoben wie Schatten sich auf im tödlichen Sehnen,
12 
Jenseit lieblicher Abendröten.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Hymne“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1887 - 1912
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Hymne“ wurde von Georg Heym verfasst, einem deutschen Dichter, der von 1887 bis 1912 lebte. Zeitlich lässt sich das Gedicht im Kontext des literarischen Expressionismus einordnen, einer Kunstrichtung, die Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem in Deutschland aufkam und die subjektive Wahrnehmung und emotionale Ausdrucksstärke betonte.

Beim ersten Lesen des Gedichts sind die kraftvollen sprachlichen Bilder bemerkenswert, die ein Szenario großer metaphysischer Verzweiflung und Intensität erzeugen. Das Gedicht erweckt ein Gefühl von Dimensionslosigkeit, Ewigkeit und zugleich Verzweiflung und Sehnsucht.

Inhaltlich wird in der ersten und zweiten Strophe die Unendlichkeit und gewaltige Kraft der Natur betont. Dabei sind Wasser, Meer, Nacht und Sturm metaphorisch aufgeladen und stehen möglicherweise für die überwältigenden Kräfte und Mysterien des Lebens und Universums. In der zweiten Strophe ergänzen Orgeln und schreiende Engel das Bild einer universellen und apokalyptischen Größe und Stärke.

Die dritte Strophe der Hymne nimmt eine Wendung, indem sie das „untere Leben“ und insbesondere das menschliche Herz in den Vordergrund stellt. Menschliche Herzen erscheinen demgegenüber klein und hilflos, verzehrt vom Alltag, aber gleichzeitig voll verzweifelter Sehnsucht und Träume. Hier scheint Heym die emotionale Belastung und den Schmerz darzustellen, die mit dem Menschsein und seiner Existenz in einer scheinbar unendlichen und nicht beachtenden Welt einhergehen.

Formal besteht das Gedicht aus drei Vierzeilern und folgt keinem strengen Reimschema. Die Verse sind lang und reich an Adjektiven, die oft mit dem Präfix „unendlich“ wiedergegeben werden, was sowohl das Thema des Gedichts unterstreicht als auch einen ritmischen und intensiven Ausdruck erzeugt. Der Sprachstil ist hoch poetisch und erzeugt Bilder von großer Intensität und symbolischer Tiefe.

Weitere Informationen

Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Hymne“. Im Jahr 1887 wurde Heym in Hirschberg geboren. In der Zeit von 1903 bis 1912 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 74 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Heym sind „Bist Du nun tot?“, „Columbus“ und „Das Fieberspital“. Zum Autor des Gedichtes „Hymne“ haben wir auf abi-pur.de weitere 79 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Georg Heym

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Georg Heym und seinem Gedicht „Hymne“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Georg Heym (Infos zum Autor)

Zum Autor Georg Heym sind auf abi-pur.de 79 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.