Der Frühling V von Georg Heym

Er stirbt am Waldrand. Mit verhaltnem Laut
Klagt schon sein Schatten an des Hades Tor.
Der Kranz von Lattich, den sein Haupt verlor,
Fiel unter Disteln und das Schierlingskraut.
 
Den Pfeil im Hals, verschüttet er sein Blut,
Das schwarze Faunsblut in den grünen Grund
Der abendlichen Halde aus dem Mund
Drauf schon der Tod, ein schwarzer Falter, ruht.
 
Der Himmel Thrakiens glänzt im Abend grün,
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Ein Silberleuchter seinem Sterbeschrei,
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Auf fernen Bergen, wo die Eichen glühn.
 
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Tief unter ihm verblaßt die weite Bai,
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Darüber hoch die weißen Wolken ziehn,
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Und fern ein Purpursegel schwimmt vorbei.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Frühling V“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1887 - 1912
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Der Frühling V“ ist Georg Heym, ein bedeutender Vertreter des Expressionismus in der deutschen Literatur, der von 1887 bis 1912 lebte. Dieses Gedicht stammt daher aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Auf den ersten Eindruck ist das Gedicht von einer düsteren und dramatischen Atmosphäre und Stimmung geprägt. Es scheint den Tod und das Sterben thematisieren.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine sterbende Figur am Waldrand. Diese Figur, möglicherweise als Symbol für den Frühling interpretierbar, stirbt mit einem Klagelaut, verliert einen Kranz von Lattich und sein Blut fließt in den grünen Grund. Der Tod, symbolisiert durch einen schwarzen Falter, ist bereits anwesend. Der Schauplatz ist in Thrakien, und die Natur scheint in Bezug auf das Sterben der Figur zu reagieren: Der Himmel glänzt grün, Berge und Eichen leuchten in der Ferne und die Szenerie verblasst.

In seiner Aussage scheint das lyrische Ich die Vergänglichkeit des Lebens sowie die Unausweichlichkeit und traurige Schönheit des Todes zu betonen. Mehrdeutig ist die Symbolik der Figur und des Todes: Wird hier der Zyklus der Natur und der Jahreszeiten dargestellt oder steht die Figur als Metapher für etwas anderes?

Die Form des Gedichts entspricht nicht den klassischen Strukturen, sondern zeigt Merkmale des Expressionismus mit asymmetrischem Strophenbau (vier, vier, drei, drei Verse). Die Sprache ist reich an Symbolen und Metaphern und schafft intensive, eindrucksvolle Bilder. Der Ausdruck ist eindringlich und emotional, die Wortwahl teils ungewöhnlich und suggestiv (z.B. „schwarzes Faunsblut“), was die dramatische und düstere Atmosphäre verstärkt.

Mit „Thrakiens“ dem antiken Regionsnamen und dem „Purpursegel“ könnten auch Hinweise auf die antike Mythologie und Kultur angespielt werden, was dem Gedicht eine zusätzliche Dimension und Tiefenschärfe verleiht.

Insgesamt erscheint Heyms Gedicht „Der Frühling V“ als ein vielschichtiges und ausdrucksstarkes Werk, das den Tod in hochstilisierter, symbolgeladener Weise thematisiert und dabei möglicherweise über das individuelle Sterben hinaus allgemeine existenzielle Fragen aufwirft.

Weitere Informationen

Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Der Frühling V“. Heym wurde im Jahr 1887 in Hirschberg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1903 bis 1912 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 95 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Georg Heym ist auch der Autor für Gedichte wie „Bist Du nun tot?“, „Columbus“ und „Das Fieberspital“. Zum Autor des Gedichtes „Der Frühling V“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 79 Gedichte vor.

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