Der Garten der Irren von Georg Heym

Am roten Teiche stehen viele Schatten
Bei dünner Bäume schwächlichem Gesichte,
In Stille fort. Nur selten daß sich einer
Herunter zu dem trüben Wasser bücket.
 
Und manche gehn in den entleerten Hecken
In kühlen Gängen, die schon voller Lichte,
Und schleifen mit den Füßen in dem Laube,
Und sitzen wieder sanft in den Verstecken.
 
Der Strom ist weit hinab im blanken Scheine
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Bei Erlen und den krumm gebornen Weiden
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Und wer mit leichtem Kahn ihn überbrücket,
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Er wird im Licht die gelben Blumen pflücken.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Der Garten der Irren“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
84
Entstehungsjahr
1887 - 1912
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Georg Heym, der von 1887 bis 1912 lebte. Er gehört damit zur Epoche des Expressionismus, welche von etwa 1910 bis etwa 1920 andauerte. Der Titel „Der Garten der Irren“ und die düsteren Szenen, die im Gedicht dargestellt werden, lassen auf den ersten Eindruck einen dystopischen oder melancholischen Eindruck entstehen.

In seinem Gedicht schildert Heym verschiedenartige Szenen in einem Garten. Zunächst stehen im Umfeld eines roten Teichs Schatten neben schwächlichen Bäumen in stiller Atmosphäre. Einige von ihnen beugen sich gelegentlich hinab zum trüben Wasser. Andere Menschen bewegen sich in den lichtvollen, jedoch entleerten Hecken und verstecken sich dort wieder, nachdem sie mit ihren Füßen im Laub gespielt haben. Der dritte Teil des Gedichts wechselt die Szenerie und führt den Leser zu einem weit umspannenden Strom, der von Erlen und Weiden gesäumt und mit einem leichten Kahn überbrückt wird. Dort pflückt jemand im Licht die gelben Blumen.

Das lyrische Ich stellt keine sentimentalen oder emotionalen Äußerungen dar. Es scheint sich eher als Beobachter zu betätigen und gibt das Geschehen in einfacher Sprache wieder. Möglicherweise weist die Bezeichnung „Garten der Irren“ auf einen metaphorischen Bezug hin und könnte ein Bild für das Leben sein, in dem es viele verschiedene Menschen und Wege gibt, jedoch auch Unsicherheit, Isolation und letztendlich auch Schönheit und Licht.

Das Gedicht besteht, in üblicher Heym-Manier, aus freien Versen, enthält also kein festes Reimschema oder einen gleichbleibenden Rhythmus. Dadurch wird die Atmosphäre von Unruhe und Chaos, die das lyrische Ich beobachtet, unterstrichen. Die Sprache ist eher einfach und sachlich gehalten, was ein Gefühl von Distanz und Isolation schafft.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die poetische Szene ein Bild einer ambivalenten Welt darstellt. Sie wirkt gleichzeitig bedrohlich und magisch, isoliert und doch lebendig. Die dynamische Bewegung zwischen den verschiedenen Szenen erzeugt ein Gefühl der Unbeständigkeit, das typisch für die expressionistische Bewegung und das gesellschaftliche Klima zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Garten der Irren“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Heym. Geboren wurde Heym im Jahr 1887 in Hirschberg. Zwischen den Jahren 1903 und 1912 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Heym ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 84 Worte. Der Dichter Georg Heym ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Baum“, „Der Blinde“ und „Der Fliegende Holländer“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Garten der Irren“ weitere 79 Gedichte vor.

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