An die Nachtigall von Johann Christian Friedrich Hölderlin

Dir flüsterts leise - Nachtigall! dir allein,
Dir, süße Tränenweckerin! sagt es nur
Die Saite. - Stellas wehmutsvoller
Seufzer - er raubte mein Herz - dein Kehlchen
 
Es klagte - o! es klagte - wie Stella ists.
Starr sah ich hin beim Seufzer, wie, als dein Lied
Am liebevollsten schlug, am schönsten
Aus der melodischen Kehle strömte.
 
Dann sah ich auf, sah bebend, ob Stellas Blick
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Mir lächle - ach! ich suche dich, Nachtigall!
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Und du verbirgst dich. - Wem, o Stella!
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Seufztest du? Sangest du mir, du süße?
 
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Doch nein! doch nein! ich will es ja nicht, dein Lied,
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Von ferne will ich lauschen - o! singe dann!
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Die Seele schläft - und plötzlich schlägt die
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Brust mir empor zum erhabnen Lorbeer.
 
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O Stella! sag es! sag es! - ich bebe nicht!
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Es tötete die Wonne, geliebt zu sein,
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Den Schwärmer. - Aber tränend will ich
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Deinen beglückten Geliebten segnen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.5 KB)

Details zum Gedicht „An die Nachtigall“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
151
Entstehungsjahr
1770 - 1843
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An die Nachtigall“ wurde von Johann Christian Friedrich Hölderlin verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Lyriker. Hölderlin wurde 1770 geboren und starb im Jahr 1843, wodurch wir das Gedicht in die literarische Epoche der Romantik einordnen können.

Auf den erstem Eindruck wirkt das Gedicht emotional und melancholisch. Es ist geprägt von einer schwärmerischen Liebessehnsucht und einer tiefen Empfindsamkeit für Natur und Musik.

Inhaltlich richtet sich das lyrische Ich an die Nachtigall, ein Symbol für Poesie und Sehnsucht, und bezieht sich dabei auf eine gewisse Stella. Das Gedicht thematisiert die unausgesprochene Liebe des lyrischen Ichs zu Stella, die durch die Nachtigall repräsentiert wird. Zugleich spiegelt die Nachtigall auch das eigene Leid des lyrischen Ichs wider. Der Abschied, der im letzten Vers stattfindet, scheint auf eine unerfüllte Liebe hinzuweisen. Trotz des Leids zeigt das lyrische Ich eine positive Einstellung und will den Liebhaber von Stella segnen und ihm Glück wünschen.

Formal besteht das Gedicht aus fünf gleich strukturierten Strophen mit jeweils vier Versen. Diese durchgängige Form verstärkt das konsequente Fortschreiten der Handlung und Gefühle des lyrischen Ichs. Die Sprache ist geprägt von bildhaften und emotionalen Begriffen, die eine starke Empfindungs- und Gefühlswelt hervorrufen. Hölderlins typische romantische Stilelemente, wie die personifizierte Natur, die starke Fokussierung auf Emotionen und die Verknüpfung von Natur und Musik, sind deutlich erkennbar.

Zusammenfassend handelt es sich bei „An die Nachtigall“ um ein intensives literarisches Werk der Romantik, das eine starke emotionale Wirkung hat und eine tragische Liebesgeschichte erzählt. Es zeugt von Hölderlins Fähigkeit, tiefe Gefühle und Sehnsüchte in poetische Sprache zu übersetzen.

Weitere Informationen

Johann Christian Friedrich Hölderlin ist der Autor des Gedichtes „An die Nachtigall“. 1770 wurde Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1786 bis 1843 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 151 Worte. Johann Christian Friedrich Hölderlin ist auch der Autor für Gedichte wie „Dem Genius der Kühnheit“, „Der Gott der Jugend“ und „Der Winkel von Hahrdt“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An die Nachtigall“ weitere 181 Gedichte vor.

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