Daheim von Ada Christen

In Deinem düstern Zimmer steh’ ich wieder,
Vom Fenster hauchen schwül die Blumendüfte,
Die Sterne schauen groß und ruhig nieder
Und müde Töne zittern durch die Lüfte.
 
Ach! tiefe Wehmuth folgt dem Lied dem langen,
Ich fühle klar, was einstens ich nicht kannte,
Als schweigend hier mit demuthsvollem Bangen
Ich harrte Dein – der mich in’s Leben sandte.
 
Mich dünket, wieder müßt’ ich Dich gewahren
10 
An diesem Ort, wo Du so viel verschuldet,
11 
Als bräche heiß hervor nach dürren Jahren
12 
In Thränen hier – was draußen ich erduldet.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Daheim“

Autor
Ada Christen
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
87
Entstehungsjahr
1870
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Daheim“ wurde von der österreichischen Schriftstellerin Ada Christen verfasst, die von 1839 bis 1901 lebte. Sie zählt zur literarischen Periode des Realismus.

Das Gefühl von Schwermut und Traurigkeit überwiegt stark beim ersten Eindruck des Gedichtes. Es schildert den emotionalen Zustand des lyrischen Ichs, das sich in dem Zimmer eines geliebten Menschen aufhält, den es anscheinend vermisst.

In einfachen Worten beschreibt das lyrische Ich, wie es im Raum des abwesenden geliebten Menschen steht, berauscht von den Blumendüften, die aus dem Fenster dringen. Es schaut die ruhigen Sterne an und lauscht den müden Tönen in der Luft. Das Lied, das es hört, weckt eine tiefe Melancholie, und das Ich erkennt klar Emotionen, die es sich in der Vergangenheit nicht eingestanden hat . In diesem Raum wartete es einst in treuer Ergebenheit auf den Geliebten. Und obwohl das lyrische Ich glaubt, erneut auf die Person treffen zu müssen, bricht es stattdessen in Tränen aus, alle aufgestauten Emotionen, die außerhalb des Raumes erduldet wurden, fließen hier nun frei.

Betrachtet man die Form des Gedichts, so besteht es aus drei Strophen mit jeweils vier Zeilen, also einem Vierheber. Dabei wird ein regelmäßiges, durchgehendes Versmaß (Jambus) verwendet. Das Reimschema folgt der klassischen Form des Kreuzreims (abab). Die Sprache des Gedichts ist emotional aufgeladen und metaphorisch, wodurch eine intensive Bildhaftigkeit entsteht, etwa durch die Verwendung von Begriffen wie „schwül“, „Wehmuth“, oder „Blumendüfte“.

Die vorrangige emotionale Botschaft des Gedichts scheint Trauer und Sehnsucht zu sein, die durch den Verlust oder die Abwesenheit eines nahestehenden Menschen ausgelöst wurden. Die emotionale Tiefe und Ehrlichkeit, mit der das lyrische Ich seine Gefühle ausdrückt, sind charakteristisch für die Literatur der Epoche und für Ada Christens Werk insbesondere.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Daheim“ ist Ada Christen. Im Jahr 1839 wurde Christen in Wien geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1870. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 87 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere Werke der Dichterin Ada Christen sind „Auf Ruinen“, „Auf dem Meere“ und „Auf den Bergen“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Daheim“ weitere 81 Gedichte vor.

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