An Lyda von Johann Christian Friedrich Hölderlin

Trunken, wie im hellen Morgenstrahle
Der Pilote seinen Ozean,
Wie die Seligen Elysens Tale
Staunt ich meiner Liebe Freuden an,
Tal' und Haine lachten neugeboren,
Wo ich wallte, trank ich Göttlichkeit,
Ha! von ihr zum Liebling auserkoren,
Höhnt ich stolzen Muts Geschick und Zeit.
 
Stolzer ward und edler das Verlangen,
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Als mein Geist der Liebe Kraft erschwang,
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Myriaden wähnt ich zu umfangen,
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Wenn ich Liebe, trunken Liebe sang,
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Wie der Frühlingshimmel, weit und helle,
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Wie die Perle schön und ungetrübt,
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Rein und stille wie der Weisheit Quelle
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War das Herz von ihr, von ihr geliebt.
 
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Sieh! im Stolze hatt ich oft geschworen,
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Unvergänglich dieser Herzverein!
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Lyda mir, zum Heile mir geboren,
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Lyda mein, wie meine Seele mein,
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Aber neidisch trat die Scheidestunde,
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Treues Mädchen! zwischen mich und dich,
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Nimmer, nimmer auf dem Erdenrunde,
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Lyda! nahn die trauten Arme sich.
 
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Stille wallst du nun am Rebenhügel,
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Wo ich dich und deinen Himmel fand,
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Wo dein Auge, deiner Würde Spiegel,
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Mich allmächtig, ewig an dich band!
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Schnell ist unser Frühling hingeflogen!
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O du Einzige! vergib, vergib!
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Deinen Frieden hat sie dir entzogen,
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Meine Liebe, tränenvoll und trüb.
 
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Als ich deinem Zauber hingegeben
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Erd und Himmel über dir vergaß,
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Ach! so selig in der Liebe Leben,
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Lyda! meine Lyda! dacht ich das?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.2 KB)

Details zum Gedicht „An Lyda“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
209
Entstehungsjahr
1770 - 1843
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „An Lyda“ wurde von Johann Christian Friedrich Hölderlin verfasst, der von 1770 bis 1843 lebte. Durch die biografischen Daten des Autors kann das Gedicht somit in den Kontext der literarischen Epoche der Romantik eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht emotional und leidenschaftlich, es spiegelt starke Gefühle und eine Intensität wider, die typisch für Hölderlins poetischen Stil sind.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einer tiefen und leidenschaftlichen Liebe des lyrischen Ichs zu Lyda. Das lyrische Ich schwelgt in Erinnerungen und seelischer Ekstase, beschreibt die romantischen Gefühle, die es erlebt hat und seine Verehrung für Lyda. Zugleich wird das Ende der Beziehung betrauert: Das lyrische Ich und Lyda sind nicht länger zusammen, eine Trennung hat stattgefunden.

In Bezug auf die Form und die Sprache des Gedichts, ist auffällig, dass Hölderlin hier mehrere Strophen verschiedener Länge verwendet, was eher unkonventionell ist. Es besteht aus fünf Strophen, wobei die ersten vier aus acht Versen und die letzte aus vier Versen bestehen. Auch die Wahl der Sprache ist typisch für Hölderlin und die Romantik, es wird eine bildreiche und emotionale Sprache verwendet. Durch die starke Emotionalität und Intensität der verwendeten Worte und Bilder gelingt es Hölderlin, die Gefühle des lyrischen Ichs für Lyda und das Leid über das Ende der Beziehung sehr lebhaft auszudrücken.

Zusammenfassend handelt es sich bei „An Lyda“ um ein leidenschaftliches und emotionales Gedicht, welches die starken Gefühle des lyrischen Ichs für Lyda und den Schmerz über das Ende der Beziehung thematisiert. Durch den Einsatz von bildhafter Sprache und die variierende Strophenlänge verleiht Hölderlin dem Gedicht dabei eine besondere Intensität und Emotionalität.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Lyda“ des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin. 1770 wurde Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Zwischen den Jahren 1786 und 1843 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 209 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin sind „An unsre Dichter“, „Das Schicksal“ und „Das Unverzeihliche“. Zum Autor des Gedichtes „An Lyda“ haben wir auf abi-pur.de weitere 181 Gedichte veröffentlicht.

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