Daddeldus Lied an die feste Braut von Joachim Ringelnatz
1 |
Lat man goot sin, lütte seute Marie. |
2 |
Mi no ssavi! |
3 |
Ich habe deine Photographie |
4 |
In der Meditteriniensi |
5 |
Weit draußen auf dem Meere |
6 |
Damals verloren, |
7 |
Als ich bei den Azoren |
8 |
Mit der Bulldog beinah versoffen wäre. – |
|
|
9 |
Bulldog aheu! |
|
|
10 |
Swiethart! Manilahaariges Kitty-Anny-Pipi – |
11 |
Oder wie du heißt – |
12 |
Bulldog aheu! |
13 |
Bei Jesus Chreist |
14 |
Ich war – seit Konstantinopel – dir immer treu. |
|
|
15 |
Scheek hends! Ehrlich und offen: |
16 |
Ich bin gar nicht besoffen. |
|
|
17 |
Giff öß e Whisky, du, ach du! Jesus Christ! |
|
|
18 |
Skool! bleddi Sanofebitsch – Ohne Spott: |
19 |
Ich glaube, dich hat der liebe Gott |
20 |
An einem Sonntag zusammengespleist. |
21 |
Weißt du, was du bist: Weißt? |
22 |
Hör mich einmal ernsthaft auf mich. |
23 |
Du – du bist – mein zweites Ich. |
24 |
Du mußt mir mal deinen Namen ausbuchstabieren, |
25 |
Hein soll mir das auf den Arm tätowieren. |
|
|
26 |
Mary, mach mal deinem Daddeldu |
27 |
Die Hosentür zu. |
|
|
28 |
Ich habe noch immer die graue Salbe von dir, |
29 |
Das ist ganz egal; das ist auch ein Souvenir. |
30 |
Wer mir die Salbe nimmt – |
31 |
Ich bin der gutmütigste Kerl, glaub es mir; |
32 |
Ich habe noch keinem Catfisch ein Haar gekrümmt – |
33 |
Wenn ich zurück bin aus Schangei, |
34 |
Wie Gott will hoffen, – |
35 |
Wer mir die Salbe nimmt, |
36 |
Dem hau ik die Kiemen entzwei. |
|
|
37 |
Bulldog aheu! Ich bin nicht besoffen. |
38 |
Wirklich nicht! |
39 |
Wirklich nicht! |
40 |
Wer mir die Salbe krümmt, |
41 |
Dem renn ich die Klüsen dicht. – |
42 |
Komm her, Deesy, wir schlagen die Bulldog entzwei. |
43 |
Wenn ich aus Kiatschu, Kiatschau – |
44 |
Porko dio Madonna! |
45 |
Mary, du alte Sau, |
46 |
Wer dir die Salbe stiehlt aus Schangei, |
47 |
Der wird einmal Kapitän Daddeldus Frau. |
Details zum Gedicht „Daddeldus Lied an die feste Braut“
Joachim Ringelnatz
9
47
246
1924
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Daddeldus Lied an die feste Braut“ stammt aus der Feder von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten des frühen 20. Jahrhunderts.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt die ungewöhnliche Wortwahl und der teils vulgäre Duktus auf. Der Leser gewinnt den Eindruck, dass das lyrische Ich, Daddeldu, ein Matrose oder Seemann ist, der zu viel Alkohol genossen hat. Er schildert seine verlorene Liebe aus der Heimat („Ich habe deine Photographie in der Mietteriniensi verloren“) und bekräftigt seine Treue trotz seiner Reisen („seit Konstantinopel war ich dir immer treu“). Dabei verwendet er eine sehr unorthodoxe und teils obszöne Sprache.
Inhaltlich handelt das Gedicht von Daddeldus Loyalität gegenüber seiner festen Braut, trotz seiner Fernweh und seinem aufregenden Seemannsleben. Dem Leser wird von einer stürmischen und ungesicherten Beziehung erzählt, deren Fortführung von der Treue Daddeldus abhängt.
Formal ist das Gedicht in freie Verse ohne festes Reimschema strukturiert, lediglich die Beteuerung „Bulldog aheu“ wiederholt sich in mehreren Strophen und fungiert somit als Leitmotiv. In sprachlicher Hinsicht ist das Gedicht eine Mischung aus englischen, deutschen, niederdeutschen und italienischen Wörtern, die zusammen eine eklektische und bunte Sprache bilden. Das Gedicht ist durchsetzt mit derbes Seemannsvokabular, was die urige und ungeschönte Persönlichkeit des lyrischen Ichs unterstreicht.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Ringelnatz in „Daddeldus Lied an die feste Braut“ auf humorvolle und provokative Weise die Sehnsucht eines Seemanns, den Konflikt zwischen Liebe und Freiheit sowie das Spannungsfeld zwischen Loyalität und Abenteuerlust thematisiert.
Weitere Informationen
Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Daddeldus Lied an die feste Braut“. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1924 zurück. München ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 47 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 246 Worte. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Daddeldus Lied an die feste Braut“ weitere 560 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joachim Ringelnatz
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joachim Ringelnatz und seinem Gedicht „Daddeldus Lied an die feste Braut“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
Weitere Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz (Infos zum Autor)
- ...als eine Reihe von guten Tagen
- 7. August 1929
- Abendgebet einer erkälteten Negerin
- Abermals in Zwickau
- Abgesehen von der Profitlüge
- Abglanz
- Abschied von Renée
- Abschiedsworte an Pellka
- Afrikanisches Duell
- Alone
Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt