Daddeldu verprügelt den Schiffsjungen von Joachim Ringelnatz

Wenn du siehst, daß jemand ins Wasser fällt,
Dann springst du sofort hinterher.
Denn man weiß nie bestimmt,
Ob er sackt oder schwimmt,
Und die nassen Kleider sind schwer.
 
Wenn du erst dich besinnst, was du selber riskierst,
Dann ist das eine Hundeschweinerei!
Denn, wenn du wirklich dein Leben verlierst,
Was wäre dann schon Schlimmes dabei?!
 
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Wenn aber der Jemand ertrinkt – und, wie hier
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Es beinahe geschah, eine Frau –,
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Dann verdienst du, daß ich die Leiche dir
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Rechts und links um die Ohrflossen hau.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Daddeldu verprügelt den Schiffsjungen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
84
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Das Gedicht fällt also in die Epoche der Neuen Sachlichkeit in der deutschen Literatur, die durch eine nüchterne und sachliche Darstellung der Realität gekennzeichnet ist.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht humoristisch und verblüffend, da es das Bild eines übermäßig heroischen alten Seemanns zeichnet, der sofort ins Wasser springt, wenn jemand hineinfällt und sogar bereit ist, sein eigenes Leben dafür zu riskieren.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich zu betonen, dass es von höchster Wichtigkeit ist, anderen in Not zu helfen, selbst wenn es das eigene Leben bedroht. Er stellt klar, dass eine Unentschlossenheit in solchen Momenten - das Nachdenken über das eigene Risiko - verachtenswert ist („Dann ist das eine Hundeschweinerei!“). Tatsächlich, impliziert er, dass, wenn man in solchen Situationen sein Leben verliert, es nicht wirklich ein Verlust ist („Was wäre dann schon Schlimmes dabei?!“). Zudem zeigt er sich empört und bereit, schwere Repressalien zu verüben, wenn jemand in Gefahr kommt, insbesondere eine Frau, und jemand Anderes sie nicht rettet.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier bis fünf Versen und folgt keinem strengen Reimschema. Es weist jedoch in einigen Fällen einen Kreuzreim auf (ins Wasser fällt - schwimmt, schwer - Hundeschweinerei).

Die Sprache des Gedichts ist umgangssprachlich und direkt, was dem lakonischen und unverblümten Charakter der maritimen Figuren entspricht, die Ringelnatz oft in seinen Gedichten darstellt. Der Text verwendet auch einige spezifische maritime Begriffe wie „Ohrflossen“ und „sackt oder schwimmt“, die das maritime Setting des Gedichts unterstreichen.

Zusammenfassend kann das Gedicht als Ironisierung des traditionellen heroischen Bildes des Seemanns gelesen werden. Ringelnatz zeigt jedoch auch eine ernste Botschaft über den Wert des altruistischen Handelns in Krisenzeiten. Der Dichter scheint zu betonen, dass es wichtiger ist, andere zu retten und in Notsituationen mutig zu handeln, als das eigene Leben zu schützen. Das Gedicht kann daher als eine humorvolle, aber dennoch ernste Auseinandersetzung mit der Thematik Selbstlosigkeit und Heldentum interpretiert werden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Daddeldu verprügelt den Schiffsjungen“ des Autors Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 84 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Daddeldu verprügelt den Schiffsjungen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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