An Neuffer von Johann Christian Friedrich Hölderlin
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Brüderlich Herz! ich komme zu dir, wie der tauende |
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Morgen, |
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Schließe du, wie der Kelch zärtlicher Blumen, dich |
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auf; |
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Einen Himmel empfängst du, der Freude goldene |
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Wolke |
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Rieselt in eilenden freundlichen Tönen herab. |
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Freund! ich kenne mich nicht, ich kenne nimmer den |
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Menschen, |
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Und es schämet der Geist aller Gedanken sich nun. |
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Fassen wollt er auch sie, wie er faßt die Dinge der |
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Erde, |
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Fassen... |
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Aber ein Schwindel ergriff ihn süß, und die ewige |
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Feste |
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Seiner Gedanken stürzt'... |
Details zum Gedicht „An Neuffer“
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78
1770 - 1843
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An Neuffer“ wurde von Johann Christian Friedrich Hölderlin geschrieben, einem bedeutenden deutschen Dichter der Romantik, der vom 20. März 1770 bis zum 7. Juni 1843 lebte. Mit seiner tiefgründigen Lyrik, die sich oftmals mit Natur, Religion und Griechenland beschäftigte, war Hölderlin ein bedeutender Vertreter der sogenannten Heidelberger Romantik.
Der erste Eindruck beim Lesen von „An Neuffer“ ist, dass es sehr persönlich und gefühlvoll ist. Hölderlin wendet sich direkt an einen Freund, den er Bruder nennt, und spricht von tiefen Gefühlen. Er beginnt dabei mit naturlyrischen Bildern, nutzt das Bild des Morgens und des Kelches einer Blume, um die emotionale Begegnung zu beschreiben.
Inhaltlich ist das Gedicht ein Ausdruck tiefgehender innerer Empfindungen. Das lyrische Ich betont die enge Verbindung zu seinem Freund und macht deutlich, dass es auf eine Veränderung oder ein neues Bewusstsein hinweist. Daraus entsteht ein Bild der Transformation, das sich hauptsächlich in der zweiten Hälfte des Gedichts zeigt. Das lyrisische Ich fühlt sich nicht mehr als Mensch und schämt sich seiner Gedanken. Es möchte diese fassen, so wie es die Dinge der Erde fasst, doch erlebt es einen Schwindel und das Zusammenbrechen seiner Gedankenstruktur.
In der Form ist das Gedicht ein typisches Beispiel für Hölderlins poetischen Stil. Es besteht aus einer Strophe mit sechzehn Versen ohne erkennbares Reimschema, was eine freie Gestaltung impliziert. Hölderlins Sprache ist dabei emotional und bildhaft. Er nutzt die Naturmetaphorik, um tiefe Gefühle und Gedanken zu transportieren. Dabei bedient er sich einer anmutigen, leicht archaisierenden Sprache, die die ernste, nachdenkliche Stimmung unterstreicht und für die geistige Welt, in der sich das lyrische Ich bewegt, passend erscheint.
Insgesamt lässt sich sagen, dass „An Neuffer“ ein Beispiel für Hölderlins tiefe Gefühlswelt und seinem Aspekt der Selbstreflexion ist. Mit diesem Gedicht führt Hölderlin uns in seine innere Welt ein und ermöglicht uns einen tiefen Einblick in seine Gedanken und Empfindungen. Es ist ein Zeugnis einer innigen Freundschaft und eines tiefgründigen, seelischen Prozesses.
Weitere Informationen
Das Gedicht „An Neuffer“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Christian Friedrich Hölderlin. Geboren wurde Hölderlin im Jahr 1770 in Lauffen am Neckar. In der Zeit von 1786 bis 1843 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 78 Worte. Der Dichter Johann Christian Friedrich Hölderlin ist auch der Autor für Gedichte wie „An die jungen Dichter“, „An unsre Dichter“ und „Das Schicksal“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Neuffer“ weitere 181 Gedichte vor.
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Zum Autor Johann Christian Friedrich Hölderlin sind auf abi-pur.de 181 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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