Da hab’ ich viel blasse Leichen von Heinrich Heine

Da hab’ ich viel blasse Leichen
Beschworen mit Wortesmacht;
Die wollen nun nicht mehr weichen
Zurück in die alte Nacht.
 
Das zähmende Sprüchlein vom Meister
Vergaß ich vor Schauer und Graus,
Nun zieh’n die eig’nen Geister
Mich selber in’s neblichte Haus.
 
Laßt ab, Ihr finstren Dämonen!
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Laßt ab, und drängt mich nicht!
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Noch manche Freude mag wohnen
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Hier oben im Rosenlicht.
 
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Ich muß ja immer streben
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Nach der Blume wunderhold;
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Was bedeutet’ mein ganzes Leben,
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Wenn ich Sie nicht lieben gesollt?
 
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Ich möcht sie nur einmal umfangen,
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Und pressen an’s glühende Herz!
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Nur einmal die Lippen und Wangen
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Küssen mit sel’gem Schmerz.
 
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Nur einmal aus ihrem Munde
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Möcht’ ich hören ein liebendes Wort, –
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Alsdann wollt’ ich folgen zur Stunde
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Euch, Geister, zum finstern Ort.
 
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Die Geister haben’s vernommen,
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Und nicken grausiglich.
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Feins Liebchen, nun bin ich gekommen;
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Feins Liebchen, liebst du mich?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Da hab’ ich viel blasse Leichen“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
148
Entstehungsjahr
1817–1821
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Da hab' ich viel blasse Leichen“ wurde von Heinrich Heine, einem bedeutenden deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts, verfasst.

Auf den ersten Blick zeigt das Gedicht eine düstere und unheimliche Atmosphäre. Das lyrische Ich beschwört die Bilder toter Leichen und finsterer Dämonen herauf, die es nun nicht mehr loslassen wollen. Der Kontext des Gedichtes legt nahe, dass es zur Epoche der Romantik einzuordnen ist, in der viele poetische Werke sich mit Themen von Liebe, Tod, Vergänglichkeit und Übernatürlichem auseinandersetzten.

Im Gedicht scheint das lyrische Ich seine Vergangenheit, repräsentiert durch die „blassen Leichen“ und „eigenen Geister“, wieder zum Leben erweckt zu haben. Diese Geister wollen ihn nun in ihr „nebelhaftes Haus“ ziehen und lassen ihm keine Ruhe. Trotz dieser dunklen Bilder und der scheinbar ausweglosen Lage, behält das lyrische Ich eine sehnsuchtsvolle Liebe für eine nicht näher benannte Person („die Blume“), die es zu vergöttern scheint. Das Gedicht endet damit, dass das lyrische Ich seine Liebe dieser Person gesteht.

Das Gedicht besteht aus sieben Strophen mit jeweils vier Versen, was eine strenge, traditionelle Form darstellt. Die Sprache ist metaphorisch und bildhaft, mit starken Kontrasten zwischen Licht und Dunkelheit, Tod und Leben, Liebe und Schrecken. Am bemerkenswertesten ist die Verwendung des Wortes „Geister“, das möglicherweise eine doppelte Bedeutung hat: einerseits als die Geister der Toten, die das lyrische Ich erschrecken, aber auch als die Geister der Vergangenheit, die es nicht loslassen und die es dazu bringen, der geliebten Person seine wahren Gefühle zu offenbaren. Im Ganzen stellt Heine eine intensive emotionale Erfahrung dar, die sowohl dunkle Ängste als auch helle Liebe umfasst.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Da hab’ ich viel blasse Leichen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. 1821 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Hamburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 148 Worte. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Ach, ich sehne mich nach Thränen“, „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“ und „Ahnung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Da hab’ ich viel blasse Leichen“ weitere 535 Gedichte vor.

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