Der Prinzessin Auguste von Homburg von Johann Christian Friedrich Hölderlin

Der Prinzessin Auguste
von Homburg
 
Den 28. Nov. 1799
 
Noch freundlichzögernd scheidet vom Auge dir
Das Jahr, und in hesperischer Milde glänzt
Der Winterhimmel über deinen
Gärten, den dichtrischen, immergrünen.
 
Und da ich deines Festes gedacht und sann,
Was ich dir dankend reichte, da weilten noch
10 
Am Pfade Blumen, daß sie dir zur
11 
Blühenden Krone, du Edle, würden.
 
12 
Doch andres beut dir, Größeres, hoher Geist!
13 
Die festlichere Zeit, denn es hallt hinab
14 
Am Berge das Gewitter, sieh! und
15 
Klar, wie die ruhigen Sterne, gehen
 
16 
Aus langem Zweifel reine Gestalten auf;
17 
So dünkt es mir; und einsam, o Fürstin! ist
18 
Das Herz der Freigebornen wohl nicht
19 
Länger im eigenen Glück; denn würdig
 
20 
Gesellt im Lorbeer ihm der Heroë sich,
21 
Der schöngereifte, echte; die Weisen auch,
22 
Die Unsern, sind es wert; sie blicken
23 
Still aus der Höhe des Lebens, die ernsten Alten.
 
24 
Geringe dünkt der träumende Sänger sich,
25 
Und Kindern gleich am müßigen Saitenspiel,
26 
Wenn ihn der Edlen Glück, wenn ihn die
27 
Tat und der Ernst der Gewaltgen aufweckt.
 
28 
Doch herrlicht mir dein Name das Lied; dein Fest
29 
Augusta! durft ich feiern; Beruf ist mirs,
30 
Zu rühmen Höhers, darum gab die
31 
Sprache der Gott und den Dank ins Herz mir.
 
32 
O daß von diesem freudigen Tage mir
33 
Auch meine Zeit beginne, daß endlich auch
34 
Mir ein Gesang in deinen Hainen,
35 
Edle! gedeihe, der deiner wert sei.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Prinzessin Auguste von Homburg“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
222
Entstehungsjahr
1770 - 1843
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das untersuchte Gedicht „An die Prinzessin Auguste von Homburg“ wurde von Johann Christian Friedrich Hölderlin verfasst, einem deutschen Dichter, der als einer der bedeutendsten Vertreter des literarischen Klassizismus gilt. Er lebte von 1770 bis 1843, was das Gedicht zeitlich in die Epoche der Klassik und Romantik einordnet. Das Werk ist explizit der Prinzessin Auguste von Homburg gewidmet und wurde am 28. November 1799 verfasst.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht aufgrund seiner Sprache und Form recht formal und feierlich, es scheint einer bestimmten Person - in diesem Fall einer Prinzessin - gewidmet zu sein und einen bestimmten Anlass zu feiern.

Im Inhalt beschreibt Hölderlin die Schönheit der Natur, die zu dieser Jahreszeit, dem Ende des Jahres bzw. Anfang des Winters, sichtbar wird. Er spricht von den immergrünen Gärten, dem Winterhimmel und den blühenden Blumen. Diese Naturbetrachtungen verbindet er mit seinem Wunsch, der Prinzessin einen Kranz aus diesen Blumen als Zeichen seiner Dankbarkeit zu überreichen. Hölderlin preist auch den „hohen Geist“ der Prinzessin und thematisiert das Fest, das offensichtlich Anlass des Gedichtes ist. Dabei spricht er von seiner Berufung, „Höheres zu rühmen“ und dass er hofft, dass sein Gesang, also sein Gedicht, der Prinzessin würdig ist.

Die Sprache des Gedichts ist gehoben und formell, passend zur Würde des Adressaten und des Anlasses. Dabei verwendet Hölderlin viele bildhafte und metaphorische Ausdrücke und kreiert so ein lebendiges und eindrucksvolles Bild der beschriebenen Szenerie. Auch die Form des Gedichts, das in zehn Strophen unterteilt ist, folgt offensichtlich einer festen Struktur. Jede Strophe besteht aus vier Versen, die sich in rhythmischer und metrischer Hinsicht ähneln.

Fazit: „An die Prinzessin Auguste von Homburg“ ist ein feierliches und bildhaftes Gedicht, das die Schönheit der Natur und die Würde der Adressatin feiert. Es bietet einen interessanten Einblick in Hölderlins poetische Kunst und seine Fähigkeit, durch Sprache und Form eine bestimmte Atmosphäre und Stimmung zu erzeugen.

Weitere Informationen

Johann Christian Friedrich Hölderlin ist der Autor des Gedichtes „Der Prinzessin Auguste von Homburg“. 1770 wurde Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1786 bis 1843 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 222 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 35 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Weitere Werke des Dichters Johann Christian Friedrich Hölderlin sind „Abendphantasie“, „An Ihren Genius“ und „An die Deutschen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Prinzessin Auguste von Homburg“ weitere 181 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Christian Friedrich Hölderlin und seinem Gedicht „Der Prinzessin Auguste von Homburg“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin (Infos zum Autor)

Zum Autor Johann Christian Friedrich Hölderlin sind auf abi-pur.de 181 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.