Lebenslauf von Johann Christian Friedrich Hölderlin

Größers wolltest auch du, aber die Liebe zwingt
All uns nieder, das Leid beuget gewaltiger,
Doch es kehret umsonst nicht
Unser Bogen, woher er kommt.
 
Aufwärts oder hinab! herrschet in heilger Nacht,
Wo die stumme Natur werdende Tage sinnt,
Herrscht im schiefesten Orkus
Nicht ein Grades, ein Recht noch auch?
 
Dies erfuhr ich. Denn nie, sterblichen Meistern gleich,
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Habt ihr Himmlischen, ihr Alleserhaltenden,
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Daß ich wüßte, mit Vorsicht
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Mich des ebenen Pfads geführt.
 
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Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,
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Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern,
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Und verstehe die Freiheit,
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Aufzubrechen, wohin er will.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.2 KB)

Details zum Gedicht „Lebenslauf“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1770 - 1843
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lebenslauf“ wurde von Johann Christian Friedrich Hölderlin, einem deutschen Lyriker der Romantik, verfasst. Hölderlin lebte von 1770 bis 1843, was das Gedicht zeitlich in die Epoche der Romantik einordnet.

Auf den ersten Eindruck lässt das Gedicht eine Melancholie und Nachdenklichkeit beim Leser aufkommen. Es wirkt als würde das lyrische Ich mit den Widersprüchen des Lebens ringen und seine Erfahrungen und Erkenntnisse darüber teilen.

Inhaltlich behandelt das Gedicht die Themen Liebe, Leid, Freiheit und den menschlichen Lebensweg. Im ersten Vers phrasiert das lyrische Ich, dass trotz hoher Ambitionen („Größeres wolltest auch du“) sowohl die Liebe als auch das Leid dazu führen, dass Menschen gezwungen sind, sich niederzubeugen, sprich sich den Umständen des Lebens zu fügen. In den folgenden Versen dreht sich die Betrachtungsweise und es wird gefragt, ob nicht auch in der Natur und im Jenseits („in heiliger Nacht“, „im schiefsten Orkus“) eine Art von Gesetz oder Regel herrscht.

Im dritten Absatz führt das lyrische Ich aus, dass auch die Göttlichen nicht immer vorsichtig und planvoll handeln. Im vierten Absatz wird eine Aussage wiedergegeben, die das lyrische Ich den Himmlischen in den Mund legt: Der Mensch soll alles prüfen, um gestärkt Dankbarkeit und Verständnis für die Freiheit zu gewinnen, seinen Weg selbst zu bestimmen.

Hinsichtlich der Form des Gedichts ist zu bemerken, dass es vier Strophen mit jeweils vier Versen aufweist, was auf eine klassische Gedichtstruktur hindeutet. Hölderlin nutzt eine gehobene, lyrische Sprache, die von metaphorischen Naturbildern und mythologischen Anspielungen durchzogen ist. Die Worte „Bogen“, „heilige Nacht“ und „schiefster Orkus“ sind Beispiele dafür.

Die Aussage des Gedichts scheint die Ermutigung zu sein, dass der Mensch, trotz aller Widrigkeiten, stets die Möglichkeit hat, seinen eigenen Lebensweg zu gestalten und dabei sowohl Höhen als auch Tiefen zu erleben und daraufhin zu lernen und zu wachsen. Daher scheint das Gedicht eine menschliche Reise von Hoffnungen und Träumen, durch Prüfungen und Leiden, hin zu Selbsterkenntnis und Freiheit zu skizzieren.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Lebenslauf“ ist Johann Christian Friedrich Hölderlin. Hölderlin wurde im Jahr 1770 in Lauffen am Neckar geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1786 und 1843. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 96 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin sind „An die Parzen“, „An die jungen Dichter“ und „An unsre Dichter“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lebenslauf“ weitere 181 Gedichte vor.

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