D Zeit von Michel Buck

Dia Zeituhr gôht so still und gstät,
Du hairscht koi’ Rädle goura,
Doch aih du dra’ denkscht, hôt se s dreht,
Du merkscht as mit Bidoura,
Daß s Jährle frei verlaura’n ischt
Und du deim End vill näher bischt.
 
Zwôr wenn a’n Aunglück uff der reitt,
Muascht freile Lankweil kriaga;
Doch hôscht halbweags a guati Zeit,
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Nôch saischt, ma’ seah sie fliaga,
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Und jomarascht, daß so a Ma’,
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Wia du, dia Zeit it binda ka’.
 
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Du eilscht und schaffscht, und wenns der will,
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Wead ghousat, vill verworba,
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Uff oi’ môl stôht dô s Rädle still
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Und s hoißt: „der Ding ischt gstorba“,
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Dei’ Housa, Bruadar, hôt a’n End,
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Dei’ Zuig, des kommt in andre Händ.
 
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Ma’ lobt und schilt a Weile noh –
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S wead gmoingli redli gmeassa –,
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Nôch kommt nô diar der So und So,
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Und du – bischt rei’ vergeassa.
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A Fremder lait dein Kittel a’,
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Schreibt uff dei’ Thür sein Nama na’.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „D Zeit“

Autor
Michel Buck
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
156
Entstehungsjahr
bis 1888
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Michel Buck, ein deutscher Mundartdichter, der im 19. Jahrhundert gelebt und gewirkt hat. Das Gedicht „D Zeit“ kann zeitlich in die Epoche des Realismus eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick beneidet das Gedicht die unaufhaltsame Natur der Zeit und den Zyklus des menschlichen Lebens. Es ist in alemannischer (südbadischer) Mundart verfasst, was es gleichzeitig volksnah und volkstümlich wirken lässt. Es wirft Fragen dazu auf, was von einem Menschen bleibt, wenn er diese Welt verlässt.

Im ersten Strophenabschnitt reflektiert das lyrische Ich über die Natur der Zeit und deren unaufhörlichen Verlauf, bemerkend, dass mit jedem Jahr, das vergeht, es dem eigenen Lebensende ein Stück näher kommt. In der zweiten Strophe, wird auf die wahrgenommene Geschwindigkeit der Zeit Bezug genommen und darauf, dass sie sich je nach Umständen anders anfühlen kann. Aber es wird auch klar, dass niemand die Zeit kontrollieren kann. In der dritten Strophe thematisiert das lyrische Ich den Tod als endgültigen Schnittpunkt des Lebens. In der letzten Strophe wird beschrieben, wie schnell das Andenken an eine Person verblassen kann, sobald sie nicht mehr da ist, und ihre materiellen Hinterlassenschaften von anderen übernommen werden.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils sechs Versen. Die Sprache ist mundartlich und das Metrum ist regelmäßig, was dem Gedicht einen fließenden lebendigen Rhythmus verleiht. Es gibt auch eine gewisse Ironie in dem Gedicht, insbesondere in der Art und Weise, wie es den Tod und das Vergessen nach dem Tod anspricht. Dieses Element von Humor und Leichtigkeit widersetzt sich der Schwere der behandelten Themen und verleiht dem Gedicht eine besonders einnehmende Wirkung. Im Ganzen ist es ein unerschütterlicher Blick auf das Leben, die Vergänglichkeit und Letztendlichkeit menschlichen Daseins, in der poetischen Form und Dialekt, die es einzigartig machen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „D Zeit“ ist Michel Buck. Der Autor Michel Buck wurde 1832 in Ertingen, Oberamt Riedlingen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1888 entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus oder Naturalismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 156 Worte. Die Gedichte „A Gschichtle vom guata Philipp Neri“, „A Trom“ und „Am Bächle“ sind weitere Werke des Autors Michel Buck. Zum Autor des Gedichtes „D Zeit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 56 Gedichte vor.

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