D Väahkommissiau’ von Michel Buck

Um da Bussa laufet wôlle
Sieba Kittelhearra rum,
Gravatätisch thant se schreita,
S gucket koiner rum und num.
 
Und as gôht mit langi Schritta
Eusa Schultas keack vorous,
Um da Bou en gspickta Ranza
Und en Dachspitz hintanous.
 
Und se seahet meangi Mischte,
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Meangi Geaschta, meanga Klai –
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Halt! do stauhnt se voar der Lacha,
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Stauhnt se voar em Bodasai.
 
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Jetz dô thuat im Friederishafa
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S Rautschilts Hengscht da letschta Pfiff,
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Und se sollet glei uffs Wasser,
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Uff a fürnehms, mächtigs Schiff.
 
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Und der Schultas gôht fürani
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Und ear putzt derbei sein Kumpf,
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Tappet richtig neabad s Brückle,
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Hearr, wia lôht es dô en Pflumpf!
 
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Und as leit – au Waih und Schreacka! –
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S Schulza’namt im Wasser dinn
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Und as schreit dô: „Je Mareia,
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Healfet, i versouf dôhinn!“
 
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Und d Matrausa ziehet grad noh,
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Wo-n-as ischt am Letschta gsei’,
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Eusan Schultas halbversoffa
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Zuenen en a Schiffle nei’.
 
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Au’, wia hôts dea Ma’ so gfraura,
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Ousgseah’ hôt er pfannablô!
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„Jô, der Sai hôt koini Bälka,“
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Denkt er beinem selber dô.
 
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Ear wär dinna, diesi dussa,
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Etz wia kommt ma’ zua’n anand?
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Diesi gauhnt it übers Brückle,
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Weil se it versoufa want.
 
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Und doch sott ma’ über d Lacha,
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Sott ma’ Simmathaler hau’,
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Und füar was denn isch ma’ gschossa
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Woara ous zur Kommissiau’?
 
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D Schiffskneacht kommet über s Brückle,
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Bindet en glei d Auga zua,
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Führets num. Mei’ Schultas lachet:
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„S Kalb isch wieder bei der Kuah!“
 
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Und so fährt ma’n uffam Wassar
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Und verspricht glei ällz, was guat,
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Faschta, Beata, Alamuasa,
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Wia ma’s in de Näuta thuat.
 
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„Hairet, Manna’,“ sait der Nyse,
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„Hairet, Leut, i schmeck en Rauh,
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Und wo s Kemmat so thuat raucha,
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Schla mi s Bläßle, brennt es au.“
 
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Und er schreit so lout aß mügle:
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„Fuiriau, des Kemmat brennt!“
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Oi’smôls schlet der Kapadäne
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Ihm a Humsa’n an da Grind.
 
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„Halt dei' Goscha!“ schreit er zoanig,
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„Hôsch noh koi Maschina gseah’?
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Bischt dei’ Leabtig hintram Ofa
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Und an Muatars Juppa gwea?“
 
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Und der Schultas schneuzt uff d Seita,
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Sait em Kapadän ins Gsicht:
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„Dui Hums koscht en graußa Frevel,
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Denn s ischt oiner uß em Gricht.“
 
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Doch der Kapadäni lachet:
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„„Uffem Schiff bi’n i der Reacht,
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Dô sind boid Kollegi zema
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Sannt em Schultas meini Kneacht!
 
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Und i schreib it viel, i strôf glei,
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Seahnt er dô mei’ Protakol?““
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Und er fau’schtat gegam Schultas:
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„„Jeder kriagt da Buckel vol.““
 
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Und der Schultas fangt a’ lacha:
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„Des Juschtiara gfällt mer guat!“
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Und ear sait gem Kapadäni,
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Daß ers au so macha thuat.
 
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Wia Herodes und Pilates
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Geant dô boid anander d Hand,
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Und der Kapadäni trucknet
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Dô am Kemmat s Schulza Gwand.
 
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Und se trinket mit anander
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Und der Ousschuß thuat au mit,
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Seall der Nyse lôht se brichta,
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Hôt koi’ Tröpfle Wei’ verschütt.
 
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Und so kommet se ge Roscha,
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Wo se ab em Dampfschiff gauhnt,
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Juhsget äll, daß sia jetz wieder
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Uffam feschta Boda stauhnt.
 
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Und se neammet iahri Steacka,
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Stuiret gegs der Ei’sabah’,
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Zweagats em Bolletalaisa
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Lauft der Schultes äll füra’.
 
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D Fränkla kennt er, aber d Räppla
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Want am it ins Hiara nei’.
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Zletschta lôht er halt au fainfe
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Grad, wia diese Schwôba, sei’.
 
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Und voar Zürch, dô hoißt as Oha!
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D Ei’sabah’ hebbt woidle still,
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Und ma’ sieht dô deckti Tischla,
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Weil dô menger jeassa will.
 
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D Richter laiset iahri Au’ser
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Ouf und langet nô em Speack,
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Denn se gunnet andri geara
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Sealli feine Hearraschleack.
 
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„Seis ums Fränkle!“ sait der Schultas,
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„Eabbas muaß mer denischt hear.
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Jetz a Schöpple Wei’ vom beschta,
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Wo-n-er haunt in uiem Kear!“
 
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Und der Restaurater bringt em
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Gschwind a Fläschle, wo a Drôht
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Und a gmodlats Silberhüatle
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Oba’n um da Zapfa gôht.
 
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Und der Schultas vola Freuda
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Macht dui Flascha wolli ouf.
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Hui! dô fluicht em grad der Zapfa
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Mittla uff da Zinka nouf.
 
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Und der Schaum, dear strudlat mächtig
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Über s Schulza Leible na,
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Und der Schultas ka’ voar Schreacka
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It a Stearbaswöatle sa.
 
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Und as strudlat äll noh luschtig
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Koiner woißt dô, wia und wenn,
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Bis se wieder schwätza könnet,
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Ischt nu’ Bodadecki dinn.
 
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Und der Schultas schleackat endli
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Ärmel, Händ und Leible a,
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Hebt nôch d Flascha nouf in d Haihe
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Und ar sait: „Ai Donder schla!“
 
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Doch der Restaurater sait dô:
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„Zahlet Lüt, der Zug will gô!“
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Und verlangt fainf gschlagne Franka:
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„S ischt bi üs der Pris a so!“
 
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S Schulza’namt, des zuicht vom Leadar,
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– S ischt am voar de Auga blô –
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Gucket nôch noh ganz verbärmschtle
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Seine arme Fränkla nô.
 
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„Desmôl z Zürich mei’ Gurgel gwäscha,“
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Sait er druff, „und nimmamaih!
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O iahr Manna’, wär i blieba
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Danna übram Bodasai.“
 
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„„Hairet, Schultas!““ sait der Nyse,
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„„Launt jetz ujan Jômar stauh’,
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Denn des malafitzisch Fläschle
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Muaß in d Hagareachning gauh’.““
 
145 
Endli sind se z Erla dinna,
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Frôget nô der Öbrigkoit.
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„Chrüezi!“ sait der Erlar Schultas,
148 
„Chümmet gli uff d Hagawoid!“
 
149 
D Schwôba sind mit ei’verstanda,
150 
Schwänzet iahri Kittel ouf,
151 
Stuiret mit de langi Steacka,
152 
Luaget an de Felsa nouf.
 
153 
Und se schnoufet und se schwitzet,
154 
Stauhnt a Weile wieder na’,
155 
Und se thant nôch wieder spoicha,
156 
Was a jeder nu’ verma’.
 
157 
„Kreuz und Olfe!“ sait der Nyse,
158 
„Lôht der Berg denn noh it nô?“
159 
Sait der Erlar Schultas gmüatle:
160 
„„S wird gô gli noh besser chô.““
 
161 
Oh wia schnappet dô die Knujer
162 
Und wia glitschet d Bossa’n ous!
163 
S Wasser lauft de Kommassäri
164 
Ällbereits dur d Hosa nous.
 
165 
Endle, endle wead as eba,
166 
S gôht sogar a Stichle na,
167 
Und der Schultas mit de Manna
168 
Schreit voar Freud Viktoria!
 
169 
Älli Oussicht isch en Oi’ding,
170 
Oi’ding sind en Bearg und Thal,
171 
Was se seah’ want, sind nu’ Kälber,
172 
Küah und Hägi nô der Wahl.
 
173 
Und se greifet nô de Mäuler
174 
Und se greifet nô de Rischt
175 
Und betrachtet Gmülk und Kealla,
176 
Ob au ällz zum Loba’n ischt.
 
177 
Und iahr däaffets keackle glauba,
178 
Könnts a bitzle mügli sei’,
179 
Schlüefet se beim Visatiara
180 
Hofreacht seall in d Viacher nei’.
 
181 
Und so geit es glei en Handel,
182 
Sieba Hägi wearet kauft,
183 
Wenn schau’ noh a’n achter blinder
184 
Spôter in der Reachning lauft!
 
185 
Sieba Schweizer, sieba Schwôba
186 
– Jetz was will ma’ weiter maih? –
187 
Schwimmet in der zwoita Klassa
188 
Friedle dur da Bodasai.
 
189 
Und se haunt da deutscha Boda
190 
Ällbereits voar Freuda küßt:
191 
„O miar wäret nia uff Roisa,
192 
Hättet miar dia Gfôhra gwißt.“
 
193 
Fahret drum jetz stolz gem Bussa
194 
Mit der schöna Scheackawar,
195 
Und se spitzet iahri Auhra,
196 
Wenn se hairet, dia sei rar!
 
197 
Und se hairet suscht noh Reda,
198 
Wo en grousig gfalla thant,
199 
Bis ses zletschta sealber glaubet,
200 
Daß sia gscheidi Kerle sand.
 
201 
„So a Gmoi’d ischt zum Beneida,“
202 
Sait der Schultas, „wo ses füagt,
203 
Daß ma’ grad a Väahkollegi,
204 
Wia miar sieba, zema kriagt!“

Details zum Gedicht „D Väahkommissiau’“

Autor
Michel Buck
Anzahl Strophen
51
Anzahl Verse
204
Anzahl Wörter
1116
Entstehungsjahr
bis 1888
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist von Michel Buck, der im 19. Jahrhundert lebte - genauer von 1832 bis 1888.

Auf den ersten Blick handelt es sich um ein recht umfangreiches Gedicht, das in einer regionalen Sprache oder Mundart verfasst ist - vermutlich Alemannisch oder Schwäbisch. Dies kann sowohl für Kenner dieser Sprache charmant wirkend als auch für Nicht-Muttersprachler als Hindernis für das Verständnis erscheinen.

Das Gedicht scheint eine Geschichte zu erzählen, die auf einer Reise oder einem Ausflug basiert. Das lyrische Ich kommentiert und berichtet über verschiedene Geschehnisse und Ereignisse während dieser Unternehmung. Es geht um detaillierte Beschreibungen des Verhaltens und der Erlebnisse von Mitgliedern einer Gruppe, genannt „Kittelhearra“, und insbesondere deren Führer, dem „Schultas“. Die Reise führt sie über Land und Wasser, durch Schwierigkeiten und Missgeschicke, bis sie letztlich ihre Waren erfolgreich verkaufen können.

Formal gesehen ist das Gedicht in 51 Vierzeilige Strophen gegliedert, jede mit gleichbleibender Versnummerierung. Diese Struktur verleiht dem Gedicht einen rhythmisierenden Charakter und lässt es wie ein Lied oder eine Ballade wirken. Die sprachliche Gestaltung des Gedichts ist durch den Dialekt geprägt, der viele idiomatische Ausdrücke und Redewendungen enthält. Dies verleiht dem Gedicht seinen einzigartigen Charakter und ermöglicht gleichzeitig einen tiefen Einblick in die Kultur und das Alltagsleben des 19. Jahrhunderts in dieser Region.

Dieses Gedicht könnte als eine Art Sozialsatire interpretiert werden, in welcher der Autor auf humorvolle Weise das Verhalten seiner Figuren kommentiert und das damalige Landleben veranschaulicht. Für unser heutiges Verständnis erfordert der Text allerdings eine genaue Auseinandersetzung und Kenntnisse des lokalen Dialekts.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „D Väahkommissiau’“ des Autors Michel Buck. Buck wurde im Jahr 1832 in Ertingen, Oberamt Riedlingen geboren. Im Jahr 1888 ist das Gedicht entstanden. In Stuttgart ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus oder Naturalismus zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 204 Versen mit insgesamt 51 Strophen und umfasst dabei 1116 Worte. Weitere Werke des Dichters Michel Buck sind „Am sechsta Meza anna 83ge“, „An der Gmoi’dszuga“ und „Auf den Tod meines lieben Söhnleins Hermann“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „D Väahkommissiau’“ weitere 56 Gedichte vor.

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