D Stara und d Spatza von Michel Buck
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Was hau’t doch d Spatza füar en Streit |
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An s Nôchbers Giebel danna? |
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S muaß eabbas sei’, was bsonder gheit! |
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Mer want a wengle spanna? |
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Aha, se hau’t im Staraklotz |
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Dea Winter Herberg gnomma, |
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Jetz thant en d Stara iahran Schmotz |
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Grad us der Stuba rumma. |
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Dur s Löchle schlupft der Star it foul |
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Und stôht für nous uffs Steackle; |
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A Lading Spatzadreck im Moul, |
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In Hof na keit er-n keackle |
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Ear gucket noh em Falla zua, |
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Ear will se au vergwisa, |
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Und hôt er gauh’ am Mischta gnua, |
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Gôhts wôlli na in d Wiesa. |
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Nôch rucket d Spatza wieder ei’, |
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Se want vom Klotz it weicha, |
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Se schlupfet gschwind beim Löchle nei’, |
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Doch s will s it hoimle deucha. |
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Und wieder gôhts uffs Steackle rous, |
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Haisch, wia se dô gwaltiaret? |
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„Des sei amôl jetz iahra Hous, |
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Und sia, sia protaschtiaret.“ |
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„S hilft ällz nix,“ sait der Star und geit |
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Em Spatz en Pick in d Seita. |
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Dear aber denkt: „was thuat der Gscheit? |
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I gang und laß Sui streita.“ |
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Sei’ Spätze rätschet überlout: |
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„I laß mi it vertreiba, |
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Miar hau’t a môl in d Stuba bout, |
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Und dôhinn wömmer bleiba“. |
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Der Star, dear sait koi’ Wöatle druff, |
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Ear putzat nu’ sei’ Gfieder, |
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Zlezt aber geitrer doch en Puff, |
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Dô fällt dui Spätze nieder. |
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„Du schleachter Kearle!“ schreit se rouf, |
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„So, du ka’scht d Weiber schlaga? |
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Jetz gang i grad zum Schultes nouf |
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Und thuar di glei verklaga.“ |
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Der Star, dear sait: „Jetz hau’n i gnua, |
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I nimm di gauh’ beim Kraga!“ |
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Sui aber fluigt em Schultes zua, |
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Thuat heina dött und klaga. |
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Der Star lacht, was er lacha ka’, |
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Und macht viel närrsche Faxa, |
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Bald kräht er lout aß wie a Hah’, |
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Bald thuat er wieder gacksa. |
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Bald macht er gschwind da Storka’n ous, |
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Bald thuat er wieder marra, |
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Pfeift zmôl druff glei am Finger nous, |
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Und hôt so d Leut füar Narra. |
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Nôch guckt er wieder rum und num |
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Und pfludrat mit de Flügel |
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Und sait: wenn d Spätze wieder komm, |
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Nôch kriag se aischt reacht Prügel. |
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Derweil dô kommt sei’ Stäre hoi’, |
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Bringt Käafar, ganze Laschta. |
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Dia frißt se uffam Dach alloi’ |
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Und lôht da’n Alta faschta. |
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„So sind dia Weiber,“ denkt der Star, |
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„Füar d Herberg däarf ma’ sorga, |
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Geits aber Schleackla, lôht dui War |
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Oin an de Boiner worga!“ |
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„„Wa saischt?““ frôgt d Stäre, „„was hôscht gsait?““ |
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„O, d Spätze stant beim Brunna!“ |
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„„Gang, luig it so, i hau’s schau’ ghait, |
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Gealt, thätescht miar nix gunna!““ |
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„Jawohles dô! Dui Spätze sei |
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Dött dunta dött beim Brunna!“ |
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„„Du Neidkrag du, jetz fluig nu’ glei |
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Und thuar de it lang summa |
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Und holl mer Strauh und Hôrwisch hear |
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Und bau mer s Neascht, du dicker |
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Balenki du, du Zottelbäar, |
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Suscht geits noh Nasaspicker!““ |
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Der Star, dear lôht en Heta rous |
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Und thuat se it muckiara, |
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Ear will da Frieda hau’ im Hous |
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Und lôht de Alt regiara. |
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Drum fluigt er glei uffs Nôchbers Mischt |
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Und schaffat dô wia d Ruacha, |
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Was fei’ und lind zum Hocka’n ischt, |
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Aellz thuat er zema suacha. |
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Doch wia’n er wieder oufi kommt |
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Zum Klotz mit seine Sacha, |
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Dô hairt er, wie sei’ Alte brummt |
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Und pfuchzgat mit em Racha. |
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Sui wehrt se zwôr aß wia a Katz |
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Und hôt de Spatza glousat, |
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Doch wead se dô vom Moischter Spatz, |
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Vom dicka, bais verzousat. |
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Dô lait der Star uffs Dächle na’ |
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Sei’ Traget, wetzt da Schnabel, |
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Und fährt nôch Spatz und Spätze a’ |
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Aß wia der Drach von Babel, |
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Haut zua der Hand, haut von der Hand, |
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Haut oba, unta, mittla, |
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Dô fliaget d Feadra umanand, |
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Aß höb ma’ Better schüttla. |
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Und woner in der Wuat so ganz |
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Verblindt hôt um se bissa, |
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Hôt ear seim oigna Weib da Schwanz |
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Grad wuzaweag rous grissa. |
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„Uijessesle,“ schreit d Stäre, „au! |
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Los, Matzel, bischt von Sinna? |
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Hôscht gmoint, i häb en Schwanz von Strauh |
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Und Heu im Büzel dinna?“ |
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„„Ai, Sökra!““ sait der Star, „„ai, ai!““ |
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Und hôt verleaga pfiffa, |
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„„Wia thuat mer doch des Ding so waih, |
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Dô hau’ mi wüascht vergriffa! |
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Schatzhouser, i hau’d Spätze gmoint, |
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Dui hau’n i wölla stupfa |
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Und iahr amôl au reacht verboint |
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Da Feadrapelz verrupfa. |
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Komm, laß der s Waihle blôsa glei: |
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Kripskrapse, drei Tag Reaga |
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und Schnaitäg au noh Stucka drei! |
120 |
Des ischt a guater Seaga!““ |
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„Du bischt a reachter Alafanz!“ |
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Schreit d Stäre vola Zoara, |
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„So moi’scht, des hoil mein blutta Schwanz? |
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Gealt, hi’? Des glaub i moara!“ |
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Ear aber macht a trourigs Gsicht, |
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Hôt d Au’schuld het verschwoara, |
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Und hôt de Alt nôch wieder bricht – |
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So isch ma’ zfrieda woara. |
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Und aber d Spatza bouet freach |
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De Stara zum Verdriaßa |
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A Neascht zum Klotz ins Rinnableach – |
132 |
Ma’ sotts halt äll verschiaßa! |
Details zum Gedicht „D Stara und d Spatza“
Michel Buck
33
132
791
bis 1888
Realismus,
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „D Stara und d Spatza“ stammt von dem schwäbischen Mundartdichter Michel Buck, der von 1832 bis 1888 lebte. Es lässt sich daher zeitlich der Epoche des 19. Jahrhunderts zuordnen.
Auf den ersten Blick ist erkennbar, dass das Gedicht in schwäbischer Mundart verfasst ist, was sich sowohl auf dessen Form als auch auf die leicht skurrile und humorvolle Wirkung auswirkt.
Inhaltlich dreht sich das Gedicht um einen Streit zwischen einem Star und einem Spatz. Beide Vogelarten beanspruchen denselben Nistplatz und versuchen, sich gegenseitig zu vertreiben. Der Star wirkt dabei dominant und aggressiv, während der Spatz List und Hartnäckigkeit zeigt. Schließlich schaffen es die Spatzen eine Nest in der Rinne des Klotzes zu bauen.
Die Sprache ist in schwäbischer Mundart gehalten, was für ein besonders authentisches und humorvolles Gesamtbild sorgt. Die Versform ist durchgängig vierversige Strophen. Mit seinen 33 Strophen und durchgängig gereimten Versen fällt das Gedicht insbesondere durch seine Länge auf.
Die Erzählstimme präsentiert die Handlung aus einer allwissenden, kommentierenden Perspektive und nutzt die regionalen Sprachmittel, um Charaktere und Situationen bunt und lebendig darzustellen. Diese Mundart und die humorvolle Darstellung von Streit und Konflikt zwischen den Tieren erzeugt eine volkstümliche, heitere Atmosphäre. Dies demonstriert Buck's Meisterschaft in der Anwendung regionaler Dialekte, um alltägliche Situationen auf humorvolle, satirische Weise darzustellen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „D Stara und d Spatza“ ist Michel Buck. Im Jahr 1832 wurde Buck in Ertingen, Oberamt Riedlingen geboren. Im Jahr 1888 ist das Gedicht entstanden. Stuttgart ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus oder Naturalismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 791 Wörter. Es baut sich aus 33 Strophen auf und besteht aus 132 Versen. Die Gedichte „An der Gmoi’dszuga“, „Auf den Tod meines lieben Söhnleins Hermann“ und „Auf den Tod meines lieben siebenjährigen Töchterchens Hilda Antonia“ sind weitere Werke des Autors Michel Buck. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „D Stara und d Spatza“ weitere 56 Gedichte vor.
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- Auf den Tod meines lieben siebenjährigen Töchterchens Hilda Antonia
- Auf die Beerdigung meines Schwähers
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Zum Autor Michel Buck sind auf abi-pur.de 56 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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