Der Zürchersee von Friedrich Gottlieb Klopstock
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Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht |
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Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht, |
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Das den großen Gedanken |
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Deiner Schöpfung noch einmal denkt. |
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Von des schimmernden Sees Traubengestaden her, |
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Oder, flohest du schon wieder zum Himmel auf, |
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Komm in rötendem Strahle |
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Auf dem Flügel der Abendluft, |
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Komm, und lehre mein Lied jugendlich heiter sein, |
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Süße Freude, wie du! gleich dem beseelteren |
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Schnellen Jauchzen des Jünglings, |
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Sanft, der fühlenden Fanny gleich. |
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Schon lag hinter uns weit Uto, an dessen Fuß |
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Zürch in ruhigem Tal freie Bewohner nährt; |
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Schon war manches Gebirge |
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Voll von Reben vorbeigeflohn. |
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Jetzt entwölkte sich fern silberner Alpen Höh, |
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Und der Jünglinge Herz schlug schon empfindender, |
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Schon verriet es beredter |
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Sich der schönen Begleiterin. |
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»Hallers Doris«, die sang, selber des Liedes wert, |
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Hirzels Daphne, den Kleist innig wie Gleimen liebt; |
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Und wir Jünglinge sangen |
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Und empfanden wie Hagedorn. |
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Jetzo nahm uns die Au in die beschattenden |
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Kühlen Arme des Walds, welcher die Insel krönt; |
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Da, da kamest du, Freude! |
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Volles Maßes auf uns herab! |
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Göttin Freude, du selbst! dich, wir empfanden dich! |
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Ja, du warest es selbst, Schwester der Menschlichkeit, |
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Deiner Unschuld Gespielin, |
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Die sich über uns ganz ergoß! |
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Süß ist, fröhlicher Lenz, deiner Begeistrung Hauch, |
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Wenn die Flur dich gebiert, wenn sich dein Odem |
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sanft |
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In der Jünglinge Herzen, |
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Und die Herzen der Mädchen gießt. |
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Ach du machst das Gefühl siegend, es steigt durch |
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dich |
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Jede blühende Brust schöner, und bebender, |
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Lauter redet der Liebe |
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Nun entzauberter Mund durch dich! |
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Lieblich winket der Wein, wenn er Empfindungen, |
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Beßre sanftere Lust, wenn er Gedanken winkt, |
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Im sokratischen Becher |
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Von der tauenden Ros' umkränzt; |
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Wenn er dringt bis ins Herz, und zu Entschließungen, |
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Die der Säufer verkennt, jeden Gedanken weckt, |
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Wenn er lehret verachten, |
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Was nicht würdig des Weisen ist. |
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Reizvoll klinget des Ruhms lockender Silberton |
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In das schlagende Herz, und die Unsterblichkeit |
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Ist ein großer Gedanke, |
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Ist des Schweißes der Edlen wert! |
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Durch der Lieder Gewalt, bei der Urenkelin |
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Sohn und Tochter noch sein; mit der Entzückung Ton |
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Oft beim Namen genennet, |
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Oft gerufen vom Grabe her, |
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Dann ihr sanfteres Herz bilden, und; Liebe, dich, |
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Fromme Tugend, dich auch gießen ins sanfte Herz, |
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Ist, beim Himmel! nicht wenig! |
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Ist des Schweißes der Edlen wert! |
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Aber süßer ist noch, schöner und reizender, |
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In dem Arme des Freunds wissen ein Freund zu sein! |
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So das Leben genießen, |
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Nicht unwürdig der Ewigkeit! |
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Treuer Zärtlichkeit voll, in den Umschattungen, |
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In den Lüften des Walds, und mit gesenktem Blick |
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Auf die silberne Welle, |
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Tat ich schweigend den frommen Wunsch: |
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Wäret ihr auch bei uns, die ihr mich ferne liebt, |
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In des Vaterlands Schoß einsam von mir verstreut, |
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Die in seligen Stunden |
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Meine suchende Seele fand; |
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O so bauten wir hier Hütten der Freundschaft uns! |
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Ewig wohnten wir hier, ewig! Der Schattenwald |
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Wandelt, uns sich in Tempe, |
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Jenes Tal in Elysium! |
Details zum Gedicht „Der Zürchersee“
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1724 - 1803
Empfindsamkeit
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Zürchersee“ stammt von Friedrich Gottlieb Klopstock, einem deutschen Dichter, der im Zeitalter der Aufklärung lebte. Klopstock wurde 1724 geboren und starb 1803, daher lässt sich das Gedicht in die Literatur des 18. Jahrhunderts einordnen.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass dieses Gedicht eine Leidenschaft für die Natur, Freundschaft und das Dichten ausdrückt. Das lyrische Ich schätzt die Schönheit der Natur und die Freude, die es beim Betrachten der Landschaft empfindet. Die besungene Schönheit der Natur ist dabei nicht nur ästhetisch, sondern auch intellektuell: Die Natur regt Gedanken und Inspiration an und wird als Schöpfung einer höheren Macht, symbolisiert durch die Mutter Natur, gewürdigt.
Die wesentlichen Themen des Gedichts sind also Natur, Freude, Freundschaft und Dichtung. Im ersten Teil des Gedichts konzentriert sich das lyrische Ich auf die Schönheit der Natur, aus der es Inspiration schöpft. Später verlagert sich der Fokus auf das Erleben von Freundschaft und Freude, die als bereichernde und erfüllende menschliche Erfahrungen dargestellt werden. Schließlich wird die Dichtung selbst als Mittel gesehen, um diese Erfahrungen zu verewigen und an zukünftige Generationen weiterzugeben.
Formal besteht das Gedicht aus langen Strophen mit jeweils vier bis fünf Versen. Die Sprache ist anspruchsvoll und erhaben, was die hohe Wertschätzung der beschriebenen Themen unterstreicht. Es wird eine Vielzahl von Metaphern und Symbolen verwendet, um die Emotionen und Wahrnehmungen des lyrischen Ichs auszudrücken. Beispielsweise werden der Frühling und der Wein als Symbole für Freude und Inspiration verwendet.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Friedrich Gottlieb Klopstocks Gedicht „Der Zürchersee“ ein Loblied auf die Schönheit der Natur, die Freuden der Freundschaft und die Kraft der Dichtung ist. Mit seiner erhabenen Sprache und seinen reichen Bildern vermittelt es eine tiefe Wertschätzung für diese Aspekte des Lebens.
Weitere Informationen
Friedrich Gottlieb Klopstock ist der Autor des Gedichtes „Der Zürchersee“. Im Jahr 1724 wurde Klopstock in Quedlinburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1740 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Empfindsamkeit zu. Bei dem Schriftsteller Klopstock handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 468 Wörter. Es baut sich aus 19 Strophen auf und besteht aus 78 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich Gottlieb Klopstock sind „An die nachkommenden Freunde“, „Das verlängerte Leben“ und „Die Musik“. Zum Autor des Gedichtes „Der Zürchersee“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.
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