Friedrich der Fünfte von Friedrich Gottlieb Klopstock

Welchen König der Gott über die Könige
Mit einweihendem Blick, als er geboren ward,
Sah vom hohen Olymp, dieser wird Menschenfreund
Sein, und Vater des Vaterlands!
 
Viel zu teuer durchs Blut blühender Jünglinge,
Und der Mutter und Braut nächtliche Trän' erkauft,
Lockt mit Silbergetön ihn die Unsterblichkeit
In das eiserne Feld umsonst!
 
Niemals weint, er am Bild eines Eroberers,
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Seinesgleichen zu sein! Schon da sein menschlich
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Herz ,
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Kaum zu fühlen begann, war der Eroberer
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Für den Edleren viel zu klein!
 
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Aber Tränen nach Ruhm, welcher erhabner ist,
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Keines Höflings bedarf, Tränen geliebt zu sein
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Vom glückseligen Volk, weckten den Jüngling oft
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In der Stunde der Mitternacht;
 
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Wenn der Säugling im Arm hoffender Mütter schlief,
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Einst ein glücklicher Mann! wenn sich des Greises
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Blick
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Sanft in Schlummer verlor, jetzo verjünget ward,
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Noch den Vater des Volks zu sehn.
 
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Lange sinnt er ihm nach, welch ein Gedank' es ist:
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Gott nachahmen, und selbst Schöpfer des Glückes
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sein
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Vieler tausend! Er hat eilend die Höh erreicht,
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Und entschließt sich, wie Gott zu sein!
 
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Wie das ernste Gericht furchtbar die Waage nimmt,
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Und die Könige wägt, wenn sie gestorben sind,
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Also wägt er sich selbst jede der Taten vor,
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Die sein Leben bezeichnen soll!
 
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Ist ein Christ! und belohnt redliche Taten erst!
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Und dann schauet sein Blick lächelnd auf die herab,
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Die der Muse sich weihn, welche, mit stiller Kraft
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Handelnd, edler die Seele macht!
 
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Winkt dem stummen Verdienst, das in der Ferne
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steht!
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Durch sein Muster gereizt, lernt es Unsterblichkeit!
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Denn er wandelt allein, ohne der Muse Lied,
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Sichres Wegs zur Unsterblichkeit!
 
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Die vom Sion herab Gott den Messias singt,
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Fromme Sängerin, eil' itzt zu den Höhen hin,
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Wo den Königen Lob, besseres Lob ertönt,
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Die Nachahmer der Gottheit sind!
 
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Fang den lyrischen Flug stolz mit dem Namen an,
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Der oft, lauter getönt, dir um die Saite schwebt;
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Singst du einst von dem Glück, welches die gute Tat
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Auf dem freieren Throne lohnt!
 
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Daniens Friederich ists, welcher mit Blumen dir
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Jene Höhen bestreut, die du noch steigen mußt!
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Er, der König und Christ, wählt dich zur Führerin,
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Bald auf Golgatha Gott zu sehn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (29.1 KB)

Details zum Gedicht „Friedrich der Fünfte“

Anzahl Strophen
12
Anzahl Verse
52
Anzahl Wörter
350
Entstehungsjahr
1724 - 1803
Epoche
Empfindsamkeit

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Friedrich der Fünfte“ ist von Friedrich Gottlieb Klopstock, einem deutschen Dichter der Aufklärung und frühen Klassik. Er wurde am 2. Juli 1724 geboren und starb am 14. März 1803. In Anbetracht dieser Angaben, kann das Gedicht zeitlich in das ausgehende 18. Jahrhundert eingeordnet werden.

In den ersten Strophen wird das Portrait eines Königs gezeichnet, der sich durch seine Liebe zur Menschheit und zum Vaterland auszeichnet. Der lyrische Sprecher preist ihn als weisen und humanistischen Herrscher, der den Wert des Friedens über Heldentum und Eroberungen stellt. Er ist ein Regent, der nicht die Macht, sondern das Wohl seine Volkes im Fokus hat.

Der Titel des Gedichts legt den Schluss nahe, dass der Protagonist König Friedrich V. von Dänemark ist. Dieser wird als ein monarchisches Idealbild gezeichnet, der mit den hisorischen Gegebenheiten seiner Zeit konterkariert wird. Denn er distanziert sich von Krieg und Machtstreben, was nicht dem üblichen Verhalten eines Monarchen dieser Zeit entspricht. Vielmehr strebt er danach, ein Schöpfer des Glücks für sein Volk zu sein und Gott nachzueifern.

Die Reimform und Sprache des Gedichts ist dem ausgehenden 18. Jahrhundert entsprechend. Der Text ist klar und die Versform entspricht dem Barockstil, allerdings schon mit den klaren Zügen der Aufklärung und des beginnenden Klassizismus. Es hat klare, abgeschlossene Strophen und ist durchgehend in Versform verfasst.

Die Sprache ist erhaben und pathetisch, typisch für diese Epoche und passend zur erhabenen Figur des Königs, die im Gedicht porträtiert wird. Man erkennt den Einfluss der antiken Poesie, insbesondere der Ode, an Klopstocks Werk, der wie viele seiner Zeitgenossen von der Antike und insbesondere von Kunst und Kultur des klassischen Griechenland stark beeinflusst war. Im Gegensatz zu manchen seiner Zeitgenossen, ist Klopstocks Sprache jedoch nicht gekünstelt oder manieriert, sondern klar und ausdrucksstark.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Friedrich der Fünfte“ von Friedrich Gottlieb Klopstock ein Gedicht ist, das den Humanismus und den Friedenswillen des namensgebenden Königs hochhält und damit das Idealbild eines weisen und gerechten Herrschers zeichnet, wie es für die Aufklärung und den beginnenden Klassizismus prägend ist. Es zeigt sich, dass der König im Einklang mit der allgemeinen Wertschätzung dieser Epoche für Menschlichkeit, Vernunft und Frieden regiert.

Weitere Informationen

Friedrich Gottlieb Klopstock ist der Autor des Gedichtes „Friedrich der Fünfte“. Geboren wurde Klopstock im Jahr 1724 in Quedlinburg. In der Zeit von 1740 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Empfindsamkeit kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Klopstock ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 350 Wörter. Es baut sich aus 12 Strophen auf und besteht aus 52 Versen. Der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Unschuldigen“, „Losreißung“ und „Die Wahl“. Zum Autor des Gedichtes „Friedrich der Fünfte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.

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