An Young von Friedrich Gottlieb Klopstock

Stirb, prophetischer Greis, stirb! denn dein
Palmenzweig
Sproßte lang schon empor; daß sie dir rinne, steht
Schon die freudige Träne
In dem Auge der Himmlischen.
 
Du verweilst noch? und hast hoch an die Wolken hin
Schon dein Denkmal gebaut! Denn die geheiligten
Ernsten, festlichen Nächte
Wacht der Freigeist mit dir, und fühlts,
 
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Daß dein tiefer Gesang drohend des Weltgerichts
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Prophezeiung ihm singt, fühlts, was die Weisheit
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will,
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Wenn sie von der Posaune
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Spricht, der Totenerweckerin.
 
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Stirb! du hast mich gelehrt, daß mir der Name Tod
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Wie der Jubel ertönt, den ein Gerechter singt;
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Aber bleibe mein Lehrer,
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Stirb, und werde mein Genius!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „An Young“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
1724 - 1803
Epoche
Empfindsamkeit

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Young“ wurde von Friedrich Gottlieb Klopstock verfasst, einem der bekanntesten Dichter der deutschen Aufklärung, der von 1724 bis 1803 lebte. Das Gedicht ist wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden.

Auf den ersten Eindruck ist das Gedicht sehr emotional und inhaltsschwer. Es hat eine tiefsinnige, fast düstere Atmosphäre, ist aber auch gleichzeitig hoffnungsvoll und spirituell.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich Edward Young, einen englischen Dichter, an und legt nahe, dass dieser sterben soll. Young galt als ein bedeutender moralischer und religiöser Schriftsteller. Klopstock nutzt hier die metaphorische Sprache, um Young als prophetischen Greis darzustellen, dessen Prophezeiungen lange Zeit ignoriert wurden. Young hat sein „Denkmal“ durch seine prophetischen Werke bereits errichtet und der Freigeist, wohl das lyrische Ich, versteht seine Botschaften und fühlt die Wichtigkeit seiner Prophezeiungen des Weltgerichts. Das lyrische Ich schätzt Youngs Weisheit und möchte, dass er auch nach seinem Tod sein Lehrer bleibt und zu seinem Genius (Schutzgeist) wird.

Formal handelt es sich um ein strophisches Gedicht mit wechselnder Anzahl von Versen pro Strophe. Die dichterische Sprache ist gekennzeichnet durch eine hohe Symbolkraft, sie ist bildhaft und ausdrucksstark. Die dominanten Motive sind Tod, Prophetie und Weisheit. Die Sprache ist eher gehoben und die Wortwahl trägt zur Schaffung einer ernsten, fast feierlichen Stimmung bei. Es dominieren bildhafte und metaphorische Ausdrücke und der Autor nutzt eine Vielzahl von stilistischen Mitteln wie Alliteration, personifizierte Symbole und Parallelismus.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das lyrische Ich in Klopstocks Gedicht „An Young“ eine tiefe Verehrung für den Dichter Edward Young und dessen prophetische Weisheit zum Ausdruck bringt. Youngs Tod wird nicht als Ende, sondern als Transformation in einen spirituellen Führer gesehen, der weiterhin Orientierung und Inspiration bietet. Das Gedicht ist zugleich eine Auseinandersetzung mit den Themen Sterblichkeit, Spiritualität und der fortwährenden Suche nach Weisheit und Wahrheit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An Young“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Gottlieb Klopstock. 1724 wurde Klopstock in Quedlinburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1740 bis 1803 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Empfindsamkeit zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Klopstock handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 102 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock sind „An die rheinischen Republikaner“, „Winterfreuden“ und „Das Wiedersehn“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Young“ weitere 65 Gedichte vor.

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