Gegenwart der Abwesenden von Friedrich Gottlieb Klopstock

Der Liebe Schmerzen, nicht der erwartenden
Noch ungeliebten, die Schmerzen nicht,
Denn ich liebe, so liebte
Keiner! so werd ich geliebt!
 
Die sanftern Schmerzen, welche zum Wiedersehn
Hinblicken, welche zum Wiedersehn
Tief aufatmen, doch lispelt
Stammelnde Freude mit auf!
 
Die Schmerzen wollt ich singen. Ich hörte schon
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Des Abschieds Tränen am Rosenbusch
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Weinen! weinen der Tränen
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Stimme die Saiten herab!
 
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Doch schnell verbot ich meinem zu leisen Ohr
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Zurück zu horchen! die Zähre schwieg,
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Und schon waren die Saiten
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Klage zu singen verstummt!
 
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Denn ach, ich sah dich! trank die Vergessenheit
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Der süßen Täuschung mit feurigem
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Durste! Cidli, ich sahe
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Dich, du Geliebte! dich selbst!
 
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Wie standst du vor mir, Cidli, wie hing mein Herz
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An deinem Herzen, Geliebtere,
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Als die Liebenden lieben!
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O die ich suchet', und fand!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Gegenwart der Abwesenden“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1724 - 1803
Epoche
Empfindsamkeit

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gegenwart der Abwesenden“ wurde von Friedrich Gottlieb Klopstock geschrieben, einem bedeutenden deutschen Dichter der Aufklärung und des Sturm und Drang. Klopstock lebte von 1724 bis 1803, daher kann das Gedicht zu Ende des 18. Jahrhunderts, genauer gesagt im Zeitraum des Sturm und Drang verortet werden.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das lyrische Ich tiefe Gefühle des Schmerzes und der Liebe zum Ausdruck bringt. Ein Gefühl der Sehnsucht und der Erwartung scheint das Gedicht durchzuziehen.

Im Einzelnen beschreibt das lyrische Ich seine Schmerzen. Es geht jedoch nicht um den Schmerz einer unausgesprochenen oder unerwiderten Liebe, sondern derjenige von einem Liebenden, der seine Geliebte vermisst und dessen Liebe im höchsten Maße erwidert wird. Diese Schmerzen werden von der Aussicht auf ein Wiedersehen gemildert und vermögen es sogar, Momente der Freude hervorzurufen.

In der dritten und vierten Strophe möchte das lyrische Ich den Schmerz des Abschieds schildern und wie die Tränen weinen. Doch das lyrische Ich wird abgehalten, dieser Traurigkeit nachzuhorchen.

In der fünften Strophe führt das lyrische Ich aus, wie die schmerzhafte Realität durch die süße Täuschung, seine Geliebte, die er Cidli nennt, wieder gesehen zu haben, vergessen wird. Das Gedicht endet mit dem Ausdruck des hängenden Herzens und der Liebe des lyrischen Ichs zu seiner Geliebten, die dessen Suche nach ihr erwidert.

In formaler Hinsicht bestehen die Verse aus vier Zeilen, jeweils in der ersten Person Singular verfasst, was Klopstock typischerweise in seiner Dichtung nutzt. Die Sprache ist leidenschaftlich und emotional, wobei das lyrische Ich ein tiefes Gefühl der Zuneigung und des Liebeskummers ausdrückt. Wiederholungen, Direktadressen an das geliebte Gegenüber und stark emotionale Ausdrücke wie 'Weinen! weinen der Tränen' intensivieren die dargelegten Empfindungen.

Weitere Informationen

Friedrich Gottlieb Klopstock ist der Autor des Gedichtes „Gegenwart der Abwesenden“. Im Jahr 1724 wurde Klopstock in Quedlinburg geboren. Zwischen den Jahren 1740 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Empfindsamkeit zuordnen. Klopstock ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 129 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Gedichte „Die Unschuldigen“, „Losreißung“ und „Die Wahl“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Gottlieb Klopstock. Zum Autor des Gedichtes „Gegenwart der Abwesenden“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.

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