An Gleim von Friedrich Gottlieb Klopstock
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Der verkennet den Scherz, hat von den Grazien |
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Keine Miene belauscht, der es nicht fassen kann, |
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Daß der Liebling der Freude |
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Nur mit Sokrates Freunden lacht. |
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Du verkennest ihn nicht, wenn du dem Abendstern, |
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Nach den Pflichten des Tags, schnellere Flügel gibst, |
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Und dem Ernste der Weisheit |
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Deine Blumen entgegenstreust. |
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Laß den Lacher, o Gleim, lauter dein Lied entweihn! |
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Deine Freunde verstehns. Wenige kennest du; |
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Und manch lesbisches Mädchen |
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Straft des Liedes Entweihungen! |
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Lacht dem Jünglinge nicht, welcher den Flatterer |
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Zu buchstäblich erklärt! weiß es, wie schön sie ist! |
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Zürnt ihn weiser, und lehrt ihn, |
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Wie ihr Lächeln, dein Lied verstehn! |
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Nun versteht ers; sie mehr. Aber so schön sie ist, |
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So empört auch ihr Herz deinem Gesange schlägt: |
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O so kennt sie doch Gleimen, |
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Und sein feuriges Herz nicht ganz! |
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Seinen brennenden Durst, Freunden ein Freund zu |
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sein! |
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Wie er auf das Verdienst des, den er liebet, stolz, |
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Edel stolz ist, vom halben, |
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Kalten Lobe beleidiget! |
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Liebend, Liebe gebeut! hier nur die zögernde |
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Sanfte Mäßigung haßt, oder, von Friederichs, |
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Wenn von Friederichs Preise |
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Ihm die trunknere Lippe trieft, |
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Ohne Wünsche nach Lohn; aber auch unbelohnt! |
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Sprich nur wider dich selbst edel, und ungerecht! |
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Dennoch beuget, o Gleim, dir |
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Ihren stolzeren Nacken nicht |
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Deutschlands Muse! In Flug eilend zum hohen Ziel, |
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Das mit heiligem Sproß Barden umschattete, |
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Hin zum höheren Ziele, |
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Das der Himmlischen Palm' umweht, |
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Sang die Zürnende mir; tönend entschlüpfete |
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Mir die Laute, da ich drohend die Priesterin, |
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Und mit fliegendem Haar sah, |
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Und entscheidendem Ernst! sie sang: |
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Lern des innersten Hains Ausspruch, und lehre den |
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Jeden Günstling der Kunst; oder ich nehme dir |
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Deine Laute, zerreiße |
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Ihre Nerven, und hasse dich! |
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Würdig war er, uns mehr, als dein beglücktester |
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Freiheitshasser, o Rom, Octavian zu sein! |
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Mehr als Ludewig, den uns |
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Sein Jahrhundert mit aufbewahrt. |
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So verkündigte ihn, als er noch Jüngling war, |
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Sein aufsteigender Geist! Noch, da der Lorbeer ihm |
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Schon vom Blute der Schlacht troff, |
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Und der Denker gepanzert ging, |
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Floß der dichtrische Quell Friedrich entgegen, ihm |
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Abzuwaschen die Schlacht! Aber er wandte sich, |
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Strömt, in Haine, wohin ihm |
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Heinrichs Sänger nicht folgen wird! |
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Sagts der Nachwelt nicht an, daß er nicht achtete, |
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Was er wert war, zu sein! Aber sie hört es doch: |
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Sagts ihr traurig, und fordert |
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Ihre Söhne zu Richtern auf! |
Details zum Gedicht „An Gleim“
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1724 - 1803
Empfindsamkeit
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An Gleim“ stammt von Friedrich Gottlieb Klopstock, einem der bedeutendsten deutschen Dichter der Aufklärung, geboren 1724 und verstorben 1803. Somit kann das Gedicht in das 18. Jahrhundert und weiterhin in die Epoche der Aufklärung eingeordnet werden.
Vom ersten Eindruck her scheint das Gedicht eine Art Widmung an Gleim zu sein. Klopstock verwendet jedoch eine Sprache und einen Ton, die eher kritisch und lehrreich wirken. Er nennt Gleim häufig direkt beim Namen und analysiert sein Verhalten und seine Werke.
Der Inhalt des Gedichts ist in erster Linie eine Art Bewertung und Rat für den genannten Gleim. Es scheint, als ob Klopstock Gleim einen Rat zur Verbesserung seiner Werke gibt, ihn auf Fehler hinweist und ihm sagt, dass er auf seinen eigenen Stolz achten soll. Es ist deutlich, dass Klopstock Gleim anweist, wie er seine Werke effektiver gestalten kann. Die wiederholte Nennung des Namens Gleim deutet darauf hin, dass das lyrische Ich eine genaue Kenntnis von Gleims Arbeit hat und direkt auf sie Bezug nimmt.
In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus 14 Strophen, die jeweils aus 4 Versen bestehen. Die Sprache des Gedichts ist hoch poetisch und erfordert eine intensive Analyse, um die zugrundeliegenden Bedeutungen zu verstehen. Es besteht ein durchgehendes Reimschema, was dem Gedicht eine harmonische Struktur verleiht. Jedoch ist keine konkrete Metrik erkennbar.
Die Sprache in Klopstocks Gedicht ist anspruchsvoll und archaisch, was typisch für seine Epoche ist. Er verwendet metaphorische Sprache, um die Beziehung zwischen Gleim und seiner Kunst auszudrücken. Dabei sind sowohl die Themen der Aufklärung wie z.B. der individuelle Stolz und Eigenheit, als auch die eher klassischen Themen wie die Anspielung auf die Musen bzw. Grazien zu finden.
Zusammenfassend reflektiert das Werk „An Gleim“ Klopstocks kritische und lehrreiche Haltung gegenüber dem Schaffen Gleims und zeigt auf, wie eng das lyrische Ich, das als Klopstocks Alter Ego gelesen werden kann, mit den Werken Gleims vertraut ist. Es reiht sich damit in die Aufklärung ein, in der die Vernunft und das kritische Hinterfragen einen hohen Stellenwert einnehmen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „An Gleim“ ist Friedrich Gottlieb Klopstock. Im Jahr 1724 wurde Klopstock in Quedlinburg geboren. In der Zeit von 1740 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Empfindsamkeit zuordnen. Klopstock ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 378 Wörter. Es baut sich aus 14 Strophen auf und besteht aus 61 Versen. Friedrich Gottlieb Klopstock ist auch der Autor für Gedichte wie „Die höheren Stufen“, „Die Unschuldigen“ und „Losreißung“. Zum Autor des Gedichtes „An Gleim“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.
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