Weissagung von Friedrich Gottlieb Klopstock
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An die Grafen Christian und Friedrich Leopold zu |
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Stolberg |
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An der Eiche Sprößling gelehnt, von hellen |
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Düften umhüllt, stand die Telyn, und schnell |
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Erscholl sie von selbst; doch ich ließ |
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Unerweckt sie mir erschallen. |
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Da entströmt' ihr rascher Verdruß, da zürnte |
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Wirbelnd ihr Ton. Eilend ging ich, und nahm |
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Die Drohende, daß sie dereinst |
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Zum Vergelt nicht mir verstummte. |
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Aus des Rosses Auge, des Hufs Erhebung, |
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Stampfen des Hufs, Schnauben, Wiehern und |
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Sprung |
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Weissagten die Barden; auch mir |
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Ist der Blick hell in die Zukunft. |
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Ob's auf immer laste? Dein Joch, o Deutschland, |
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Sinket dereinst! Ein Jahrhundert nur noch; |
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So ist es geschehen, so herrscht |
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Der Vernunft Recht vor dem Schwertrecht. |
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Denn im Haine brauset' es her, gehobnes |
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Halses, und sprang, Flug die Mähne, dahin. |
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Das heilige Roß, und ein Spott |
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War der Sturm ihm, und der Strom ihm. |
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Auf der Wiese stand es, und stampft', und blickte |
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Wiehernd umher; sorglos weidet, es, sah |
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Voll Stolz nach dem Reiter nicht hin, |
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Der im Blut lag an dem Grenzstein. |
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Nicht auf immer lastet es. Frei, o Deutschland, |
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Wirst du dereinst! Ein Jahrhundert nur noch; |
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So ist es geschehen, so herrscht |
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Der Vernunft Recht vor dem Schwertrecht. |
Details zum Gedicht „Weissagung“
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31
195
1724 - 1803
Empfindsamkeit
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Weissagung“ wurde von Friedrich Gottlieb Klopstock verfasst, einem führenden Dichter der deutschen Aufklärung und frühen Romantik. Klopstock wurde am 2. Juli 1724 geboren und starb am 14. März 1803. Ausgehend von den Themen und Stilen in Klopstocks Werk und den historischen Kontext seiner Lebensdaten, lässt sich „Weissagung“ in die Epoche der späten Aufklärung oder frühen Romantik einordnen, welche das 18. und frühe 19. Jahrhundert prägte.
Bei einer ersten Betrachtung fällt auf, dass das Gedicht eine Form von Weissagung oder Vorhersage darstellt und sich auf wichtige historische Ereignisse bezieht. Es lenkt die Aufmerksamkeit zunächst auf die gegenwärtige Situation, gibt aber in weiterer Folge einen prophetischen Blick auf das, was kommen könnte.
Das Gedicht handelt von einem lyrischen Ich, das eine Weissagung macht oder erhält. Bereits in der ersten Strophe ist die zentrale Motivation für diese Weissagung zu erkennen: Das lyrische Ich wendet sich an die Grafen Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg. Das Gedicht spielt auf ein wichtiges historisches Ereignis oder eine wichtige Zeit an – die Unterdrückung Deutschlands, die das lyrische Ich auf eine Art und Weise darstellt, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft weckt. Es wird eine Vorhersage gemacht, dass das „Joch“ Deutschlands, also seine Unterdrückung, nur noch ein Jahrhundert dauern wird und dann das „Recht der Vernunft“ über das „Schwertrecht“, also die militärische Macht, siegen wird.
Die Form des Gedichts ist klassisch und die Strophenlänge variiert zwischen vier und fünf Versen, was der Form von Sonetten ähnelt. Die Worte, die Klopstock verwendet, sind bildhaft und malen ein lebendiges Bild von den Szenen und Konzepten, die er beschreibt. Die Sprache ist formal und passt zu dem ernsten Ton des Gedichts. Klopstocks Gebrauch von Wiederholungen und Anaphern intensiviert die emotionale Bedeutung des Textes und erzeugt eine starke Wirkung auf den Leser.
Zusammenfassend ist Klopstocks „Weissagung“ ein Ausdruck von Hoffnung auf Freiheit und Gleichheit, eingebettet in die historischen Ereignisse seiner Zeit. Durch die bildhafte Sprache und den leidenschaftlichen Ton bringt der Dichter seine Sehnsucht nach einem gerechteren Deutschland zum Ausdruck.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Weissagung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Gottlieb Klopstock. Im Jahr 1724 wurde Klopstock in Quedlinburg geboren. In der Zeit von 1740 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Empfindsamkeit zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Klopstock handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 195 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 31 Versen. Weitere Werke des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock sind „Losreißung“, „Die Wahl“ und „Die Waage“. Zum Autor des Gedichtes „Weissagung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.
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