Cäsarenwahnsinn von Marie Eugenie Delle Grazie
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Götterwürd’ und Götterrechte |
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Habt ihr kühn euch angemaßt, |
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Geist und Tugend wurden Knechte, |
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Wo die Willkür toll gepraßt; |
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Trotzig fern den Erdgebornen, |
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Aber auch der Götter Huld, |
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Mußtet ihr den Wahlerkor’nen |
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Furchtbar zahlen eure Schuld! |
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Wahnsinn schlang sich mit der Krone |
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Rom’s um die Cäsarenstirn, |
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Erbt’ vom Vater sich zum Sohne, |
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Fraß am Herzen euch und Hirn; |
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Wahnsinn übt als Schicksalsfehme |
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Heute noch den gleichen Spruch: |
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Götter schenken Diademe, |
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Wer sie raubt, den trifft ihr Fluch! |
Details zum Gedicht „Cäsarenwahnsinn“
4
16
78
1892
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Cäsarenwahnsinn“ wurde von Marie Eugenie Delle Grazie verfasst, einer österreichischen Schriftstellerin, die von 1864 bis 1931 lebte. Ihre literarische Schaffensphase fällt somit in das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert, eine Zeit, die von tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen geprägt war.
Auf den ersten Blick fällt eine direkte, anklagende Sprache auf, die sich gegen Machtmissbrauch und Tyrannei zu richten scheint. Es wird ein negativer, sehr kritischer Blick auf den absoluten Herrscher, den Cäsar, geworfen.
Das Gedicht thematisiert den Größenwahn und den Wahnsinn der Cäsaren des Römischen Reiches, die sich göttliche Rechte angemaßt haben. Sie haben ihre Macht zur Willkür ausgeübt, ihre Tugend verloren und die Menschen und den Geist zu Knechten gemacht. Trotzig und hochmütig mussten sie letzten Endes ihre Schuld bezahlen. Der Wahnsinn, der mit der Macht der Krone Einzug hielt, war in ihren Herzen und Köpfen fest verankert und wurde wie ein Fluch von Generation zu Generation weiter gegeben. Die letzte Strophe deutet dabei auf eine Art gerechte Vergeltung hin; diejenigen, die sich unrechtmäßig göttliche Privilegien aneignen, werden letztlich von deren Fluch getroffen.
Das Gedicht ist in Versen im Reimpaarschema verfasst, also paaren sich jeweils die Endwörter der ersten beiden und der letzten beiden Zeilen einer jeden Strophe. Dies erzeugt einen fließenden, eingängigen Rhythmus und unterstützt so die eindringliche Botschaft. Die Verwendung dramatischer Bilder und Metaphern wie „Geist und Tugend wurden Knechte“ oder „Wahnsinn schlang sich mit der Krone“ unterstreicht die Kritik und das Unbehagen des lyrischen Ichs. Auch der häufige Bezug auf göttliche Mächte verleiht dem Gedicht eine gewisse Schwere und Erhabenheit.
Insgesamt wirkt das Gedicht wie eine scharfe Anklage gegen den Machtmissbrauch der herrschenden Klasse, die ihre Position für eigennützige Ambitionen ausnutzt und dabei das Wohl des Volkes aus den Augen verliert. Dabei scheint Delle Grazie jedoch nicht nur die historischen Cäsaren zu kritisieren, sondern auch allgemeiner die Gefahr der Machtgier und des Machtmissbrauchs anzuprangern – womöglich ein Kommentar zu Tendenzen ihrer eigenen Zeit.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Cäsarenwahnsinn“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Marie Eugenie Delle Grazie. Im Jahr 1864 wurde Delle Grazie in Weißkirchen (Bela Crkva) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1892 zurück. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Die Schriftstellerin Delle Grazie ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das 78 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Dichterin Marie Eugenie Delle Grazie ist auch die Autorin für Gedichte wie „Abendsonnenschein“, „Abschied“ und „Addio“. Zur Autorin des Gedichtes „Cäsarenwahnsinn“ haben wir auf abi-pur.de weitere 71 Gedichte veröffentlicht.
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