Cupido von Christian Felix Weiße

Stellt mir der weise Lisidor
Den Gott der Liebe schrecklich vor,
Mit schweren fürchterlichen Pfeilen,
Wovon die Wunden selten heilen:
So irrt er sich,
Glaubt er, ich fürchte mich.
 
Doch mahlt ein zärtlicher Amynt
Ihn als ein liebenswürdigs Kind,
Sanft, schlau, zu schmeicheln stets beflissen,
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Schön wie der Lenz, schön bis zum küssen.
11 
Wie fürchterlich
12 
Wird dieses Kind für mich!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Cupido“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
60
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Cupido“ stammt von dem deutschen Dichter Christian Felix Weiße, der im 18. Jahrhundert lebte und dessen Schaffen dem Zeitalter der Aufklärung zugeordnet wird. Erst auf den zweiten Blick ist zu erkennen, dass das Gedicht eine humorvolle und scharfsinnige Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen auf die Liebe darstellt.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen mit je sechs Versen und handelt von zwei unterschiedlichen Darstellungen der Figur des Liebesgottes Cupido (bzw. Amor). In der ersten Strophe wird Cupido von dem weisen Lisidor als furchteinflößende Gestalt dargestellt, die schwere, unmenschliche Verwundungen verursacht. Das lyrische Ich wird sich jedoch nicht von dieser Darstellung einschüchtern lassen.

Die zweite Strophe zeigt eine gänzlich andere Sicht auf Cupido. Hier stellt Amynt, der zärtliche Liebende,. den Liebesgott als ein schönes und liebenswürdiges Kind dar, das stets darauf bedacht ist zu schmeicheln. Diese Darstellung erzeugt bei dem lyrischen Ich eine intensive Furcht.

Das lyrische Ich scheint sich bewusst zu sein, dass beide Sichtweisen ihre Berechtigung haben. Indem Weiße die Kontraste in der Darstellung Cupidos zur Schau stellt, kritisiert er möglicherweise die Verallgemeinerung der Liebe als etwas nur Gutes oder nur Schlechten und betont, dass Liebe sowohl zärtlich als auch schmerzhaft sein kann.

In Bezug auf die Form setzt Weiße auf einen klassischen Stil, bei dem sich das Versschema und die Anordnung der Verse ähneln, um sowohl Kontrast als auch Ähnlichkeit zwischen den Ansichten zu demonstrieren. Eine Analyse der Sprache deutet darauf hin, dass Weiße geschickt Gegensätze verwendet, um die Spannung und das Interesse des Lesers aufrechtzuerhalten.

Insgesamt ist „Cupido“ ein ausgeklügeltes Gedicht, das den Leser dazu anregt, tiefer über die dualistische Natur der Liebe nachzudenken und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Cupido nicht nur ein sanfter, liebenswerter Knabe ist, sondern auch ein gefährlicher Gott, der mächtige, schmerzhafte Liebespfeile abschickt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Cupido“ ist Christian Felix Weiße. Im Jahr 1726 wurde Weiße in Annaberg geboren. 1758 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Aufklärung zu. Bei Weiße handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 60 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Felix Weiße sind „Befehl an Zephyr“, „Cephalus und Aurore“ und „Chloe“. Zum Autor des Gedichtes „Cupido“ haben wir auf abi-pur.de weitere 100 Gedichte veröffentlicht.

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