Erstes Liebeslied eines Mädchens von Eduard Mörike

Was im Netze? Schau einmal!
Aber ich bin bange;
Greif ich einen süßen Aal?
Greif ich eine Schlange?
 
Lieb ist blinde
Fischerin;
Sagt dem Kinde,
Wo greift's hin?
 
Schon schnellt mir's in Händen!
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Ach Jammer! o Lust!
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Mit Schmiegen und Wenden
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Mir schlüpft's an die Brust.
 
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Es beißt sich, o Wunder!
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Mir keck durch die Haut,
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Schießt 's Herze hinunter!
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O Liebe, mir graut!
 
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Was tun, was beginnen?
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Das schaurige Ding,
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Es schnalzet da drinnen,
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Es legt sich im Ring.
 
21 
Gift muß ich haben!
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Hier schleicht es herum,
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Tut wonniglich graben
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Und bringt mich noch um!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Erstes Liebeslied eines Mädchens“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das hier zu interpretierende Gedicht „Erstes Liebeslied eines Mädchens“ ist von Eduard Mörike, einem deutschen Lyriker des 19. Jahrhunderts, der die Epoche des Biedermeier und der Schwäbischen Schule repräsentiert.

Das Gedicht erweckt beim ersten Lesen den Eindruck von raubender, fast schmerzhaft intensiver Liebe, von stürmischer Leidenschaft. Es bildet zugleich die Erinnerung an die unschuldige und naive Verwirrung eines Mädchens ab, wenn sie zum ersten Mal eine starke Anziehung oder sogar Liebe erlebt.

Im ersten Teil des Gedichts zeigt das lyrische Ich, wahrscheinlich ein Mädchen oder eine junge Frau, Unsicherheit und Furcht vor dem Unbekannten. Es ahnt, dass etwas Schönes wie ein Aal, aber auch Gefährliches wie eine Schlange im Netz der Liebe sein kann. Im weiteren Verlauf nimmt das Gedicht eine überraschende und gewaltsame Wendung, als das lyrische Ich die Liebe als ein wundervolles aber auch erschreckendes, fast bedrohliches Gefühl begreift. Es fühlt sich hilflos und machtlos gegenüber dem intensiven Schrecken und der süßen Qual der ersten Liebe.

Die Form und Sprache des Gedichtes sind einfach und zugänglich, was seine Botschaft allgemeingültig und weitreichend macht. Mit einem ABAB-Reimschema für jede Strophe und einer klaren, unprätentiösen Sprache gelingt es Mörike, Komplexität und Tiefe in den Erfahrungen und Emotionen zu vermitteln. Die verwendete Metapher, die Liebe als ein in einem Netz gefangenes Tier darzustellen, ist zugleich lebhaft und bildhaft und erweckt sowohl Sympathie als auch eine gewisse Furcht. Besonders bemerkenswert ist die Verwendung des Motivs des Tiers, das sich in das Herz „beißen“, „schießen“ und schließlich darin „graben“ kann, was die intensive physische und emotionale Erfahrung der Liebe vermittelt.

Insgesamt ist das Gedicht eine fesselnde und eindringliche Erzählung des Erwachens der Liebe aus der Perspektive eines Mädchens – voller Freude, Angst, Verwirrung und Leidenschaft, die die Erwartungen der Gesellschaft und die eigene Unschuld und Naivität in Frage stellt. Es zeigt die dunkleren Aspekte der Liebe und das schmerzlich-schöne Erwachsenwerden auf und zeigt so die einzigartige Fähigkeit von Mörikes Lyrik, tiefgründige Emotionen und Erfahrungen auf brillante und dennoch einfache Weise zum Ausdruck zu bringen.

Weitere Informationen

Eduard Mörike ist der Autor des Gedichtes „Erstes Liebeslied eines Mädchens“. Mörike wurde im Jahr 1804 in Ludwigsburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1820 und 1875. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 96 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Elfenlied“, „Er ist’s“ und „Gebet“. Zum Autor des Gedichtes „Erstes Liebeslied eines Mädchens“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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