Die Geister am Mummelsee von Eduard Mörike

Vom Berge was kommt dort um Mitternacht spät
Mit Fackeln so prächtig herunter?
Ob das wohl zum Tanze, zum Feste noch geht?
Mir klingen die Lieder so munter.
O nein!
So sage, was mag es wohl sein?
 
Das, was du da siehest, ist Totengeleit,
Und was du da hörest, sind Klagen.
Dem König, dem Zauberer, gilt es zu Leid,
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Sie bringen ihn wieder getragen.
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O weh!
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So sind es die Geister vom See!
 
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Sie schweben herunter ins Mummelseetal
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Sie haben den See schon betreten
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Sie rühren und netzen den Fuß nicht einmal
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Sie schwirren in leisen Gebeten
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O schau,
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Am Sarge die glänzende Frau!
 
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Jetzt öffnet der See das grünspiegelnde Tor;
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Gib acht, nun tauchen sie nieder!
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Es schwankt eine lebende Treppe hervor,
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Und - drunten schon summen die Lieder.
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Hörst du?
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Sie singen ihn unten zur Ruh.
 
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Die Wasser, wie lieblich sie brennen und glühn!
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Sie spielen in grünendem Feuer;
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Es geisten die Nebel am Ufer dahin,
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Zum Meere verzieht sich der Weiher
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Nur still!
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Ob dort sich nichts rühren will?
 
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Es zuckt in der Mitten - o Himmel! ach hilf!
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Nun kommen sie wieder, sie kommen!
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Es orgelt im Rohr und es klirret im Schilf,
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Nur hurtig, die Flucht nur genommen!
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Davon!
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Sie wittern, sie haschen mich schon!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Die Geister am Mummelsee“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
210
Entstehungsjahr
1846
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Die Geister am Mummelsee“ ist Eduard Mörike, ein deutscher Lyriker und Schriftsteller der Romantik, der von 1804 bis 1875 gelebt hat. Daher lässt sich das Gedicht zeitlich dem 19. Jahrhundert, genauer der Mitte des Jahrhunderts, zuordnen.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht eine gespenstische und mysteriöse Atmosphäre, hervorgerufen durch die nächtliche Szene und die unheimliche Beschreibung von Geistern, die einen Sarg tragen. Die wiederkehrenden Fragen und Ausrufe unterstreichen die unbeantworteten Mysterien und die zunehmende Furcht des lyrischen Ichs vor den Geistern.

Das Gedicht erzählt die Geschichte eines Beobachters, wahrscheinlich das lyrische Ich, der um Mitternacht eine Prozession von Geistern bemerkt, die einen Sarg durch die Landschaft und in den Mummelsee tragen. Die Geister, die dem toten König und Zauberer Tribut zollen, tauchen schließlich in den See ein und verschwinden, was den Beobachter in Angst versetzt.

Die Form des Gedichts ist ein Reimschema ABCCBA, mit sechs Versen in jeder der sechs Strophen. Dies erzeugt eine rhythmische Kontinuität, die die gespenstische Atmosphäre unterstreicht. Die Sprache ist malerisch und evoziert ein lebhaftes Bild der nächtlichen Szene. Sie ist reich an Metaphern und Symbolik, wie zum Beispiel das „grünspiegelnde Tor“ des Sees und die „lebende Treppe“, die sich in den See bewegt.

Zusammengefasst verdeutlicht das Gedicht die Faszination Mörikes für das Übersinnliche und die Macht der Natur, die als mysteriöse und furchteinflößende Kraft dargestellt wird. Es thematisiert die Angst vor dem Unbekannten und beleuchtet gleichzeitig die Schönheit und Ehrfurcht, die in der Natur und dem Tod liegen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Geister am Mummelsee“ des Autors Eduard Mörike. Geboren wurde Mörike im Jahr 1804 in Ludwigsburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1846 zurück. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 210 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Im Frühling“, „Septembermorgen“ und „Nimmersatte Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Die Geister am Mummelsee“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 171 Gedichte vor.

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