Columbus von Georg Heym

Nicht mehr die Salzluft, nicht die öden Meere,
Drauf Winde stürmen hin mit schwarzem Schall.
Nicht mehr der großen Horizonte Leere,
Draus langsam kroch des runden Mondes Ball.
 
Schon fliegen große Vögel auf den Wassern
Mit wunderbarem Fittich blau beschwingt.
Und weiße Riesenschwäne mit dem blassern
Gefieder sanft, das süß wie Harfen klingt.
 
Schon tauchen andre Sterne auf in Chören,
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Die stumm wie Fische an dem Himmel ziehn.
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Die müden Schiffer schlafen, die betören
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Die Winde, schwer von brennendem Jasmin.
 
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Am Bugspriet vorne träumt der Genueser
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In Nacht hinaus, wo ihm zu Füßen blähn
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Im grünen Wasser Blumen, dünn wie Gläser,
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Und tief im Grund die weißen Orchideen.
 
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Im Nachtgewölke spiegeln große Städte,
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Fern, weit, in goldnen Himmeln wolkenlos,
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Und wie ein Traum versunkner Abendröte
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Die goldnen Tempeldächer Mexikos.
 
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Das Wolkenspiel versinkt im Meer. Doch ferne
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Zittert ein Licht im Wasser weiß empor.
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Ein kleines Feuer, zart gleich einem Sterne.
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Dort schlummert noch in Frieden Salvador.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Columbus“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
156
Entstehungsjahr
1911
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Georg Heym ist der Autor des Gedichts „Columbus“. Er wurde am 30. Oktober 1887 geboren und starb am 16. Januar 1912. Das situieren des Gedichts ist in Heyms Schaffenszeit, speziell der Epoche des Expressionismus.

Beim ersten Eindruck entsteht ein Gefühl der Weite, des Abenteuers und des Unbekannten. Außerdem wird durch den Titel das Thema des Gedichts sofort ersichtlich: Es geht um Christoph Columbus, den berühmten Entdecker.

Der Inhalt dreht sich um die Reise, die Columbus unternahm, um einen Seeweg nach Indien zu finden. Dabei segelte er ins Unbekannte, überquerte den Atlantik und entdeckte stattdessen den amerikanischen Kontinent. Das lyrische Ich drückt die Ungewissheit, Sehnsucht und Neugier aus, die Columbus und seine Crew wahrscheinlich auf dieser wegweisenden Expedition empfunden haben müssen. Die langsame Veränderung von der öden, leeren Weite des Meeres hin zu den ersten Anzeichen von Leben und schließlich dem entdeckten Land spiegelt auch das Spannungsverhältnis zwischen Angst und Hoffnung wider, das Columbus auf seiner Reise verspürt haben könnte.

Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit je vier Versen. In Bezug auf die Form ist auffällig, dass das Gedicht keinen Reim hat. Der Rhythmus ist fließend und unterstützt so das Thema der Reise und Entdeckung. Die Sprache ist bildreich, erzeugt teils träumerische Szenarien und vermittelt damit ein Gefühl von Mystik und Faszination, was wiederum die Bedeutung von Columbus' Reise widerspiegelt. Florale Elemente wie Blumen und „brennender Jasmin“ symbolisieren das Exotische, Unbekannte, das am Ziel der Reise wartet. Die wiederkehrende Imagery von Licht könnte Hoffnung und Entdeckung symbolisieren - das „Licht am Ende des Tunnels“ bzw. Horizonts.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Georg Heyms Gedicht „Columbus“ eindrücklich die Seefahrt des Entdeckers und dessen innere Gefühle darstellt. Es zeigt den Mut und die Entschlossenheit, mit denen Columbus ins Unbekannte segelte und eine neue Welt entdeckte. Durch seine detaillierte und sinnliche Bildsprache lässt Heym die Leser an diesem historischen Abenteuer teilhaben.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Columbus“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Heym. 1887 wurde Heym in Hirschberg geboren. 1911 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 156 Worte. Georg Heym ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Fliegende Holländer“, „Der Gott der Stadt“ und „Der Hunger“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Columbus“ weitere 79 Gedichte vor.

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