Columbus von Friedrich Schiller

Steure muthiger Segler! Es mag der Witz dich verhöhnen,
Und der Schiffer am Steur senken die lässige Hand.
Immer, immer nach West! Dort muß die Küste sich zeigen,
Liegt sie doch deutlich und liegt schimmernd vor deinem Verstand.
Traue dem leitenden Gott, und folge dem schweigenden Weltmeer,
Wär’ sie noch nicht, sie stieg’ jetzt aus den Fluten empor,
Mit dem Genius steht die Natur in ewigem Bunde,
Was der Eine verspricht, leistet die andre gewiß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Columbus“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Friedrich Schiller, einem wichtigen Vertreter der deutschen Literatur aus der Zeit der Weimarer Klassik (Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts).

Beim ersten Eindruck kommt eine klare und direkte Anweisung zum Ausdruck: „Steure muthiger Segler!“ - der Leser wird sofort in die Situation des lyrischen Ichs versetzt, das offenbar zu einer Seefahrt aufbreechen will.

In einfacheren Worten beschreibt das Gedicht einen mutigen Seefahrer - vertreten durch das lyrische Ich -, der sich entschieden hat, Richtung Westen zu segeln. Der Titel des Gedichts „Columbus“ deutet darauf hin, dass es sich bei dem Seefahrer um den bekannten italienischen Entdecker handeln könnte. Das lyrische Ich sieht sich Spott und Zweifel ausgesetzt, sowohl von „Witzlingen“, die seine Pläne verhöhnen, als auch von den Schiffsmännern selbst, die „die lässige Hand“ senken. Dennoch ist das Ich entschlossen, seinen Weg fortzusetzen - es vertraut auf sein inneres Wissen und auf eine tiefere, göttliche Führung („Traue dem leitenden Gott“).

Die Worte „liegt sie doch deutlich und liegt schimmernd vor deinem Verstand“ könnten andeuten, dass das lyrische Ich die neue Welt schon im Geiste sieht, bevor sie real auftaucht. Der Glaube an eine sich offenbarende Wahrheit, repräsentiert durch „Genius“ und „Natur“, die ewig verbunden sind, unterstützt diese Reise ins Unbekannte.

Das Gedicht zeichnet sich durch eine einfache Versform aus, in der Schiller direkt und unverblümt spricht. Er verwendet jedoch starke, bildhafte Sprache („Traue dem leitenden Gott, und folge dem schweigenden Weltmeer„; „sie stieg’ jetzt aus den Fluten empor“) und rhythmische, klangvolle Verse („Mit dem Genius steht die Natur in ewigem Bunde“), die die Entschlossenheit und den heroischen Geist des lyrischen Ichs unterstreichen. Die Ermahnungen und Ermutigungen des lyrischen Ichs lassen das Gedicht wie einen Selbstdialog wirken, ein Zwiegespräch mit dem Teil des Selbst, der an den Erfolg des Unternehmens glaubt und ihn vorantreibt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Columbus“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Schiller. Im Jahr 1759 wurde Schiller in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. 1796 ist das Gedicht entstanden. In Neustrelitz ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Schiller ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Der Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich darüber hinaus auch gegen das Bürgertum, das als freudlos und eng galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest der Epoche des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Schriftsteller im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik war beeinflusst worden durch die Französische Revolution mit ihren Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Der Kampf um eine Verfassung, die revolutionäre Diktatur unter Robespierre und der darauffolgende Bonapartismus führten zu den Grundstrukturen des 19. Jahrhundert (Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus). Die Literaturepoche der Weimarer Klassik lässt sich zeitlich mit der Italienreise Goethes im Jahr 1786 und mit dem Tod Goethes 1832 eingrenzen. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Zum Teil wird auch Jena als ein weiteres Zentrum der Literaturepoche angesehen. Die Klassik orientiert sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. In der Weimarer Klassik wird eine geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen sind oftmals in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich häufig an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die berühmtesten Autoren der Klassik sind: Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried von Herder.

Das 75 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich Schiller sind „An den Frühling“, „An die Gesetzgeber“ und „An die Parzen“. Zum Autor des Gedichtes „Columbus“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 220 Gedichte vor.

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