Um Mitternacht von Eduard Mörike

Gelassen stieg die Nacht ans Land,
Lehnt träumend an der Berge Wand,
Ihr Auge sieht die goldne Waage nun
Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn;
Und kecker rauschen die Quellen hervor,
Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr
Vom Tage,
Vom heute gewesenen Tage.
 
Das uralt alte Schlummerlied,
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Sie achtet's nicht, sie ist es müd;
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Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,
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Der flüchtgen Stunden gleichgeschwungnes Joch.
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Doch immer behalten die Quellen das Wort,
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Es singen die Wasser im Schlafe noch fort
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Vom Tage,
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Vom heute gewesenen Tage.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Um Mitternacht“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
90
Entstehungsjahr
1825
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Um Mitternacht“ stammt von Eduard Mörike, einem deutschsprachigen Lyriker und Schriftsteller, der im 19. Jahrhundert lebte.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht beruhigend und nachdenklich. Die ruhige Atmosphäre der Nacht und die meditative Reflexion auf den vergangenen Tag erzeugen ein Gefühl von Gelassenheit und Frieden.

Das Gedicht spiegelt die ruhige und introspektive Stimmung der Nacht wider. Es beschreibt, wie die Nacht gelassen eintrifft und sich an die Berge lehnt, während sie auf die goldene Waage der Zeit blickt. Die Quellen, die mutig hervorsprudeln, singen der Nacht - der „Mutter“ - vom vergangenen Tag. In der zweiten Strophe wird die Nacht als müde dargestellt, die das „uralte Schlummerlied“ nicht beachtet. Sie scheint den süßen Klang des Himmels und das Joch der flüchtenden Stunden zu bevorzugen. Trotzdem bleiben die Quellen beharrlich und singen immer noch vom Tag, selbst im Schlaf.

Das lyrische Ich versucht, die Stille und Ruhe der Nacht und die endlose Bewegung der Zeit auszudrücken. Es zeigt eine tiefe Wertschätzung für den Tagesablauf und die natürlichen Rhythmen des Lebens. Die wiederholte Erwähnung des „heute gewesenen Tages“ deutet darauf hin, dass das lyrische Ich die Vergänglichkeit der Zeit und die Bedeutung des Augenblicks reflektiert.

Betrachtet man nun Form und Sprache des Gedichts, so fällt auf, dass es aus zwei Strophen mit jeweils acht Versen besteht. Trotz des einfachen Aufbaus verleiht die sorgfältige Wortwahl des Gedichts ihm eine tiefe und bedeutungsvolle Aussage. Die metaphorische Sprache und die bildhafte Darstellung der Nacht und des Tages ermöglichen es dem Leser, die Stimmung und die Empfindungen des lyrischen Ichs nachzuempfinden. Die Sprache ist formal und poetisch, was die ruminierende und nachdenkliche Atmosphäre des Gedichts verstärkt. Der konstante Rhythmus und die regelmäßige Reimstruktur tragen zur melodischen und beruhigenden Qualität des Gedichts bei. Der wiederholte Refrain „Vom Tage, vom heute gewesenen Tage“ unterstreicht die zentrale Botschaft des Gedichts, die das lyrische Ich auf die Vergänglichkeit und die Schönheit des Moments hinweist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Um Mitternacht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Eduard Mörike. Im Jahr 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Im Jahr 1825 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 90 Worte. Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Gesang Weylas“, „Auf eine Christblume“ und „Hülfe in der Not“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Um Mitternacht“ weitere 171 Gedichte vor.

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