Auf einer Wanderung von Eduard Mörike

In ein freundliches Städtchen tret ich ein,
In den Straßen liegt roter Abendschein.
Aus einem offnen Fenster eben,
Ober den reichsten Blumenflor
Hinweg, hört man Goldglockentöne schweben,
Und eine Stimme scheint ein Nachtigallenchor,
Daß die Blüten beben,
Daß die Lüfte leben,
Daß in höherem Rot die Rosen leuchten vor.
 
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Lang hielt ich staunend, lustbeklommen.
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Wie ich hinaus vors Tor gekommen,
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Ich weiß es wahrlich selber nicht.
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Ach hier, wie liegt die Welt so licht!
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Der Himmel wogt in purpurnem Gewühle,
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Rückwärts die Stadt in goldnem Rauch;
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Wie rauscht der Erlenbach, wie rauscht im Grund die Mühle!
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Ich bin wie trunken, irregeführt
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O Muse, du hast mein Herz berührt
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Mit einem Liebeshauch!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Auf einer Wanderung“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf einer Wanderung“ stammt von dem bedeutenden Dichter Eduard Mörike, der in der Zeit des Biedermeier und Realismus (19. Jahrhundert) lebte und schrieb. Mörikes Werke sind vielfältig und umfassen auch Lyrik. Dieses Gedicht liefert ein lebendiges Beispiel für die detailgetreuen und bildlichen Naturbeschreibungen Mörikes, in denen er menschliche Empfindungen und Stimmungen einfängt und widerspiegelt.

Auf den ersten Blick vermittelt das Gedicht einen sinnlichen und lebendigen Eindruck von der Schönheit und Harmonie der Welt. Die vielfältigen Farb- und Klangbeschreibungen ziehen die Leser*innen in den Bann und vermitteln eine Atmosphäre des Einklangs und der Einheit von Mensch und Natur.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich seine Eindrücke und Gefühle während eines Spaziergangs durch eine Stadt am Abend. Es nimmt die Schönheit der Umgebung wahr, wie das Rot des Abendscheins, die Blumen, die Musik und Stimmen aus einer offenen Fenster. Es fühlt sich vom Anblick der Stadt, dem Himmel und der Natur berauscht und von der Muse der Poesie berührt. Durch die verwendete Ich-Perspektive kann die Leserschaft die Gefühle und Eindrücke des lyrischen Ichs nachvollziehen und sich in die beschriebene Szenerie hineinversetzen.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen: die erste mit neun und die zweite mit zehn Versen. Mörike verwendet eine sehr bildhafte und sinnliche Sprache, die das Gedicht sehr lebendig und anschaulich macht. Viele der Verse enthalten Personifikationen und Metaphern, die der Landschaft Leben und Emotion verleihen. Beispielsweise werden die Glockentöne als „schwebend“ und die Lüfte als „lebend“ bezeichnet.

Sowohl die Form als auch die Sprache des Gedichts tragen zur Schaffung einer emotionsgeladenen, beinahe magischen Stimmung bei, die das lyrische Ich empfindet und die Leser*innen mit ihm teilen können. Insgesamt ist „Auf einer Wanderung“ ein gelungenes Beispiel für Mörikes Fähigkeit, Naturerlebnisse in sprachlich ansprechender und emotional eindrucksvoller Weise darzustellen.

Weitere Informationen

Eduard Mörike ist der Autor des Gedichtes „Auf einer Wanderung“. Im Jahr 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1820 und 1875. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Bei Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 111 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere Werke des Dichters Eduard Mörike sind „Elfenlied“, „Er ist’s“ und „Gebet“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Auf einer Wanderung“ weitere 171 Gedichte vor.

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